Autor: Mag. Harald Draxl Kategorie: Immobilie Datum: 21.08.2023
Der Hausbau ist eine enorme Herausforderung. Bauen mit Architekten ist beliebt, denn viele Menschen versprechen sich von dieser Vorgehensweise eine durchdachte Planung, ansprechendes Design und eine stressfreiere Bauzeit. Doch ein Architektenhaus bringt Vor- und Nachteile mit sich, welche gegenübergestellt werden sollten, bevor Sie sich für die Beauftragung eines Architekten entscheiden.
Ein Architektenhaus muss nicht teurer sein als ein Fertighaus oder ein Gebäude eines Bauträgers.
Die Beauftragung von Architekten kann flexibel erfolgen, angefangen beim Erstentwurf bis hin zur umfassenden Begleitung des gesamten Bauprojekts.
Der große Pluspunkt jedes Architektenhauses ist die individuelle Gestaltung, die auf Basis der Kreativität und der Expertise eines Architekten erfolgt.
Fertighäuser, bei denen bestehende Pläne nur geringfügig abgeändert werden, können in Summe meistens schneller errichtet werden.
Was ist ein Architektenhaus?
Ein Architekt übernimmt die Planung des Gebäudes – von der ersten Grundriss-Idee, bis hin zu Statik, baulicher Ausführung („Ausführungsplanung“) und gegebenenfalls dem Interior Design. Ebenso überwacht der Architekt die Arbeiten auf der Baustelle und prüft, ob die Umsetzung plangemäß erfolgt – in der Fachsprache wird hier von „Bauaufsicht“ gesprochen. Die Leistungen des Architekten sind typischerweise modular buchbar, sodass beispielsweise auch „nur“ bis zur Einreichplanung mit einem Architekten zusammengearbeitet werden kann und anschließend ein Generalunternehmen die Bautätigkeiten übernimmt. Alternativ können die einzelnen Gewerke auch selbst angefragt, beauftragt und aufeinander abgestimmt werden.
Alternativen zum Bauen mit Architekt
Selbstverständlich gibt es auch andere Möglichkeiten ein Haus zu bauen, ohne einen Architekten zu beauftragen. Die Optionen reichen von der Zusammenarbeit mit einem freien Planer, über die Nutzung von Fertigteilhäusern bis hin zum Kauf einer Immobilie eines Bauträgers.
Alternative 1: Freier Planer bzw. Planungsbüro
Ein freier Planer zeichnet den Grundriss der Immobilie und bringt seine Ideen ein. Typischerweise sind Planungsbüros eher auf das technische Zeichnen ausgelegt als auf den hohen Designanspruch eines Architekten. Manche Planungsbüros übernehmen zusätzlich optional die Ausschreibung der Bautätigkeiten und koordinieren später auch die einzelnen Gewerke.
Alternative 2: Fertigteilhaus
Fertighäuser sind heute vielfältiger denn je. Sie sind in Holzbauweise verfügbar, aber z.B. auch mit vorgefertigten Ziegelwänden. Bei einem Fertighaus erfolgt die Detailplanung des Gebäudes direkt mit dem Anbieter. Innenwände können verändert werden und auch sonst sind Fertighäuser heutzutage flexibel gestaltbar. Bei Fertighäusern besteht jedoch weniger Flexibilität, da Änderungen an den vorgegebenen Plänen in der Regel mit höheren Kosten verbunden sind.
Alternative 3: Kauf eines Bauträger-Hauses
Bauträger nehmen den Grundstückskauf vor, errichten ein Haus und verkaufen dieses anschließend meist schlüssel- oder belagsfertig. So entfällt für Sie die Notwendigkeit, sich um den zeitintensiven Bauprozess zu kümmern. Im Gegenzug gibt es meist – zumindest, wenn der Bau schon vorangeschritten ist – weniger individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für Ihr neues Zuhause.
Sie können den Kauf eines eigenen Einfamilienhauses oder einer eigenen Wohnung finanziell nicht stemmen? Als Alternative bietet es sich an, vorhandene Ressourcen in der Familie zu nutzen – Stichworte Ausbau, Aufstocken oder Anbauen. Eine Generationenberatung unterstützt Sie dabei, als (Groß-)Familie gemeinsam neuen Wohnraum zu schaffen.
Weitere hilfreiche Informationen bei der Planung eines Hauses
In der Planungsphase für ein neues Haus ist eine Vielzahl von Einzelaspekten wichtig, zu welchen Sie in den nachfolgenden Ratgebern informieren können:
Das Bauen mit einem Architekten bringt Vorteile und Nachteile mit sich. Die vielen Pluspunkte, welche sich bei einer Zusammenarbeit mit einem Architekt ergeben, hängen selbstverständlich auch immer individuell, vom jeweiligen Architektenbüro, ab. Daher ist es wichtig, dass Sie sich Zeit dafür nehmen, einen passenden Architekten für Ihr Bauvorhaben zu finden.
