Waren noch vor vielen Jahren in Österreich rein variabel verzinste Wohnbaukredite der Regelfall, hat sich dies in den letzten Jahren geändert: In jüngster Vergangenheit hat sich die Mehrheit der neuen Wohnbau-Kreditkunden nicht mehr für eine rein variable Verzinsung entschieden. Im Jahr 2024 ist der Anteil variabler Zinsbindungen auf dem bisher historisch niedrigsten Niveau in Österreich angekommen. Erfahren Sie hier, wie sich das Verhältnis „fix zu variabel“ in den letzten Jahren und ganz aktuell entwickelt hat und welche Schlussfolgerungen sich für Sie als privaten Kreditkunden ergeben.
Variabel verzinste Kredite sind bei Neuabschlüssen in den meisten Zeiten günstiger als fix verzinste, bringen allerdings das Risiko von Zinssteigerungen mit sich. Je geringer der Zinsabstand zwischen langjährigen Fixzinsbindungen und variabler Verzinsung ist, desto attraktiver werden fixe Zinsen. Der „Preis“ für die Absicherung sinkt dann gewissermaßen. Die Entwicklung des Verhältnisses fix und variabel verzinster Wohnbaukredite ist eine Art Stimmungsbarometer: Je höher der Anteil der Fixzinsbindungen, desto mehr Kreditkunden sind der Ansicht, dass sich fixe Zinsen langfristig lohnen.
Der Anteil rein variabler Zinsbindungen ist im letzten Jahrzehnt enorm gefallen: Noch in den Jahren 2013 und 2014 waren variabel verzinste Kredite die übliche Finanzierungsvariante und Fixzinsbindungen (oder eine Kombination aus fix und variabler Finanzierung) eher ein „Nischenprodukt“ in Österreich. So waren 2013 noch 81,4 % der neu vergebenen privaten Wohnbaukredite rein variabel verzinst.
Seit 2015 begann sich das Verhältnis allmählich zu drehen. 2024 entschied sich mit 23,0 % eine deutliche kleinere Anzahl von Kunden für eine rein variable Finanzierung, während 77,0 % eine Fixzinsbindung oder eine Mischform der Verzinsung wählten.
In den letzten Jahren sank zunächst das allgemeine Zinsniveau: Der Leitzins der EZB lag von 2016 bis Juli 2022 konstant bei 0 %, ehe dieser am 27. Juli 2022 zunächst auf 0,5 %, mit Wirkung zum 14. September 2022 auf 1,25 % und danach zunächst dann in mehreren Schritten in der Spitze auf 4,50 % erhöht wurde. Seit Sommer 2024 wurde der Leitzins dann wieder in acht Schritten, zuletzt mit Wirkung zum 11. Juni 2025 auf aktuell 2,15 %, gesenkt. Zwischen 2015 und der ersten Jahreshälfte 2022 fielen die Referenzzinssätze für die variable Verzinsung (z. B. EURIBOR) immer tiefer in den Negativbereich, ab 2019 waren auch die langfristigen Zinsen immer wieder negativ – ein Trend, den die lockere Geldpolitik der Notenbanken während der Corona-Krise noch verstärkte.
Zudem sanken auch die Zinsabstände zwischen variabler Verzinsung und Fixzinsbindungen, solange bis plötzlich eine inverse Zinskurve entstand und langjährige Fixzinsbindungen günstiger wurden als variabel verzinste Kredite. Wirft man einen Blick auf die nominalen Kreditzinsen des Infina Kredit Index, der jeweils die Daten zum Quartalsende zeigt, dann lag erstmals Anfang Juli 2023 der zwanzigjährige Fixzinssatz mit 4,025 % p.a. unter dem durchschnittlichen Kreditzins für variabel verzinste Kredite, der damals bei 4,762 % lag. Dies entsprach einem negativen Zinsabstand bzw. Zinsabschlag von 0,737 Prozentpunkten, der sich bis Anfang Oktober 2024 auf 0,791 Prozentpunkte ausweitete. Bis Anfang April 2025 fiel der Zinsabstand dann wieder auf 0,323 Prozentpunkte.
Deutlich wird also, dass sich Kreditnehmer in Österreich in den letzten 10 Jahren zunehmend für die „sichere“ Variante der Wohnbaufinanzierung entschieden haben. Und dies aus gutem Grund: Bei einer Nutzung als Eigenheim bleibt das Risiko der Wertenwicklung Ihrer Immobilie überschaubar, solange diese weiterhin Ihre Wohnbedürfnisse erfüllt. Das Risiko steigender Zinsen ist nicht zu unterschätzen, insbesondere bei geringerem Eigenkapitalanteil. Mit einer Fixzinsbindung können Sie sich dagegen absichern.
