Die Bilanzsummen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Fed geben Auskunft über den jeweiligen Kurs bei der Geldpolitik. Je größer die Bilanz, desto mehr Geld bringt die Zentralbank in Umlauf. Erfahren Sie hier, wie sich die Bilanzsumme der EZB und Fed entwickelt hat und welche Folgen sich für die private Wohnbaufinanzierung ergeben.
Im September 2024 hat sich die EZB-Bilanzsumme weiter leicht reduziert und liegt Ende des Monats bei 6,398 Billionen Euro (Reduzierung seit Jahresende 2023 um deutliche 7,7 %). Bereits im Gesamtjahr 2023 hatte sich die Bilanzsumme der EZB um 12,8 % auf 6,935 Billionen Euro im Vergleich zum Vorjahresendwert verringert.
Die Bilanzsumme einer Zentralbank zeigt, ob diese aktuell eine expansive oder restriktive Geldpolitik fährt. Wenn Sie über einen Immobilienkauf nachdenken, ist die Geldpolitik aus zweierlei Gründen interessant: Erstens beeinflusst diese die aktuellen Zinsen und zweitens die Inflation und damit auch die Immobilienpreise in Österreich.
Kurz gesagt: Sinkt die Bilanzsumme, so bedeutet dies eine Phase restriktiver Geldpolitik. Die Leitzinsen (und in Folge auch die Kreditzinsen) sind tendenziell hoch. Im Gegenzug sollen die Inflation und die (Immobilien-)Preise sinken.
Die Bilanzsumme der EZB hat sich seit der Euro-Einführung 2002 massiv vergrößert: Sie betrug Ende 2022 nahezu das Zehnfache des Wertes von 2002. Ähnliches gilt für die Bilanzsumme der US-amerikanischen Fed – diese hat sich in diesem Zeitraum fast verzwölffacht. Die erhebliche Ausweitung beginnt in beiden Fällen im Jahr 2008, als sich die Finanzmarktkrise abzeichnet und die Zentralbanken mit expansiver Geldpolitik gegensteuern. Der Chart zur Bilanzsumme der Fed und EZB verdeutlicht die Entwicklung.
Bis 2007 nahmen die Bilanzsumme der EZB und Fed nur leicht zu, etwa im Einklang mit dem damaligen Wirtschaftswachstum. 2008 kam es dann zu ersten größeren Anleihekäufen. In diesem Jahr überschritten beide Zentralbanken die Grenze von 2,0 Billionen (Euro bzw. US-Dollar). Mit der Corona-Krise 2020 folgte dann erneut ein sprunghafter Anstieg, sodass die Bilanzsummen von EZB und Fed in 2022 sich schon in Richtung 9,0 Billionen (Euro bzw. US-Dollar) entwickelten. 2023 setze die Wende ein und die Bilanzsummen beider Notenbanken sinken seither wieder.
Diese Entwicklung der EZB-Bilanzsumme führte unter anderem zu einem erheblichen Anstieg der Immobilienpreise. Sozusagen als „Nebenwirkung“ der expandierenden Bilanzsummen stiegen auch die Preise für Wohneigentum. Wenn Sie vor der Corona-Krise Wohneigentum erworben haben, dann können Sie sich über die Entwicklung freuen: Höchstwahrscheinlich hat Ihre Immobilie an Wert gewonnen. Allerdings scheint die beschriebene expansive Phase der EZB jetzt zunächst einmal beendet zu sein – und der Leitzins-Verlauf wird zunächst auf einem Zinsplateau verharren, deutlich oberhalb der Null-Prozentmarke. Mit zehn Leitzinserhöhungen der EZB im Juli, September, Oktober, Dezember 2022 sowie Februar, März, Mai, Juni, Juli und September 2023 wurde dieser Weg eingeschlagen. Zwischenzeitlich erfolgte wieder eine erste Leitzinssenkung im Juni 2024 und einige wenige weitere dürften folgen. Interessant ist, dass derzeit immer noch eine inverse Zinskurve vorliegt und damit für Neuabschlüsse privater Wohnbaufinanzierungen die Zinssätze für eine langfristige Fixzinsbindung günstiger sind als für eine variable Finanzierung.
