Entwicklung der Baukosten: in Österreich 2000-2023

Autor: Hagen Luckert
aktualisiert am 11. April 2024

Wenn Sie ein Haus bauen, dann wollen Sie sicherstellen, dass Sie alle Baukosten richtig kalkulieren. Bauprojekte ziehen sich mitunter über Monate hin und das birgt das Risiko steigender Kosten. Ein Blick auf den aktuellen Baukostenindex zeigt die Entwicklung der Baukosten: Wie haben sich Arbeitsstunden und Baumaterialien über die letzten Jahre verteuert? Dies dient als wichtige Orientierungshilfe, um die Summe der Baukosten – und damit die Kreditsumme – von Anfang an richtig zu bestimmen.

Definition: Was ist der Baukostenindex?

Kurz gesagt: Der Baukostenindex spiegelt die Entwicklung der Baukosten in Österreich wider. Was berechnet der Index? Der Baukostenindex berücksichtigt dabei die Entwicklung der Kosten, die den Bauunternehmern bei der Ausführung ihrer Bauleistungen durch Veränderung der Kostengrundlagen entstehen. Die Kostengrundlagen sind Löhne (= Arbeitszeit) und sonstige Kosten (= Materialien/ Baustoffpreise). In diesem Beitrag wird die Indexierung auf das Jahr 1990 vorgenommen.

Entwicklung der Baukosten: Bedeutung für private Kreditkunden

Je stärker die Hausbau-Kosten steigen, einen desto höheren Sicherheitspuffer sollten Sie in der Kalkulation des benötigten Baukredits berücksichtigen. Denn steigende Handwerkerlöhne wirken sich unmittelbar auf die Gesamtkosten Ihres Haus- oder Wohnungsbaus aus.

Gut zu wissen: Wenn Sie schrittweise mit dem Hausbau beginnen, sollten Sie immer zuerst für ausreichend Fertigteile, Ziegel, Schotter, Zement und Bauholz sorgen. Je früher Sie einkaufen, desto besser aus Risikogesichtspunkten, denn angesichts möglicherweise erheblichen Preissteigerungen bzw. Preisschwankungen (wie dies beispielsweise erst 2021 und 2022 war) verringern Sie damit Ihr Kostenrisiko.

Baukostenentwicklung in Österreich: letzte 20 Jahre

Die durchschnittlichen jährlichen Baukosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau sind in der Langfristbetrachtung seit dem Jahr 2002 (+3,3 % pro Jahr) stärker gestiegen als die jährliche Inflation in Österreich (+2,2 % pro Jahr). Treibende Kraft dabei waren viel mehr die Baumaterialpreise und weniger die Lohnkosten (jedenfalls bis 2023). Dies gilt auch ganz besonders für die Jahre bis 2021. Erst 2022 setze dann eine Sondersituation mit exorbitanten Inflationsraten ein. In 2023 haben nachgelagert dann die Lohnkosten begonnen, deutlich zu steigen.

Altbau statt Neubau?

Die Preise für neue Immobilien in Österreich stiegen aufgrund immer höherer Baukosten bis 2022 weiter bzw. bleiben aktuell noch auf hohem Niveau, auch wenn erste leichte Rückgänge zu verzeichnen sind. Bei höherwertigen Neubauten liegen die Verkaufspreise ab Bauträger mittlerweile quer durch Österreich über 5.000 Euro, in sehr guten Stadtlagen sogar über 10.000 Euro. Alternativ zu einer Neubau-Immobilie kann für Sie daher der Kauf eines Altbaus mit guter Bausubstanz interessant sein, insbesondere unter Berücksichtigung von Förderungen für die Altbausanierung.

chart Entwicklung baukosten seit 2000

Gut zu wissen: Die Einbindung eines Experten zur Beurteilung der Kosten für die Sanierung ist unbedingt anzuraten, da Sie auch in diesem Fall die deutlich gestiegenen Baustoffpreise einplanen müssen. In 2023 waren es dann Lohnkostensteigerungen (+ 7,1 %), welche für weiteren Anstieg der Baukosten verantwortlich sind. Seit Januar 2024 steigen erneut wieder die Baustoffpreise, so dass die Gesamtkosten von Dezember 2023 auf Februar 2024 erneut um +2,0 % stiegen.

Dachbodenausbau statt Neubau?

Da sich die Baupreise seit dem Jahr 2000 verdoppelt haben, ist leistbares Wohnen zwischenzeitlich ein Problem. Immer mehr Österreicher suchen daher Alternativen zum Wohnungskauf oder Hausbau, auch um dem Risiko weiter steigender Mieten zu entkommen. Mit einem Zubau, einer Aufstockung des Hauses oder einem Dachbodenausbau ist eine Finanzierung einfacher möglich, da die Kosten für einen Grundstückskauf entfallen.