Vorteil 1: Kreative Planung
Ein Architekt denkt nicht in vorgefertigten Mustern, sondern entwickelt eine völlig individuelle Planung. Dabei bezieht er die Umgebung, den Ausblick, die Ausrichtung des Hauses und selbstverständlich die Anforderungen der Baufamilie mit ein. Die kreative Herangehensweise sorgt für einfallsreiche Grundrisse, außergewöhnliche Fassadengestaltung und eine maßgeschneiderte Bau-Lösung für das konkrete Grundstück.
Tipp: Verschaffen Sie sich einen Überblick zu verschiedenen Baustilen in unserem Ratgeber Haustypen im Vergleich.
Vorteil 2: Ausführungsplanung und Koordinierung
Ein Architekt plant das Bauvorhaben detailliert, kann passende Unternehmen kontaktieren, Angebote gegenüberstellen, die Koordination verschiedener Firmen übernehmen und kontinuierlich die Qualität der Ausführung prüfen. So nimmt Ihnen ein Architekt sehr viel organisatorische Arbeit ab und hat gleichzeitig ein Auge darauf, dass Ihr Bauvorhaben auch wirklich plangemäß realisiert wird.
Architekten planen und begleiten in der Regel nur wenige Bauten gleichzeitig. Die logische Konsequenz ist, dass sich eine intensive Zusammenarbeit ergibt. So bekommen Sie kein Haus von der Stange, sondern von der Planung bis zum Interior Design individuelle Beratung. Gleichzeitig können Sie selbst entscheiden, welche Tätigkeiten Sie übernehmen (Koordination der Gewerke, etc.) und welche Sie an den Architekten auslagern.
Nachteile eines Architektenhauses
Ein Architektenhaus kann auch Nachteile mit sich bringen, derer Sie sich bewusst sein müssen. So können Sie von Anbeginn an ein Auge darauf haben, dass diese potenziellen Nachteile möglichst klein gehalten werden.
Nachteil 1: Designanspruch über Funktionalität
Die kreative Planung kann dazu führen, dass einem Architekten der eigene Anspruch an das Design des Gebäudes wichtiger wird als die praktische Nutzbarkeit. Um eine kreative Leistung zu erhalten, müssen Sie dem Architekten planerische Freiheit lassen. Gleichzeitig sollten Sie jedoch darauf hinweisen, welche rein praktischen Punkte das Haus jedenfalls erfüllen muss. Das kann beispielsweise das Raumkonzept betreffen oder auch die Dachgestaltung (Dachschrägen, etc.). Hier ist von Beginn an eine gute Kommunikation gefragt.
Nachteil 2: Kosten
Die Leistungen einer Architektin bzw. eines Architekten müssen selbstverständlich entsprechend vergütet werden. Zu bedenken ist, dass diese Kosten nicht einfach nur als zusätzliche Kosten gesehen werden müssen. Denn oft bringen Architekten auch Vorschläge ein, wie im Zuge des Baus Kosten reduziert werden können. Durch die Kontakte innerhalb der Baubranche kann es zudem gelingen, das Bauvorhaben günstiger zu realisieren. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass die Honorare des Architekten in der finanziellen Planung des Hausbaus berücksichtigt werden müssen.
Bauen mit Architekt: Vor- und Nachteile im Überblick
Die wichtigsten Vor- und Nachteile beim Bauen mit Architekten finden Sie nachstehend noch einmal im Überblick. Dabei müssen Sie immer selbst entscheiden, welche Bedeutung die einzelnen Aspekte für Ihr Bauvorhaben mit sich bringen. Wenn Sie beispielsweise selbst kaum Zeit haben, um auf der Baustelle nach dem Rechten zu sehen, können sich die Zusatzkosten eines Architekten für die Bauaufsicht schnell lohnen.
Vorteile
Nachteile
Kreative Planung und neue Ideen werden eingebracht
Designanspruch kann Funktionalität einschränken
Ausführungen werden im Detail geplant, Gewerke werden koordiniert, der Zeitaufwand für die Baufamilie sinkt
Zusätzliche Kosten müssen berücksichtigt werden
Individuelle Beratung ist möglich – keine Massenabfertigung
Die Kosten beim Architektenhaus
Die Baukosten für ein Haus, das von einem Architekten entworfen wurde, hängen von der Komplexität der geplanten Bauausführung ab. Auf Budgetvorgaben kann immer Rücksicht genommen werden. So ist es möglich, z.B. durch einfache Formensprache Kosten zu sparen. Auch die Bauweise (Holzriegel, Ziegel, Massivholz, etc.) kann die Kosten maßgeblich beeinflussen. Für den Preis ist also viel wichtiger, wie und womit gebaut wird. Der Architekt selbst verlangt ein Honorar, das sich nach den Baukosten richtet.