Auch ein Blick auf die jüngste Vergangenheit zeigt: Die Entwicklung der EZB-Bilanzsumme ging seit dem Höhepunkt im Juni 2022 mit 8,836 Billionen Euro stetig nach unten. Die EZB legt bezüglich der Bilanzsumme den Rückwärtsgang ein und reduzierte im Dezember 2022 diese wieder auf unter 8 Billionen Euro sowie im Dezember 2023 auf unter 7 Billionen Euro. Auch die Bilanzsumme der Fed zeigt einen ähnlichen Verlauf. Die Bilanzsummen von Fed und EZB waren zunächst beide rückläufig. Im März 2023 stieg allerdings die Bilanzsumme der Fed sprunghaft kurzfristig um über 300 Mrd. USD. Hintergrund war die Liquiditätsversorgung der Kreditinstitute zur Abwehr einer drohenden Bankenkrise. Im Jahresvergleich ist die Bilanzsumme der EZB in 2023 um 12,8 % gesunken, während die Bilanzsumme der Fed sich in diesem Zeitraum um 9,8 % verringerte. Diese Reduzierung der Bilanzsummen der EZB und Fed setzte sich auch in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 fort. In den letzten 12 Monaten reduzierten die beiden Zentralbanken kontinuierlich jeden Monat ihre Bilanzsummen, was einen eindeutigen Trend untermauert. Ende September 2024 liegt die Bilanzsumme der EZB bei 6,398 Billionen Euro.
Anfang 2022 stieg die Bilanzsumme der EZB nur noch marginal. Seit dem Höchstwert im Juni 2022 sinkt diese zwischenzeitlich wieder und liegt im September 2024 auf ein 12-Monats-Tief. Wie lange diese Trendwende in der Geldpolitik von Dauer ist, bleibt weiter abzuwarten und wird wesentlich vom Wirtschaftswachstum und der weiteren Entwicklung der Inflation in 2024 abhängen.
Dass die Bilanzsumme einer Zentralbank auch wieder deutlich schrumpfen kann, wenn sie zuvor zu stark expandiert ist, zeigte beispielsweise bereits die US-amerikanische Fed in den Jahren 2017 bis 2019. Grundsätzlich ist damit zu rechnen, dass die Zentralbanken in 2024 weiter eine restriktivere Geldpolitik betreiben. In naher Zukunft drohen deshalb weiter schrumpfende Bilanzsummen bei EZB und Fed, es sei denn, eine weitere Stabilisierung des Bankenmarktes oder der Wirtschaft ist erforderlich.
Wenn die EZB-Bilanzsummen schrumpfen und weniger Geld im Umlauf ist, bedeutet das für Sie als Kreditnehmer: Die Banken sind restriktiver bei der Kreditvergabe. Es gelten z. B. strengere Richtlinien hinsichtlich des Anteils an Eigenmitteln und der Laufzeiten. Zusätzlich erfolgte mit verbindlicher Wirkung seit 01.08.2022 auch vonseiten der Finanzmarktaufsicht (FMA) eine Verschärfung der Kreditvergabe-Richtlinien für Privatkunden. Drohende Wertberichtigungen für gewerbliche Immobilienfinanzierungen, ausgelöst durch die Signa-Insolvenzen, könnten die Risikopolitik der Banken bei der Kreditvergabe insgesamt weiter verschärfen. Falls Sie einen Immobilienkauf planen, sollten Sie also nicht zu lange damit warten.
Es ist Fakt, dass die Bilanzsummen von EZB und Fed den Höchststand zuerst einmal überschritten haben und eher ein weiterer Rückgang als ein Wachstum zu erwarten ist. Die Bilanzsumme der Fed hatte bereits im April 2022 ihren Höhepunkt erreicht. Es ist weiterhin von einer tendenziellen Schrumpfung der EZB-Bilanzsumme auszugehen, denn: Was das große Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme – PEPP) angeht, hat der EZB-Rat die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP erworbenen Wertpapiere in der ersten Jahreshälfte 2024 weiterhin bei Fälligkeit wieder angelegt. Er plant aber, das PEPP-Portfolio in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt um monatlich 7,5 Mrd. € zu reduzieren und die Wiederanlage der Tilgungsbeträge aus dem PEPP zum Jahresende 2024 einzustellen.
Zwar könnten die Immobilienpreise (vorwiegend für gebrauchte Immobilien) in 2024 zunächst noch etwas weiter sinken, aber Sie könnten dann mit einer noch strengeren Kreditvergabe der Banken konfrontiert sein: Denn wenn Geld knapper wird, hat es einen höheren Stellenwert. Dies könnte für Sie als Kreditkunde eine strengere Bonitätsprüfung bedeuten.
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Datenquelle: FRED St.Louis Fed, Europäische Zentralbank
Bildquellen: Infina Grafik
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Meine Expertise im Bereich der Organisation und Ausbildung habe ich als Verwaltungsleiterin einer großen Genossenschaft in Südtirol erworben. Die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Unternehmen war für mich die beste Schule des Lebens. Seit 2013 leite ich das Finanzierungsservice der Infina. Mein hohes Qualitätsverständnis führte zur Gründung der Infina Academy, da es mein Anspruch ist, dass unsere Wohnbau-Finanz-Experten dazu befähigt sind, die beste Finanzierungsberatung in ganz Österreich anzubieten. Zudem ist mir wichtig, unsere Kunden über die aktuelle Zinsentwicklung zu informieren. Für mich persönlich sind Ehrlichkeit und die Bereitschaft für den Kunden alles zu tun das höchste Gebot.