Zusammenhang von Baustoffpreisen und Baukosten

Allein im Jahr 2022 stiegen die Baustoffpreise, das heißt die Preise für die diversen Baumaterialien, um gewaltige 16,0 % an. Das ist mit ein Grund, weshalb die reinen Baukosten pro Quadratmeter Wohnung mittlerweile zwischen 2.000 Euro und 3.000 Euro liegen. Im Jahr 2023 sind die Kosten für Baumaterialien zunächst wieder gesunken, im Gegenzug aber die Baulöhne noch deutlicher gestiegen. In 2024 steigen jetzt aber die Kosten für Baumaterialien wieder.

Aktueller Baupreisindex 2023 und 2024 – monatliche Entwicklung

Der Baupreisindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau erreichte im Mai 2023 mit 278,3 (Indexierung 1990) wieder einen neuen Höchstwert für Österreich. Speziell die Lohnkosten stiegen von April auf Mai 2023 um 6,9 %. Zwischen Juni und Oktober 2023 führten dann Reduzierungen bei den Baustoffpreisen zu einem leichten Rückgang des Baupreisindexes auf 274,0 im Dezember 2023. In 2024 sind sowohl die Löhne auf dem Bau als auch Baustoffpreise gegenüber Dezember 2023 wieder gestiegen, so dass im Februar 2024 ein neuer Höchstwert von 279,6 % (letzten 12 Monate) erreicht wurde. Die genauen Zahlen für 2023 spiegeln erneut die Bedeutung der Baustoffpreisentwicklung wider:

  • Im Jahr 2023 fielen nach erheblichen Steigerungen in 2021 und 2022  erstmals die Preise für Baumaterialien wieder gegenüber dem Vorjahr um 3,3 %.
  • Die Lohnkosten für den Bau verteuerten sich 2023 um 7,1 %.
  • In Durchschnitt stiegen die Baukosten im Gesamtjahr 2023 dann um 1,1 %.
  • Auch im Krisenjahr 2023 für Immobilien und Wohnbaufinanzierungen sind die Baukosten weiter gestiegen.
  • In den letzten 12 Monaten ist der Baupreisindex um weitere 3,2 % gestiegen (von 270,9 auf 279,6).
entwicklung baukosten in den letzten 12 monaten

Ukraine-Krise und Baustoffpreise 2024

Produktions- und Lieferkettenunterbrechungen aufgrund der Corona-und Ukraine-Krise haben in den Jahren 2020 bis 2023 die Kosten für einzelne Baumaterialien zeitweise um über 50 % ansteigen lassen. Aufgrund der starken Handelsbeziehungen in Europa werden die aktuellen Konflikte auch 2023 sowohl die Inflation als auch die Kosten für Baumaterialien auf eher erhöhtem Niveau halten. Mit stark sinkenden Baustoffpreisen ist, trotz der Zurückstellung vieler Neubauvorhaben, auch in 2024 nicht zu rechnen.

Gut zu wissen: Sichern Sie Ihr Eigenheimbauprojekt daher über Kostenvoranschläge ab bzw. prüfen Sie beim Kauf einer Wohnung von einem Bauträger ganz genau mögliche Preisanpassungsklauseln. In unserem Ratgeber lesen Sie, wie Sie einen seriösen Bauträger finden.

Ausblick Baukosten 2024

Die Lohnkosten am Bau waren bislang wenig gestiegen. Dies hat sich durch entsprechende Erhöhungen in den Monaten Mai 2023 und Januar 2024 verändert. Außerdem könnten ein akuter Fachkräftemangel und die weiterhin erhöhte Inflation in 2024 dazu führen, dass die Lohnforderungen in 2024 noch weiter wachsen.

Die Materialpreise werden infolge hoher Energiekosten noch eine Zeit auf erhöhtem Niveau bleiben. Mit den aktuellen anhaltenden hohen Energiepreisen dürften auch Preise für Baumaterialien wie z. B. Zement und Dachziegel sich weiter auf erhöhtem Level halten. Erneut sehr deutliche Baukostensteigerungen sind aber eher unwahrscheinlich.


Prognose: Entwicklung der Baukosten in Österreich

Aufgrund der gestiegenen Erdöl- und Erdgaspreise können Sie für 2024 mit Preisen für Baumaterialien auf erhöhtem Niveau rechnen. Der weiterhin bestehende Inflationsdruck und der vorherrschende Fachkräftemangel dürften zudem zu weiteren hohen Lohnabschlüssen führen.

Das heißt konkret: Die Stundentarife der Handwerker haben begonnen zu steigen, weshalb Sie mit einem Bauprojekt unter Umständen nicht zu lange zögern sollten. Ob und wann sich die Entwicklung der Baupreise wieder umkehrt, lässt sich derzeit nicht prognostizieren. Bis dahin sollten Sie bei Ihren Bauprojekten jedenfalls mögliche Preissteigerungen miteinkalkulieren. Teilweise ist es für den privaten Hausbau oder Umbau seit 2023 aber wieder einfacher, Kostenvoranschläge von Handwerkern zu bekommen. Dies hängt mit den sinkenden Bautätigkeiten von Bauträgern zusammen. Im Jahr 2022 war dies in vielen Fällen sehr schwierig. 


Was kostet mein Wohnbaukredit?

Datenquelle: Statistik Austria
Bildquellen: Infina Grafik
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