Die Inflationsrate beschreibt die Entwicklung der Verbraucherpreise in einem gewissen Zeitraum. Hohe Inflation ist einerseits günstig für all jene, die einen laufenden Kredit zurückzahlen – da der reale Wert der Schulden sinkt. Andererseits kann eine zu hohe Inflationsrate zur Erhöhung der Zinsen bei variablen Finanzierungen führen. Erfahren Sie hier die aktuelle Statistik der Inflation in Österreich und welche Auswirkungen diese auf Ihre private Wohnbaufinanzierung hat.
Die Inflationsrate lag im April 2022 bei 7,2 % (Jahresinflation seit April des Vorjahres) und befand sich damit auf dem höchsten Stand in über 30 Jahren.
Steigende Preise bedeuten im Umkehrschluss auch einen Wertverlust des Geldes. Für Inhaber eines Sparbuchs ist das bedauerlich – für Kreditnehmer jedoch positiv: Denn in der Regel steigen mit der Inflation auch die Gehälter, die Kreditschulden bleiben jedoch gleich. Bei gleichbleibenden Zinsen (etwa im Fall einer Fixzinsbindung) lässt sich der Kredit dann leichter zurückzahlen. Die Europäische Zentralbank muss allerdings darauf achten, dass die Inflation nicht zu stark ansteigt – sie strebt einen Wert um die 2 % an. Geht die Entwicklung der Inflation zu stark nach oben, wird sie die Leitzinsen anheben. Die Folge: Variabel verzinste Kredite verteuern sich.
Die Inflation in den letzten 20 Jahren hat sich – bis auf die jüngsten Entwicklungen – im Wesentlichen zwischen 0 und 3 % bewegt. Der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es somit in diesem Zeitraum gelungen, für weitgehende Preisstabilität zu sorgen. Ende 2021 zeichnete sich aber bereits der starke Inflationsanstieg ab, der sich aktuell noch fortsetzt. Die historische Entwicklung der Inflation in Österreich sehen Sie in der beigefügten Grafik.
Die Inflationsstatistik zeigt, dass sich die Inflationsrate zwischen 2000 und 2021 in einem relativ engen Korridor bewegt hat. Zwar gab es Schwankungen nach unten (0,5 % durchschnittliche Inflation im Jahr 2009) und nach oben (3,3 % im Jahr 2011), dennoch hat die EZB im Wesentlichen das angestrebte Inflationsziel von 2 % erreicht.
Im Sommer 2021 begann jedoch eine Phase der Hochinflation, die seitdem andauert. Das zeigt sich auch an der durchschnittlichen Inflationsrate 2021, die auf 2,8 % kletterte, während sie im Vorjahr noch 1,4 % betrug.
Die Gründe für die steigende Inflation sind vor allem in der Corona-Pandemie sowie der Ukraine-Krise und den daraus folgenden Maßnahmen zu suchen: Unterbrechungen der Lieferketten führten zu Produktionsausfällen und dementsprechend geringerem Angebot bzw. höheren Preisen. Wenn Sie jetzt einen laufenden Fixzinskredit haben bzw. einen solchen abschließen, dann profitieren Sie von der steigenden Inflation. Denn mit der Inflation steigen erfahrungsgemäß auch die Gehälter, die Rückzahlungsrate Ihres Kredits bleibt aber gleich.
In den vergangenen Monaten ist die Inflationsrate nun sehr stark angestiegen. Im Mai 2021 lag die Jahresinflation (Preissteigerung im Vergleich zum Monat des Vorjahres) noch bei 2,8 %. Im Oktober 2021 betrug die Jahresinflation bereits 3,7 % und im Dezember 2021 erreichte sie 4,3 %. Der Trend setzte sich auch 2022 fort: Bis zum April 2022 kletterte die Inflationsrate auf 7,2 % – den höchsten Wert seit über 30 Jahren.
Die aktuelle Inflationsstatistik zeigt Werte, die so hoch sind wie zuletzt in den 1980er-Jahren. Diese Preissteigerungen lassen sich zum einen auf Lieferketten-Unterbrechungen – eine Folge der Corona-Pandemie – zurückführen. Zum anderen verhinderte der Ukraine-Krieg seit Anfang 2022 eine Normalisierung der Preise: Steigende Rohstoffpreise befeuerten die Inflation auf neue Höchststände.
Das Wirtschaftswachstum in Europa wird wegen der politischen Ereignisse aktuell stark eingebremst. Die Europäische Zentralbank (EZB) zögert deshalb mit einer Erhöhung der Leitzinsen, die bei einer solch hohen Inflation eigentlich naheliegend wäre. Auch die wegen Corona erhöhte Staatsverschuldung in Europa spielt hier eine Rolle – denn eine Leitzinserhöhung wird die EU-Staaten teuer zu stehen kommen. Im Sommer 2022 wird dennoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Leitzinserhöhung erfolgen.
Solange die Zinsen niedrig sind, arbeitet die Inflation für Sie als Kreditnehmer: Die Inflation liegt aktuell über den Kreditzinsen, Schulden lassen sich damit „weginflationieren“. Wenn die Inflation weiterhin sehr hoch bleibt, dann ist jedoch mit Leitzinserhöhungen zu rechnen. All jene, die dann einen neuen Wohnbaukredit aufnehmen wollen oder einen variabel verzinsten Kredit zurückzahlen, gehören dann zu den Verlierern der Inflation. Deshalb gilt: Je schneller Sie sich mit einem langjährigen Fixzinskredit absichern, desto günstiger sollten Sie langfristig damit aufgestellt sein.
Das Jahr 2022 wird wohl insgesamt eine Inflationsrate aufweisen, die in der Statistik der Inflation in Österreich lange Jahre nicht mehr zu sehen war. Das WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) prognostiziert für 2022 eine Inflationsrate von 5,8 % (Prognose im März 2022). Und auch für 2023 ist – laut WIFO – mit einem hohen Inflationsniveau im Bereich von 3 % zu rechnen. Treiber sind hierbei vor allem die Energiepreise, die aufgrund der Sanktionen gegen Russland stark angezogen haben, die Teuerung schlägt aber auch auf andere Gebrauchsgüter sowie Lebensmittel durch. Die tatsächliche Inflation ist letztendlich aber abhängig vom Handeln der EZB und den weiteren politischen Entwicklungen.
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Datenquelle: Statistik Austria
Bildquellen: Infina Grafik
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Die Neugier für neue Themen, die die Finanzdienstleistung bewegen, zieht sich wie ein roter Faden durch meine berufliche Laufbahn. Bei AXA Equity & Law war ich für die Markterschließung Österreich sowie die Einführung der betrieblichen Vorsorge zuständig. Im Anschluss daran beschäftigte ich mich als geschäftsführender Gesellschafter von Nova Portfolio Management mit innovativen Vermögensanlage-Konzepten. Seit dem Jahr 2009 bin ich als Prokurist bei Infina schwerpunktmäßig in den Bereichen Product Consulting, sowie der Vertriebs- und Bankenbetreuung verantwortlich. Darüber hinaus liegt mein Fokus auf rechtlichen Fragestellungen und der Analyse von Markt- und Zinsentwicklungen.