Variable Zinsen schwanken, denn diese orientieren sich an der Marktentwicklung der Leitzinsen. Für die Immobilienfinanzierung können variable Zinsen durchaus interessant sein, denn variable Kredite sind aufgrund des aktuell niedrigen Zinsniveaus noch äußerst günstig. Sind diese aber die richtige Wahl oder ist für einen langfristigen Wohnkredit doch eine Fixzinsbindung die bessere Alternative? Zu diesem Punkt sowie weitere Details zu einer Finanzierung mit variablen Zinsen finden Sie in diesen Beitrag.
Definition: Was bedeutet variabler Zinssatz?
Ein variabler Zinssatz richtet sich nach dem aktuellen Leitzinssatz. Steigen bzw. sinken die Leitzinsen, so steigt bzw. sinkt auch der variable Zinssatz. Die Kreditrate passt sich also bei variabler Verzinsung während der gesamten Kreditlaufzeit immer wieder dem neuen Zinsniveau an. Als Kreditnehmer bedeutet das für Sie, dass bei steigenden Sollzinsen Ihre monatliche Ratenbelastung steigt.
Ein variabler Immobilienkredit Österreich ist aufgrund des immer noch niedrigen Zinsniveaus aktuell äußerst günstig – dies könnte sich in naher Zukunft aber ändern. Eine Finanzierung mit variablen Zinsen sollte also mit Bedacht gewählt werden, denn zukünftige Zinssätze in der Höhe von 3 oder 4 % oder mehr sind nicht unwahrscheinlich.
Variable Zinsen: Euribor und Entstehung
Doch zunächst die Grundlagen: Wie entstehen variable Zinsen überhaupt? Es gibt zwei Parameter, die für die Entstehung bzw. Höhe des variablen Zinssatzes wichtig sind. Das ist einerseits der Euribor als Referenzzinssatz und andererseits die Marge, also der Aufschlag der Bank.
Zinssatz = Referenzzinssatz + Marge
Die gängigen Euribor-Modelle sind der 3-Monats-Euribor sowie der 12-Monats-Euribor, welcher meist von Bausparkassen in Österreich angeboten wird. Da die kurzfristigen Euribor-Sätze aktuell negativ sind bzw. unter null liegen, ergeben sich bei einem variablen Kredit sehr günstige Außenzinssätze (Zinssatz für den Kundenkredit).
Der Vergleich (2022): variabler oder fixer Zinssatz?
Es gibt aber nicht nur variable Zinsen, sondern auch eine Fixzinsbindung ist möglich. Diese zwei Modelle unterscheiden sich lediglich darin, dass sich variable Zinsen ständig ändern, während Fixzinsen für eine vereinbarte Laufzeit gleich bleiben. Aber welche Vor- und Nachteile gibt es nun konkret und welches Modell ist für Sie als Kreditnehmer die richtige Wahl?
Kurz gesagt: Wenn Sie mit höheren Zinsbelastungen leben können und bei Zinssteigerungen nicht nervös werden, sollten Sie eine variable Verzinsung in Betracht ziehen. Ebenfalls hilfreich sind eine gute Bonität und zukünftige Sondertilgungen, um das Risiko für zu hohe monatliche Belastungen zu reduzieren. Vergessen Sie aber nicht, dass Zinssätze von bis zu 6 % oder schlimmstenfalls mehr möglich sind, das würde Ihre Monatsrate erheblich erhöhen - ist eine so hohe Kreditrate für Sie nicht finanzierbar, dann wählen Sie lieber eine Fixzinsbindung.
Sowohl in einem sehr guten Aufschwungszenario als auch Krisenszenario können die Kreditzinsen steigen. Aktuell steigen im Einklang mit der steigenden Inflation, infolge von Warenengpässen, höheren Frachtraten und steigenden Energiepreisen, die Zinsen wieder am langen Ende. Die Fed hat damit begonnen, ihre monatlichen Anleihenkäufe von einst 120 Mrd. USD zu drosseln. Durch den Beschluss in der Notenbanksitzung vom 15.12.2021 haben die US-Währungshüter beschlossen, ihre monatliche Drosselung auf das doppelte Ausmaß zu beschleunigen und bis März 2022 vollkommen einzustellen. Zudem wurde mit Leitzinsanhebungen begonnen, am 17.03.2022 um 0,25 % und 05.05.2022 um weitere 0,5 %. In Europa läuft Ende März 2022 das Pandemie-Ankaufprogramm der EZB aus, während die Bank of England bereits im Dezember 2021 eine erste Leitzinsanhebung infolge hoher Inflationsraten vornahm. In den USA lag die Inflationsrate im März 2022 bei 8,5 %, im Euroraum bei 7,4 %.
Der weitere Verlauf hängt von den Konjunkturdaten ab. Es mangelt an Chips, diversen Rohstoffen und teils auch an Arbeitskräften. Die Erzeugerpreise steigen zweistellig und die Verbraucherpreise erreichen weltweit Niveaus, wie sie nachhaltig zuletzt in den frühen 80er-Jahren zu sehen waren. Knappheit beschneidet Wachstum, weshalb Volkswirte in nächster Zeit ein Stagflationsszenario für möglich erachten. Dieser Begriff setzt sich aus Stagnation plus Inflation auseinander und bedeutet nicht anderes, wie niedriges Wachstum bei hoher Inflation – zwischenzeitlich durchaus plausibel.
