Geldmengen Euroraum: Definition und Entwicklung

Autor: Mag. Elfi Stampfl
aktualisiert am 10. April 2024

Mit „Geldmenge“ bezeichnet man den Geldbestand eines Wirtschaftsraums – jeweils gruppiert in verschiedene Stufen der Liquidität. Sind Sie Inhaber einer privaten Wohnbaufinanzierung in Österreich, dann ist die Entwicklung der Geldmenge im Euroraum entscheidend: Kreditbedingungen sowie auch Zinsen stehen damit in engem Zusammenhang. Erfahren Sie hier, wie sich die Geldmenge aktuell entwickelt und welche Schlussfolgerungen sich für private Kreditkunden ergeben.

Geldmenge M3: aktueller Stand [Februar 2024]

Zum 29.02.2024 betrug die Geldmenge M3 im Euroraum 16,1 Billionen Euro. Damit ist die Geldmenge M3 nahezu unverändert (+0,2 %) gegenüber Januar 2024.

Bedeutung der EZB-Geldmenge M3 für private Kreditkunden

Die Steigerung der EZB-Geldmenge M3 hängt mit der Inflation zusammen. Sie können also an der Entwicklung der Geldmenge abschätzen, ob eher eine inflationäre Phase vorherrscht – die wiederum mit großzügiger Vergabe von Krediten einhergeht – oder eine disinflationäre Phase mit tendenziell strengeren Kreditvergabe-Richtlinien der Banken und Bausparkassen. Lesen Sie mehr dazu: aktuelle Statistik der Inflation. Zudem haben Geldmenge und Inflation auch Einfluss auf den Leitzins-Verlauf. Bei hohen Inflationsraten kann es sein, dass die Europäische Zentralbank mit restriktiver Geldpolitik reagiert. Dadurch steigt der EZB-Leitzins und infolge auch die Kreditzinsen für Private.

Blick zurück: Entwicklung der Geldmenge M3 seit 1999

Seit der Euro-Einführung 1999 hat sich die Geldmenge mehr als verdreifacht. Lag diese Ende 1999 noch bei 4,7 Billionen €, so stieg sie bis Ende 2022 auf 16,1 Billionen € an. Dabei gab es unterschiedliche Wachstumsphasen: In den frühen 2000er-Jahren war das Wachstum moderat hoch und die Geldmenge stieg bis Anfang 2008 jedes Jahr um rund 8 % an. Infolge der Finanzmarktkrise 2008 und der Corona-Krise kam es dann jeweils zu einem besonders schwachen bzw. starken Anstieg.

2008-2014: Verlangsamter Anstieg nach der Finanzmarktkrise

Nach der Finanzmarktkrise 2008 wurden die Richtlinien für die Kreditvergabe strenger und dementsprechend brachten Banken auch weniger Geld in den Umlauf. Das Wachstum der Geldmenge M3 stagnierte – die Geldmenge war 2009 und 2010 sogar leicht rückläufig. Erst ab dem Jahr 2014 war wieder ein stärkerer Anstieg zu verzeichnen. Bis 2019 bewegte sich das Wachstum pro Jahr dann bei 4 bis 5 %.

Corona: Kurzfristig stärkere Ausweitung der Geldmenge

chart geldmenge m3 eurozone seit 1999

Der Ausbruch der Corona-Pandemie führte zu einer starken Änderung der Geldpolitik der EZB. Diese unterstützte die Kreditvergabe stark, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzufedern. Die Geldmenge M3 verzeichnete daher von Anfang 2020 bis Mitte 2021 ein Wachstum mit doppelter Geschwindigkeit im Vergleich zu den Vorjahren. Allerdings sollten Sie im Hinterkopf behalten: Das jüngste M3-Wachstum diente der Krisenintervention und ist von der EZB nur als temporäre Maßnahme angedacht. Sollte diese sich zu einer Schrumpfung der EZB-Bilanzsumme entscheiden und angekaufte Unternehmensanleihen wieder verkaufen, dann ist eine Absenkung der Geldmenge zu erwarten.

