Im Euroraum ist seit dem Hoch von 10,6 % im Oktober 2022 ist die Inflationsrate bis April 2024 auf 2,2 % zurückgegangen. Dieser rasche Inflationsrückgang ist auf stark rückläufige Energiepreise infolge von fallenden Erdgas- und Erdölpreisen sowie Tarifsenkungen von Stromversorgern zurückzuführen. Aber auch die Preise von Industriegütern ex Energie können von den Herstellern nicht mehr so stark erhöht werden, wie diese gerne hätten. Der Hintergrund: Die Privatwirtschaft im Euroraum, insbesondere der Industriesektor, befindet sich in einer Kontraktionsphase und das BIP-Wachstum liegt im ersten Quartal 2025 bei nur 1,2 %. Die EZB verfolgt generell einen datenabhängigen Ansatz. Weitere Zinsschritte hängen von Inflationstrends, Inflationserwartungen und der Wirkung vorangegangener geldpolitischer Maßnahmen ab. Im Jahr 2024 hatte die EZB vor dem Hintergrund der doch deutlich gefallenen Inflationsrate insgesamt vier Leitzinssenkungen jeweils um 0,25 % vorgenommen. Im weiteren Jahresverlauf 2025 erfolgten bislang drei weitere Leitzinssenkungen (Stand 20.05.2025). Experten erwarten ein bis zwei weitere Leitzinssenkungen im laufenden Jahr. Doch am langen Ende kann es zu Abweichungen kommen, zumal die hohen Ausgabenprogramme der EU (800 Mrd. EUR für Rüstung) und EU-Mitgliedstaaten (Infrastruktur-Ausgaben) Konjunktur und Inflation wiederbeleben könnten.
Die Folge aktueller Erwartungen: Langjährige Fixzinsbindungen wurden gegenüber den einstigen Höchstständen günstiger. Seit dem Hoch im Oktober 2023 hat sich bis 20. Mai 2025 der 20-Jahres-Euro-Swapsatz um rund 75 Basispunkte auf rund 2,71 % verbilligt, liegt aber bereits mehr als 20 Basispunkte über dem Stand Ende 2024. Der 3-Monats-Euribor, wichtiger Referenzzins variabel verzinster Kredite, war indessen gegenüber dem Hoch bei ca. 4 % auf 2,08 % rückläufig. Entsprechend hatten sich auch die Zinscaps verbilligt. Die zuvor stark inverse Zinskurve hat sich zwischenzeitlich in eine flache Zinskurve mit leichtem Anstieg für sehr langfristige Zinsabsicherungen verändert. Da normalerweise die Zinsen umso höher sind, je länger die Laufzeiten sind, ist dies nur eine temporäre Marktanomalie, die beispielsweise günstige Umschuldungsmöglichkeiten von variabel verzinsten Krediten mit aktueller Verzinsung von ca. 3,25 bis 4,75 % in 10-jährige Fixzinskredite zu 3,00 bis 4,50 % p.a. (nominaler Zinssatz, Stand 20.05.2025) bietet. Im weiteren Verlauf könnten am langen Ende die Zinsen weiter ansteigen und neue Fixzinsabschlüsse verteuern. Hingegen sollten Zinscaps auf 3-Monats-Euribor-Basis im Einklang mit Leitzinssenkungen im laufenden Jahr 2025 tendenziell günstiger werden.