Auf der anderen Seite kann dieses Szenario auch in eine inflationsbegleitete Rezession münden. Vor allem In China, wo sich trotz 8,1 % BIP-Wachstum im Gesamtjahr 2021 bis zum vierten Quartal das Wachstum auf 4 % verlangsamte, droht eine Immobilien- und Bankenkrise, weshalb die Peoples Bank of China bereits Leitzinssenkungen vornahmen. In so einem Umfeld werden aber in den USA in Summe mindestens drei Leitzinsanhebungen für das Jahr 2022 erwartet. Ob das wirklich eintritt, bestimmen die Konjunkturdaten der kommenden Quartale. Diese gilt es abzuwarten, während die Geldmarktzinsen (Euribor) primär auf konkrete Veränderungen der Leitzinsen reagieren.
Die derzeit noch niedrigen Fixzinssätze und diversen Sonderaktionen von Banken können noch genützt werden, um auf sehr lange Zeit (bis zu 40 Jahre) Zinssätze von unter 2,75 % zu sichern.
Jedoch kostet dies, denn die Zinsen sind bei Fixzinskrediten höher als bei variablen Krediten. Außerdem sind Sondertilgungen nur selten kostenfrei und jederzeit möglich, meist wird dafür ein Pönale von 1 % verrechnet. Eine umfangreiche Entscheidungshilfe bietet auch unser Beitrag zu diesem Thema.
Lesen Sie mehr in unserem Beitrag zu den Zinsoptionen
Variable oder fixe Zinsen: Optionen beim Kredit
Sie haben aktuell eine Finanzierung mit variablem Zinssatz. Jetzt denken Sie darüber nach, den Zinssatz langfristig abzusichern? Mit einem unserer Kreditvergleichsrechner können Sie sich zu den aktuellen Konditionen ein Bild machen. Auch die Laufzeit der Finanzierung und Höhe der monatlichen Kreditrate können Sie bei Bedarf damit anpassen.
Immobilienfinanzierung mit variablem Zinssatz
Bei der Immobilienfinanzierung kann man zwischen einem Kredit und einem Darlehen wählen. Doch was ist der Unterschied? Ein Kredit ist ein sogenanntes Dauerschuldverhältnis. Dieses entsteht sowohl bereits durch mündliche Vereinbarung als auch schriftlich mit der Unterfertigung eines Kreditvertrages. Die Bank ist Kreditgeber und stellt dem Kreditnehmer Geld für einen bestimmten Zeitraum zu einem festgelegten Zinssatz und sonstigen Kreditbestimmungen zur Verfügung. Der Kreditnehmer verpflichtet sich, den Geldbetrag inklusive der vereinbarten Zinsen wieder zurückzuzahlen.
Ein Darlehen kann theoretisch auch unentgeltlich gewährt werden. Der Darlehensvertrag kommt in der Regel erst dann Zustande, wenn der Vertragsgegenstand, in der Regel als Geld definiert, dem Darlehensnehmer übergeben bzw. überwiesen wurde. Vor der Übergabe bestehen zwischen Darlehensgeber und -nehmer lediglich vorvertragliche Verpflichtungen, die im Darlehensvertrag geregelt sind.
Variabler Zinssatz beim Kredit
Nachdem Kredite auch häufig als kurzfristige Privatkredite ohne hypothekarische Besicherung angeboten und vergeben werden, schließt man diese meist mit einem variablen Zinssatz ab. Durch die kurzen Kreditlaufzeiten bis max. 10 Jahre und durch den dadurch rascheren Tilgungsverlauf ist es nicht üblich, diese sogenannten Privatkredite mittels Fixzinssatz abzuschließen.
Natürlich ist es auch möglich, einen Kredit längerfristig abzuschließen. Dabei spricht man dann größtenteils von einem sogenannten Hypothekarkredit. Diese Kreditform verlangt eine grundbücherliche Sicherstellung des Kredites auf der Liegenschaft des Kunden.
Variabler Zinssatz bei Darlehen
Darlehen sind hingegen vorwiegend langfristige Vereinbarungen. Der Begriff Darlehen wird in der Regel von den Bausparkassen verwendet. Aber auch Banken vergeben Darlehen. Wenn Sie einen variablen Zins bei einem Bauspardarlehen abschließen, spricht man vom sogenannten klassischen Bauspardarlehen. In diesem Fall erhalten Sie eine Zinsunter- und eine Zinsobergrenze. Die Zinsobergrenze hat derzeit eine Laufzeit von max. 20 Jahren (ab Zuteilung).
Die Rückzahlung bei variablen Zinsen
Die Rückzahlung eines variablen Kredites ist jederzeit möglich, denn Sondertilgungen können in beliebiger Höhe kostenfrei durchgeführt werden. Während einige Banken Sondertilgungen ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist anbieten, gibt es auch Banken, die die Einhaltung der 6-monatigen Kündigungsfrist fordern – dies muss aber explizit vertraglich vereinbart werden.
Ein Kredit mit variablen Zinsen kann unter Umständen die perfekte Wahl für Sie sein. Halten Sie sich lediglich die Nachteile vor Augen und lassen Sie sich nicht zu sehr von den aktuell günstigen Zinsen blenden, denn diese werden voraussichtlich weiter steigen. Egal, ob Sie sich nun für einen Kredit mit kurzer Laufzeit oder für ein längeres Immobiliendarlehen entscheiden – eine Beratung ist wichtig, damit Sie das für Sie optimale Zinsmodell finden und dadurch Ihre Rückzahlung sowie Ihre monatlichen Kreditraten auch wirklich finanzierbar sind.
Sie möchten einen Kredit mit variablen Zinsen oder suchen noch das für Sie passende Kreditmodell? Wir beraten Sie gerne!
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