Wenn Sie ein Haus bauen, dann wollen Sie sicherstellen, dass Sie alle Baukosten richtig kalkulieren. Bauprojekte ziehen sich mitunter über Monate hin und das birgt das Risiko steigender Kosten. Ein Blick auf den aktuellen Baukostenindex zeigt die Entwicklung der Baukosten: Wie haben sich Arbeitsstunden und Baumaterialien über die letzten Jahre verteuert? Dies dient als wichtige Orientierungshilfe, um die Summe der Baukosten – und damit die Kreditsumme – von Anfang an richtig zu bestimmen.
Je stärker die Hausbau-Kosten steigen, einen desto höheren Sicherheitspuffer sollten Sie in der Kalkulation des benötigten Baukredits berücksichtigen. Denn steigende Rohstoffpreise bzw. Baustoffpreise wirken sich unmittelbar auf die Gesamtkosten Ihres Haus- oder Wohnungsbaus aus.
Gut zu wissen: Wenn Sie schrittweise mit dem Hausbau beginnen, sollten Sie immer zuerst für ausreichend Fertigteile, Ziegel, Schotter, Zement und Bauholz sorgen. Je früher Sie einkaufen, desto besser, denn angesichts der teilweise erheblichen Preissteigerungen bzw. Preisschwankungen seit Anfang 2021 verringern Sie damit Ihr Kostenrisiko.
Die durchschnittlichen jährlichen Baukosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau sind seit dem Jahr 2002 (+3,3 % pro Jahr) stärker gestiegen als die jährliche Inflation in Österreich (+2,2 % pro Jahr). Treibende Kraft dabei waren viel mehr die Baumaterialpreise und weniger die Lohnkosten. Dies gilt auch ganz besonders für die letzten Jahre.
Die Preise für neue Immobilien in Österreich stiegen aufgrund immer höherer Baukosten bis 2022 weiter bzw. bleiben aktuell noch auf hohem Niveau, auch wenn erste leichte Rückgänge zu verzeichnen sind. Bei höherwertigen Neubauten liegen die Verkaufspreise ab Bauträger mittlerweile quer durch Österreich über 5.000 Euro, in sehr guten Stadtlagen sogar über 10.000 Euro. Alternativ zu einer Neubau-Immobilie kann für Sie daher der Kauf eines Altbaus mit guter Bausubstanz interessant sein, insbesondere unter Berücksichtigung von Förderungen für die Altbausanierung.
Gut zu wissen: Die Einbindung eines Experten zur Beurteilung der Kosten für die Sanierung ist unbedingt anzuraten, da Sie auch in diesem Fall die deutlich gestiegenen Baustoffpreise einplanen müssen.
Allein im Jahr 2022 stiegen die Baustoffpreise, das heißt die Preise für die diversen Baumaterialien, um gewaltige 16,0 % an. Das ist mit ein Grund, weshalb die reinen Baukosten pro Quadratmeter Wohnung mittlerweile zwischen 2.000 Euro und 3.000 Euro liegen.
Der Baupreisindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau stieg im Jahr 2022 konstant an und erreichte Ende 2022 wieder einen neuen Höchstwert für Österreich. Der aktuelle Baupreisindex (Stand Dezember 2022, Indexierung 1990) beträgt 270,6. Die genauen Zahlen spiegeln erneut die Bedeutung der Baustoffpreisentwicklung wider:
Produktions- und Lieferkettenunterbrechungen aufgrund der Corona-und Ukraine-Krise haben in den Jahren 2020 bis 2023 die Kosten für einzelne Baumaterialien zeitweise um über 50 % ansteigen lassen.
Aufgrund der starken Handelsbeziehungen in Europa werden die aktuellen Konflikte auch 2023 sowohl die Inflation als auch die Kosten für Baumaterialien auf hohem Niveau halten. Auch wenn für 2023 doch mit wieder etwas sinkenden Baustoffpreisen zu rechnen ist, da viele Neubauvorhaben zurückgestellt werden.
Gut zu wissen: Sichern Sie Ihr Eigenheimbauprojekt daher über Kostenvoranschläge ab bzw. prüfen Sie beim Kauf einer Wohnung von einem Bauträger ganz genau mögliche Preisanpassungsklauseln. In unserem Ratgeber lesen Sie, wie Sie einen seriösen Bauträger finden.
Die Lohnkosten am Bau sind bislang wenig gestiegen und haben daher noch Aufholpotenzial. Außerdem könnten ein akuter Fachkräftemangel und die aktuelle Inflation dazu führen, dass die Lohnforderungen wachsen. Die Materialpreise werden infolge hoher Energiekosten noch eine Zeit auf erhöhtem Niveau bleiben. Mit den aktuellen anhaltenden hohen Energiepreisen dürften auch Preise für Baumaterialien wie z. B. Zement und Dachziegel sich weiter auf hohem Niveau halten. Erneut deutliche Baukostensteigerungen sind aber eher unwahrscheinlich.
Aufgrund der gestiegenen Erdöl- und Erdgaspreise können Sie für 2023 mit Preisen für Baumaterialien auf erhöhtem Niveau rechnen. Der steigende Inflationsdrucks und der vorherrschende Fachkräftemangel dürften zudem zu höheren Lohnabschlüssen führen.
Das heißt konkret: Die Stundentarife der Handwerker können steigen, weshalb Sie mit einem Bauprojekt unter Umständen nicht zu lange zögern sollten. Ob und wann sich die Entwicklung der Baupreise wieder umkehrt, lässt sich derzeit nicht prognostizieren. Bis dahin sollten Sie bei Ihren Bauprojekten jedenfalls mögliche Preissteigerungen miteinkalkulieren. Teilweise ist es für den privaten Hausbau oder Umbau in 2023 aber zumindest wieder einfacher, Kostenvoranschläge von Handwerkern zu bekommen. Dies hängt mit den sinkenden Bautätigkeiten von Bauträgern zusammen. Im Jahr 2022 war dies in vielen Fällen sehr schwierig.
Ob Lage, Baumängel oder Besichtigung: Mit unseren Ratgebern erhalten Sie einen guten Überblick zum Thema Immobilien.
Datenquelle: Statistik Austria
Bildquellen: Infina Grafik
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Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.