Wer in den letzten Jahren die Statistik der Immobilienpreise verfolgte, konnte enorme Steigerungen beobachten. Besonders in der Bundes- und einigen Landeshauptstädten wie Wien, Salzburg und Innsbruck haben sich die Wohnungen stark verteuert. Erfahren Sie hier, wie sich die Immobilienpreise seit 2000 entwickelt haben und was dies für die nächsten Jahre bedeutet.
Wenn Sie darüber nachdenken, eine Wohnimmobilie zu kaufen, spielen die Immobilienpreise in Österreich natürlich eine große Rolle. Je höher diese steigen, desto schwieriger wird naturgemäß die Finanzierung von Eigentum. Darüber hinaus können steigende Immobilienpreise aber gerade der Anstoß sein, sich eine Wohnung oder ein Haus anzuschaffen: Denn oft werden hohe Kaufpreise über die Entwicklung der Mietpreise weitergegeben. Mit einer eigenen Immobilie können Sie sich gegen steigende Mieten absichern.
So viel ist klar: Als Eigentümer oder Anleger einer Immobilie in Österreich konnten Sie in den vergangenen 20 Jahren hohe Wertsteigerungen erzielen. Der Wohnimmobilienpreisindex im Jahr 2022 beträgt 274,4 und ist damit etwa 2,75-mal so hoch wie im Basisjahr 2000. Der Chart der Immobilienpreise zeigt den genauen Verlauf.
In den Anfangsjahren der 2000er blieben die Preise jedoch zunächst einmal konstant. 2004 lag das Preisniveau sogar knapp unter demjenigen von 2000. In den darauffolgenden Jahren 2005 bis 2007 kam es dann zu Nachholeffekten, wobei die Wertzuwächse zwischen 4,1 bis 5 % betrugen.
Nach der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 stiegen die Preise für Wohnimmobilien in einer Bandbreite von mindestens 3,5 %, mit Spitzenwerten von bis zu 12,4 %. Grund für die zum Teil starken Preisanstiege waren unter anderem Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB).
Diese erleichterten die Finanzierung von Wohneigentum, sodass die Nachfrage nach Immobilien stieg. In den Jahren 2009 bis 2020 nahmen die Immobilienpreise im Wohnbereich um durchschnittliche 5,7 % zu. In den Jahren 2021 und 2022 waren dann mit einer Steigerung von jeweils über 11% weitere Preissprünge zu beobachten. Niedrige Kreditzinsen ermöglichten den Immobilienkauf trotz weiter steigender Immobilienpreise.
Die Österreichische Nationalbank liefert zudem eine quartalsweise Statistik der Immobilienpreise. Hier wird deutlich, dass die Preise im ersten Quartal 2022 zunächst nochmals zugelegt haben: Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen wurden in diesem Zeitraum beispielsweise jeweils um 2-3 % teurer. Im dritten Quartal 2022 kam der Preisanstieg für Immobilien dann fast zum Erliegen und war im vierten Quartal bereits rückläufig.
Besonders die Preise für Einfamilienhäuser begannen seit 2020 überdurchschnittlich zu steigen. Im Verlauf der Corona-Krise verlagerte sich der Immobilienboom zunehmend in die „Provinz“. Der Trend zum Home-Office machte das Leben im Grünen wieder interessanter. Der Speckgürtel von Großstädten und ländliche Gebiete mit guter Infrastrukturanbindung standen daher im Fokus der Nachfrage.
Bezüglich der Lage gab es von 2020 bis 2022 die stärksten Preissteigerungen außerhalb Wiens. Vor allem Immobilien an bisher noch günstigen Standorten sowie Einfamilienhäuser aus dem unteren Preissegment wurden um einiges teurer.
Wenn Sie noch kein Wohneigentum besitzen, sondern erst über den Kauf nachdenken – dann interessiert Sie wahrscheinlich vor allem die Frage: Wie lange hält dieser Preistrend an? Soll ich lieber jetzt kaufen, bevor es noch teurer wird – oder erst einmal abwarten?
2022 sind die Preise in vielen Regionen zunächst weiter nach oben geklettert, teilweise aber bereits etwas moderater. Hintergrund sind die aktuell hohe Inflation in Österreich, steigende Kosten für Baumaterialien und immer knapper werdende Bauflächen.
Seit dem Sommer 2022 ist die Nachfragesituation in vielen Regionen gesplittet. Für Immobilien in attraktiver Lage und mit guter Energieeffizienz besteht weiterhin eine hohe Nachfrage, welche die Preise stabil halten. Die Preisvorstellungen der Verkäufer von gebrauchten Immobilien (weniger attraktive Lage, schlechte energetische Sanierung) sind häufig nicht mehr durchsetzbar. Verkäufer und Käufer finden preislich derzeit in diesem Segment häufig nicht zueinander.
Die langfristige Statistik von Immobilienpreisen lässt sich jedoch nur schwer voraussagen. Zu vielfältig sind die Einflussfaktoren: Mit am wichtigsten ist hier der Leitzins-Verlauf, den die Europäischen Zentralbank (EZB) steuert. Eine weitere deutliche Anhebung der Zinsen würde die Nachfrage nach Immobilien – und in Folge wohl die Preise – erheblich dämpfen.
In Bezug auf Neubauten spielen Preisentwicklungen für Baugründe und Baustoffe eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt sind Entscheidungen der österreichischen Politik entscheidend, etwa in Bezug auf Klimaauflagen für Altbauten oder Mietzinsobergrenzen.
Ob Lage, Baumängel oder Besichtigung: Mit unseren Ratgebern erhalten Sie einen guten Überblick zum Thema Immobilien.
Datenquelle: Oesterreichische Nationalbank
Bildquellen: Infina Grafik
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Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.