Wer einen Kredit in Österreich aufnehmen möchte, kommt um eine Bonitätsprüfung durch die Bank nicht herum. Durch die Prüfung der Bonität möchte der Kreditgeber sichergehen, dass die wirtschaftliche Rückzahlungsfähigkeit besteht und sich somit absichern. Erfahren Sie hier, welche Auskünfte über Ihr Leben dabei eine Rolle spielen, ob auch ein Kredit ohne Bonitätsprüfung möglich ist und wie Sie die Kreditwürdigkeit verbessern können.
Definition: Was bedeutet Bonität und Bonitätsprüfung?
Je besser die Bonität, desto besser auch die Chancen auf einen Kredit und auch bessere Konditionen, soweit die Kurzfassung. Das ist aber natürlich längst nicht alles, was Sie über Kreditwürdigkeit und Bonitätsprüfungen wissen sollten!
Was ist die Bonität?
Mit Bonität ist die Kreditwürdigkeit gemeint, also die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Kreditnehmer während der gesamten Kreditlaufzeit zahlungsfähig bleiben und den vollen Kreditbetrag rechtzeitig zurückzahlen können. Diese Einschätzung dient dem Kreditgeber als Absicherung, schließlich möchte die Bank sichergehen, ihr Geld inklusive Zinsen auch wieder zurückzubekommen.
Ein schlechtes Ergebnis der Bonitätsprüfung lässt vermuten, dass der Kreditnehmer mit der Rückzahlung früher oder später Probleme bekommen wird. Aber was wird bei einer solchen Bonitätsprüfung konkret bewertet und gibt es eine Möglichkeit, das persönliche Rating positiv zu beeinflussen?
Was ist eine Bonitätsprüfung?
Die Bonität wird nach verschiedenen Kriterien bestimmt und ist ein Vorgang, zu dem die Bank als Kreditgeber gesetzlich verpflichtet ist. Natürlich ist es aber auch in ihrem eigenen Interesse, sich über den finanziellen Hintergrund eines potenziellen Kreditnehmers schlau zu machen. Dabei interessieren das Kreditinstitut vor allem zwei Faktoren:
- Kreditfähigkeit: Der Kreditnehmer darf rechtswirksam Kreditverträge abschließen.
- Kreditwürdigkeit: Der Kreditnehmer bringt seriöse wirtschaftliche und persönliche Verhältnisse mit.
In der eigentlichen Bonitätsprüfung sieht der Kreditgeber dann ganz genau hin. Wie die Bonität eingestuft wird, hängt zum Beispiel ab von:
- Familienstand – ledig, verheiratet, geschieden, kinderlos oder mit Kind/Kindern?
- Bereits aufgenommene Kredite
- Aktuelle Schuldensituation
- Rücklagen bzw. Vermögenswerte
- Haushaltsrechnung – Einnahmen vs. Ausgaben
- Art der Anstellung – befristet oder unbefristet? Freiberuflich oder angestellt?
- Wohnsitz
Der letzte Punkt ist ein Beispiel für die oft kritisierte Subjektivität einer Bonitätsprüfung. Denn wenn eine bestimmte Wohnregionen pauschal beurteilt wird, ist das ein Kriterium, auf das Sie selbst kaum Einfluss nehmen können – und welches sich doch empfindlich auf die Kreditwürdigkeit auswirken kann.
Je nachdem, nach welcher Gewichtung die Bank diese Bonitätskriterien betrachtet, ergibt sich am Ende der Prüfung eine Kennzahl bzw. ein Rating. Die Kennzahl wird im Bonitätsranking eingestuft, welches beispielhaft wie folgt aufgebaut sein könnte:
- 100-199 — sehr geringes Risiko
- 200-299 — geringes Risiko
- 300-399 — durchschnittliches Risiko
- 400-499 — erhöhtes Risiko
- 500-599 — hohes Risiko
- 600-699 — sehr hohes Risiko
- Ab 700 — Insolvenz
Tipp
Wenn Ihre Bonität nicht ausreichend ist, kann auch Mietkauf eine gute Alternative sein.
Mehr Informationen zum Thema Mietkauf finden Sie in unserem Ratgeber Mietkauf: Wie funktioniert das – und lohnt es sich?.
KSV-Auszug und Bonitätsprüfung: Kreditwürdigkeit in Österreich
Die Bonitätsprüfung kann einen großen Einfluss auf die persönliche Zukunftsgestaltung haben. Da verwundert es nicht, dass viele Menschen gerne wissen wollen, wie es denn nun um ihre Bonität steht.
Kostenlose Bonitätsprüfung: die KSV-Selbstauskunft
Der Kreditschutzverband, gegründet 1870 (KSV1870) ist in Österreich eine wichtige Adresse, wenn es um bonitätsbezogene Auskünfte geht. Das Unternehmen sammelt laufend personenbezogene wirtschaftliche Daten.
