Mit den Daten der Statistik Austria lässt sich die Bautätigkeit in Österreich genau nachvollziehen. Besonders interessant ist beispielsweise die Zahl der fertiggestellten Wohnungen: Hier wird deutlich, wie sich das Angebot an Neubauten entwickelt. Erfahren Sie hier alles zur Entwicklung seit 2006 und die Auswirkungen auf das aktuelle Wohnungsangebot sowie die Immobilienpreise.
Sie machen sich Gedanken über Wohneigentum und möchten selbst eine Immobilie erwerben? Dann ist die Anzahl der neugebauten Wohnungen selbstverständlich relevant für Ihre Pläne: Diese hat einen wesentlichen Einfluss auf das Wohnungsangebot am Markt und letztendlich auch auf die Immobilienpreise. In Zeiten reger Bautätigkeit ist eine Wohnbaufinanzierung unter Umständen leichter zu stemmen als bei knappem Wohnungsangebot.
Abgesehen von den Boom-Jahren 2006 bis 2008 liegt die Anzahl der neu fertiggestellten Wohngebäude in Österreich seit 2005 konstant zwischen etwa 17.000 und 19.000 Einheiten. Bei den fertiggestellten einzelnen Wohnungen zeigt sich aber ein anderer Verlauf: Diese Anzahl stieg zwischen 2006 und 2021 um deutlich über 50 % an, von rund 45.000 auf rund 71.000 Einheiten.
Es ist also deutlich ersichtlich, dass die Zahl der fertiggestellten Einzelwohnungen stark zugenommen hat, jene der Wohngebäude aber nicht. Daraus lässt sich ein Trend zu kleineren Wohneinheiten ableiten: Gerade in den Universitäts- bzw. Landeshauptstädten stiegen die Immobilienpreise stark, sodass kleinere Wohnungen immer gefragter wurden. Da es an Bauflächen mangelt und die Preise für Baugrundstücke in Österreich explodieren, geht die langfristige Entwicklung hin zu einer verdichteten Bauweise mit höheren Wohngebäuden.
Kleine und kompakte Wohneinheiten in Universitätsstädten waren bzw. sind als Anlegerwohnungen sehr beliebt. Aber auch für die Eigennutzung sind sie eine sinnvolle Alternative, etwa als Zwischenstufe zum eigenen Haus oder einer größeren Wohnung. Mit einer Investition in kleinere Wohnungen liegen Sie jedenfalls voll im Trend.
Für die kurzfristige Entwicklung der Bautätigkeit liegen zwar noch keine Zahlen vor – so viel lässt sich aber bereits jetzt sagen: Die Corona-Krise und ihre vielfältigen Folgen wirkt sich 2021 und 2022 auch auf die Neubauten aus.
Home-Office, Online-Meetings und „Remote Work“: All diese Arbeitsformen haben durch die Corona-Pandemie enorm zugenommen. Dadurch hat Wohnen im Stadtzentrum teilweise an Bedeutung verloren, stattdessen wurde Wohnen im Grünen wieder beliebter. Dies führte seit 2020 zu einer verstärkten Bautätigkeit bei Ein- und Zweifamilienhäusern.
Bei Großbauprojekten gab es zwar vereinzelt Verzögerungen durch coronabedingte Baustopps. Globale Unterbrechungen der Lieferketten führten außerdem zur Verteuerung vieler Rohstoffe – aktuell weiter verstärkt durch die Krise in der Ukraine. Dennoch hat die Zahl der fertiggestellten Wohnungen 2021 mit 71.163 einen neuen Rekordwert erreicht.
Wie sich der Krieg in der Ukraine und die Rohstoffknappheit auf die weitere Bautätigkeit auswirken werden, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Eines ist allerdings klar: Einen Boom bei den fertiggestellten Wohnungen wird es 2022 wahrscheinlich nicht mehr geben.
Steigende Zinsen, hohe Inflation, weniger Bauflächen und immer noch hohe Grundstückspreise – diese Faktoren werden 2023 das Angebot an neuen Wohnungen und Häusern vermutlich weiter verknappen. Die sinkende Anzahl neuer Wohnungen mildert den drohenden Einbruch der Immobilienpreise ab. Ebenso dürften die hohen Rohstoffpreise eher stabilisierend auf die Immobilienpreise wirken (vgl. dazu den aktuellen Baukostenindex).
Vorausgesetzt ein unerwarteter Zinsschock wegen galoppierender Inflation und drastischer Einbruch der Immobilienpreise bleibt aus, wird vermutlich auch 2023 der Wohnungsmarkt durch weniger neue Immobilien mit eher stabilen bis höheren Preisen geprägt sein. Wenn Sie also eine passende neue Immobilie oder ein Grundstück in Aussicht haben, gilt die Maxime: besser früher als später zugreifen. Die Finanzierung von Wohneigentum dürfte aufgrund eines voraussichtlich weiter steigenden Leitzinses auch tendenziell schwieriger werden. Bei Gebrauchtimmobilien hingegen ist schon aufgrund der ESG-Thematik eher mit rückläufigen, temporär möglicherweise auch erheblichen Preisrückgängen zu rechnen.
Ob Lage, Baumängel oder Besichtigung: Mit unseren Ratgebern erhalten Sie einen guten Überblick zum Thema Immobilien.
Datenquelle: Statistik Austria
Bildquellen: Infina Grafik
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Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.