Aktueller Trend: Die EZB-Geldmenge M3 im Jahr 2023 und 2024

Betrachtet man die kurzfristige Entwicklung der Geldmenge M3 in den vergangenen 12 Monaten, dann zeigt sich: Nach vielen Jahren, in welchen die Geldmenge deutlich zugenommen hat, steuert die EZB derzeit über andere Instrumente die Geldpolitik im Euro-Währungsgebiet. In den letzten 12 Monaten bewegte sich die Geldmenge M3 seitwärts in einem engen Korridor zwischen 15,9 und 16,1 Billionen Euro.

EZB hat Trendwende bei der Geldmenge herbeizuführen

Die Entwicklung in den Jahren 2023 und 2024 deutet darauf hin, dass die EZB den Wachstumskurs beendet hat. Voraussichtlich möchte die Zentralbank allmählich zu einer restriktiveren Geldpolitik übergehen. Aufgrund der aktuellen Kreditzinsen, welche aufgrund der Entwicklung der Leitzinsen deutlich gestiegen sind, ist die EZB mit einer Verknappung der Geldmenge noch vorsichtig.

Für Sie als privaten Kreditkunden bedeutet dies: Je stärker sich zukünftig die Geldmenge M3 reduziert, desto höher ist Ihr Risiko, dass Kreditinstitute wieder strengere Kreditvergabe-Richtlinien einführen und Sie ggf. für Ihre Wohnbaufinanzierung eine Absage erhalten.

Geldmenge M3 Eurozone in den letzten 12 Monaten

Anteil Österreichs an der Euro-Geldmenge M3

In 20 Ländern des Euroraums können Sie mit dem Euro bezahlen. Hinzukommen viele Überseegebiete (z. B. Französisch-Guayana) sowie weitere Länder, welche im Einvernehmen mit der EU den Euro als ihre nationale Währung verwenden (z. B. Andorra). Insofern entfällt auch immer ein bestimmter Anteil, der österreichische Beitrag zu den Euro-Geldmengen M3, der gesamtem Geldmenge auf Österreich.

Ukraine-Krise: Wirtschaftliche Folgen verhinderten zunächst Zinswende

Die Ukraine-Krise und ihre wirtschaftlichen Folgen dauern auch 2023 und 2024  an und wirken sich ebenfalls auf die Geldpolitik der EZB aus. Die EZB hatte im Bereich Leitzins mit vier Erhöhungen im Jahr 2022 und sechs Leitzinserhöhungen im Februar, März, Mai, Juni, Juli sowie September 2023 die Zinswende deutlich vollzogen. Eine Rückkehr zu einem restriktiveren Kurs sowie eine schnelle Abkehr von niedrigen Leitzinsen sind derzeit noch nicht eingeleitet.

Für die private Vergabe von Wohnbaukrediten heißt das: Aktuell können Sie einen Immobilienkauf oder Hausbaumit einigermaßen moderaten Fixzinssätzen und langer Kreditlaufzeit finanzieren. Explizit im variablen Bereich sind die Zinsen aktuell auf höherem Niveau.


Prognose: Geldmenge und Auswirkungen auf die Kreditvergabe

Die Entwicklung der Geldmenge im Euroraum gibt Hinweise darauf, welchen Kurs die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Geldpolitik fährt. Infolge der Corona-Krise veranlasste die EZB eine starke Ausweitung der Geldmenge M3, um den Wirtschaftseinbruch abzufedern. Es gibt jedoch deutliche Anzeichen dafür, dass die EZB dieses – vorübergehend starke Geldmengenwachstum – zumindest wieder moderat rückführen möchte. Dies könnte für Kreditkunden zu noch strengeren Richtlinien bei der Kreditvergabe führen.


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Datenquelle: Oesterreichische Nationalbank
Bildquellen: Infina Grafik
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