Typischerweise liegt dieses in der Bandbreite von 10 bis 15 Prozent der Gesamtkosten des Gebäudes. Die Beauftragung eines Architekten kann schrittweise erfolgen. So kann erst einmal ein Vorentwurf angefertigt werden, für den eine definierte Summe (z.B. € 2.500 bis € 4.000 brutto) verrechnet wird. Ist diese Arbeit zufriedenstellend erledigt worden, wird die nächste Phase (Detailplanung, Ausführungsplan, Einreichplanung, Statik, etc.) beauftragt.
Wie hoch die Honorare des Architekten ausfallen, ist auch davon abhängig, ob er die Gewerke koordinieren und die Baustelle vor Ort überwachen soll oder ob es ein ausführendes Generalunternehmen gibt, welches die verschiedenen Subunternehmen und Dienstleister aufeinander abstimmt.
Das Bauen mit Architekt hat Vor- und Nachteile
Es gibt ganz klare Argumente, die für das Bauen mit bzw. ohne Architekten sprechen. Die Vor- und Nachteile müssen daher ganz individuell beurteilt werden, damit klar wird, ob die Beauftragung eines Architekten der richtige Weg ist. Positiv ist, dass mit Erfahrung und Kreativität Designvorschläge geschaffen werden, die Ihr neues Zuhause zu einem besonderen Ort machen. Die Expertise des Architekten sorgt außerdem dafür, dass Sie sich selbst um weniger kümmern müssen. Denn neben der Planung kann ein Architekt auch die Suche nach ausführenden Unternehmen abwickeln, Angebote einholen und vergleichen, die Bautätigkeiten überwachen und die verschiedenen Firmen laufend koordinieren.
Andererseits sorgen all diese Aktivitäten des Architekten selbstverständlich für zusätzliche Kosten. Teilweise lassen sich diese abfedern, wenn Architekten geschickt Einsparungsmöglichkeiten erkennen und nutzen.
Weitere Fragen
Abschließend beantworten wir Ihre häufig gestellten Fragen rund um das Thema Haus bauen mit Architekt.
Bei einem Fertighaus können meist nur eingeschränkt Änderungen vorgenommen werden, während ein Architektenhaus völlig individuell geplant wird. Ein Fertighaus kann dafür eventuell schneller realisiert werden als ein Architektenhaus.
Architektenhäuser können in jeder Stilrichtung geplant und errichtet werden. Prüfen Sie für Ihr Vorhaben, welche Arten von Gebäuden ein Architekt bisher errichtet hat und kontaktieren Sie am besten direkt Architekten, die schon Häuser als Referenzen anführen, die Ihren gestalterischen Vorstellungen entsprechen.
Wenn Sie wenig Zeit haben und ein individuelles Haus bauen möchten, sollten Sie einen Architekten kontaktieren. Gerade auch bei Grundstücken, die etwas schwieriger zu bebauen sind (Hanglage, kleine Fläche, etc.) lohnen sich kreative Architekten-Lösungen.
Architekten sind meist gut vernetzt und kennen Unternehmen, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. So ist es möglich, die Bauausführung, wenn sie von einem Architekten begleitet wird, zu einem günstigeren Preis zu bekommen.
Bildquellen: BalanceFormCreative / Adobe Stock, bernardbodo / Adobe Stock, NDABCREATIVITY / Adobe Stock Rechtshinweise zu unseren Ratgebern finden Sie in unserer Verbraucherschutzinformation.
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Über den Autor: Mag. Harald Draxl Position: Geschäftsführer
Meine Kreditkompetenz habe ich 1995 durch die Leitung des Gewerbekunden-Centers bei der Creditanstalt AG und seit 1997 als Baufinanzierungs-Spezialist bei der CA Baufinanzierungs-Beratung GmbH aufgebaut. Im Jahr 2002 wurde ich Gesellschafter bei der Infina und ab November 2004 in die Geschäftsführung berufen. Meine Zuständigkeit ist seither die Leitung unseres Vertriebes und der Banken-Kooperationen. Ich beschäftige mich tagtäglich mit den Entwicklungen am österreichischen Kredit- und Immobilienmarkt, um unsere gesamte Vertriebsorganisation stets über die besten Produkte und aktuellen Zinssätze für die Kundenberatungen auf dem Laufenden zu halten.
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