Diese erhält der KSV 1870 auch von angeschlossenen Kreditinstituten und gibt sie dann auf Anfrage wiederum an Kreditinstitute weiter. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass die Bank erfährt, ob noch offene oder gar abgelehnte Kreditverhältnisse bestehen.
Laut Datenschutzgrundverordnung haben Sie das Recht, einmal im Jahr kostenlos in Ihre Daten einzusehen. Dieses Recht können Sie bei allen relevanten Auskunfteien oder Bonitätsdatenbanken geltend machen. Darunter sind nicht nur der KSV 1870 zu verstehen, sondern zum Beispiel auch Unternehmen wie CRIF oder Bisnode.
Es ist äußerst empfehlenswert, dieses Angebot auch einmal wahrzunehmen, denn so werden Sie auf fehlerhafte Daten aufmerksam und können dafür sorgen, dass diese gelöscht werden. Wenn also zum Beispiel ein Kredit in Österreich, den Sie bereits fertig abbezahlt haben, noch immer gelistet ist, können Sie die Löschung dieses Eintrags beantragen. Es kann allerdings bis zu 8 Wochen dauern, bis der Antrag tatsächlich umgesetzt wird.
Können Privatpersonen in Österreich selbst ihre Bonität berechnen?
Die eigene Bonität aussagekräftig zu berechnen, ist für Privatpersonen leider ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Denn Sie können zwar die Daten einsehen, nicht aber die Formeln zur genauen Berechnung. Diese legt jede Bank in Österreich unterschiedlich fest, und genau deshalb bewertet jedes Kreditinstitut die Bonität einer Person anders.
Ein Ergebnis, das Sie sich selbst ausgerechnet haben, kann also bei einer Bank ganz anders aussehen. Sinnvoll ist es deshalb, regelmäßig die Selbstauskunft zu beantragen und sich darauf zu konzentrieren, die Bonität konstant zu verbessern.
Wie kann man die Bonität verbessern?
Es ist zwar so gut wie unmöglich, die eigene Bonität innerhalb kürzester Zeit aus eigener Kraft zu verbessern. Mit aktiver Vorsorge können Sie aber durchaus dafür sorgen, dass Ihre Kreditwürdigkeit gut bleibt oder diese sukzessive verbessern:
- Vermeiden Sie Zahlungsrückstände oder gar Mahnungen. Das beginnt schon bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie Handyverträgen.
- Vermeiden Sie Ratenzahlungen, wo es möglich ist. Je nachdem, wie streng das prüfende Institut urteilt, kann auch das schon zu schlechten Bewertungen führen.
- Zahlen Sie bestehende Schulden verlässlich zurück.
- Bieten Sie Sicherheiten an, zum Beispiel in Form einer Hypothek, Lebensversicherung, Erbschaft etc..
- Wenn Sie einen Kredit in Österreich beantragen und in einer Partnerschaft mit zwei gesicherten Einkommen leben, stellen Sie den Antrag am besten gemeinsam.
Bei all diesen Ratschlägen gilt natürlich: Leichter gesagt als getan. Was also tun, wenn es schon zu spät ist, die Bonität noch deutlich zu verbessern und trotzdem ein Kredit benötigt wird?
Tipp
Lesen Sie hierzu unseren Ratgeber Bonität verbessern in Österreich: 9 hilfreiche Tipps.
Kredit mit schlechter Bonität – geht das?
Wenn eine Bank keinen Kredit gewährt, heißt das nicht, dass auch bei anderen Banken keine Hoffnung mehr besteht. Fragen Sie also im Zweifelsfall zuerst bei unabhängigen Experten an – vielleicht bewerten andere Kreditinstitute Ihre Bonität schon ganz anders oder gewähren zumindest eine kleinere Kreditsumme.
Klein- und Sofortkredite ohne Bonitätsprüfung
Verspricht ein Anbieter in Österreich einen Sofortkredit, der schon fast zu gut wirkt, um wahr zu sein, sollten Sie allerdings skeptisch bleiben. Vorsicht ist zum Beispiel geboten bei:
- Im Voraus zu zahlenden Bearbeitungsgebühren.
- Kostenpflichtigen Antragsunterlagen.
- Erreichbarkeit nur über kostenpflichtige Hotlines oder teure Hausbesuche.
- Unrealistischen Versprechen zu Kreditzinsen bzw. Konditionen allgemein.
Der letzte Faktor ist ein besonders guter Anhaltspunkt. Denn realistisch betrachtet ist ein Sofortkredit leider meist mit deutlich höheren Zinsen verbunden. Alles andere würde für den Kreditgeber wenig Sinn machen.
Fragen Sie am besten bei der Arbeiterkammer nach, wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie einem Angebot trauen können. Dort wird zum Konsumentenschutz eine Liste über unseriöse Anbieter geführt.
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