Die Zahlen der letzten Quartale zeigen, dass die Beliebtheit von Fixzinsbindungen weiter gestiegen ist. Während sich im vierten Quartal 2024 rund 19 % der Kreditnehmer privater Wohnbaufinanzierungen für eine variable Verzinsung entschieden, lag dieser Anteil im ersten Quartal 2025 bei 18,4 %. Im zweiten Quartal 2025 stieg er leicht auf 19,5 %, im dritten Quartal 2025 lag er mit 19,1 % nahezu unverändert. Ein wesentlicher Treiber für die zuletzt stabile Entwicklung dürfte das anhaltende Zinsplateau für Fixzinssätze gewesen sein. Im ersten Halbjahr 2025 liegen die Zinssätze für neue variable Wohnbaufinanzierungen aufgrund der zwischenzeitlich flachen Zinskurve aktuell auf gleichem Niveau wie die Zinssätze mit 5-jähriger Zinsbindung. Für längerfristige Fixzinsbindungen muss zwischenzeitlich wieder ein kleiner Aufschlag bezahlt werden.
Kreditnehmer bezahlen insofern derzeit keine oder nur eine geringe Prämie für die Absicherung des Zinsänderungsrisikos. Sie erhalten diese kostengünstig und bekommen für die langfristige Absicherung sogar noch einen vergleichsweise günstigeren Zinssatz.
Die Inflation im Euroraum ist wieder im Zielkorridor.
Unter der Annahme, dass der Einlagenzins der EZB bis Ende 2025 im Bereich von 1,75 % bis 2,00 % bleibt, dürfte der 3-Monats-Euribor weiterhin bei rund 2 % notieren. Bei einem durchschnittlichen Kreditaufschlag von etwa 1,25 Prozentpunkten ergeben sich variable Kreditzinsen von rund 3,25 %. Grundsätzlich gilt: Eine Fixzinsbindung ermöglicht eine langfristig kalkulierbare Kreditrate, während variable Zinsen stärker auf kurzfristige Marktbewegungen reagieren. Die weitgehend stabile Entwicklung des Anteils variabler Finanzierungen im Jahr 2025 zeigt, dass Kreditnehmer derzeit abwägen, welche Zinsstrategie besser zu ihrer individuellen Planung passt.
Die langfristigen Zinsen, die für Fixzinsbindungen maßgeblich sind, haben sich nach den deutlichen Anstiegen in den Jahren 2022 und 2023 im Verlauf von 2025 stabilisiert. Aufgrund der Leitzinssenkungen seit Mitte 2024 haben sich die Konditionen neuer Fixzinskredite zuletzt leicht verbessert, liegen aber weiterhin über dem Niveau variabler Finanzierungen.
Laut EZB entschieden sich im Jahr 2024 rund 80 % der Kreditnehmer bei Neuabschlüssen für eine Fixzins- oder Teilfixzinsbindung, ein historisch hoher Wert seit Einführung des Euro. Diese Tendenz zu langfristiger Zinssicherheit hat sich auch 2025 fortgesetzt, wenn auch mit leicht sinkender Dynamik.
Im weiteren Jahresverlauf 2025 dürfte sich die Zinsstrukturkurve allmählich normalisieren. Damit ist davon auszugehen, dass die Zinssätze für längerfristige Fixzinsbindungen weiterhin etwas über den variablen Zinssätzen im Neugeschäft liegen werden. Eine deutliche Annäherung der beiden Zinsarten hängt von der weiteren geldpolitischen Entwicklung der EZB und der Inflationsentwicklung ab.
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Datenquelle: Europäische Zentralbank
Bildquellen: Infina Grafik
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Meine Kreditkompetenz habe ich 1995 durch die Leitung des Gewerbekunden-Centers bei der Creditanstalt AG und seit 1997 als Baufinanzierungs-Spezialist bei der CA Baufinanzierungs-Beratung GmbH aufgebaut. Im Jahr 2002 wurde ich Gesellschafter bei der Infina und ab November 2004 in die Geschäftsführung berufen. Meine Zuständigkeit ist seither die Leitung unseres Vertriebes und der Banken-Kooperationen. Ich beschäftige mich tagtäglich mit den Entwicklungen am österreichischen Kredit- und Immobilienmarkt, um unsere gesamte Vertriebsorganisation stets über die besten Produkte und aktuellen Zinssätze für die Kundenberatungen auf dem Laufenden zu halten.