Wenn Sie sich mit Zinsen auseinandersetzen, begegnen Ihnen häufig Fachbegriffe wie "Nominalzins" oder "Nominalzinssatz". Es ist wichtig, diese von anderen Zinsarten, wie dem "Effektivzins", zu differenzieren, um ihre jeweilige Bedeutung und wie sie in der Praxis angewendet werden, zu verstehen. Wenn Sie daran interessiert sind, mehr über dieses Thema zu erfahren, empfehlen wir Ihnen, diesen Ratgeber zu lesen.
Nominalzins oder Sollzins?
Der Nominalzins bezieht sich einzig und alleine auf die reinen Zinskosten ohne Nebenkosten. Der Sollzins ist bei Krediten ident mit dem Nominalzins. Allerdings bezieht sich der Begriff „Sollzins“ nur auf jenen Zins, der für Schulden zu bezahlen ist. Mehr dazu erfahren Sie im Ratgeber Sollzins.
Nominalzinssatz vs. Effektivzinssatz: Was ist der Unterschied?
Der Unterschied zwischen Effektivzinssatz und Nominalzinssatz liegt in den berücksichtigten Kosten: Der Nominalzinssatz bezeichnet den reinen Kreditzins ohne zusätzliche Kosten, während der Effektivzinssatz alle zusätzlichen, einmaligen und laufenden, Gebühren und Kosten miteinbezieht. Daher liefert der Effektivzins ein umfassenderes Bild der wahren Kreditkosten.
Beispiel:
Kreditbetrag: 200.000 Euro
Kreditlaufzeit: 30 Jahre
Nominalzinssatz: 3,5% (die reinen Zinskosten)
An Nebenkosten zusätzlich zu den Zinskosten fallen an:
Bearbeitungsgebühr: 6.000 Euro Grundbucheintragungsgebühr (abhängig vom eingetragenen Pfandrecht): 2.974 Euro
Bewertung der Immobilie: 290 Euro (für die Schätzungsaufwendungen der Bank)
Grundbuchprüfung: 50 Euro
Treuhandabwicklung: 70 Euro
Notar der Bank für Beglaubigung: 158,29 Euro
Kontoführung monatlich: 5,97 Euro
Gemäß der finanzmathematischen Berechnung im Hintergrund beträgt der Effektivzinssatz 3,82 %. Im Falle einer kürzeren Kreditlaufzeit von nur 20 Jahren beträgt der Effektivzinssatz bereits 3,98 %, da sich die einmaligen Nebenkosten auf weniger Jahre verteilen.
Eine einfachere und häufig verwendete Formel zur groben Abschätzung der effektiven Jahreszinsen wäre:
(Kreditkosten ÷ Nettodarlehensbetrag) × [24 ÷ (Laufzeit in Monaten + 1)] = effektiver Jahreszinssatz
Weitere vertiefende Informationen zu diesem Thema bieten folgende Ratgeber, nämlich:
„EZB-Leitzins“ sowie „Effektivzinssatz“ und auch jener zur „Bearbeitungsgebühr beim Kredit“.
Nominalzins | Effektivzins |
Jährlicher Prozentsatz | Gesamtkosten eines Kredits |
Fix oder variabel | Wichtig für Vergleich |
Schlechter vergleichbar | Enthält einmalige und laufende Nebenkosten der Finanzierung |
Zinsen ohne Nebenkosten der Finanzierung | |
Verschiedene Arten des Nominalzinses
Es gibt zwei Arten des Nominalzinses:
Fixer Nominalzinssatz
Das ist der Nominalzinssatz für die Dauer einer Fixzinsbindung. In diesem Zeitraum bleiben die reinen Zinskosten unverändert. Fixzinskredite können in manchen Fällen über die gesamte Kreditlaufzeit fixe Nominalzinsen haben. Diese Art der Kredite werden auch „Volltilger“ genannt. Mehr zum Thema finden Sie im Ratgeber Fixzinsen.
Variabler Nominalzinssatz
Das ist der Nominalzinssatz für variabel verzinste Kredite. Der Zinssatz ist an einen sich ändernden Referenzzinssatz gekoppelt. Der Nominalzinssatz von Krediten wird dann in der Regel alle 3 Monate und in manchen Fällen auch alle 6 oder 12 Monate auf Basis des 3-Monats-Euribor, 6-Monats-Euribor oder 12-Monats-Euribor (z.B. bei Bauspardarlehen) regelmäßig angepasst. Mehr zu diesem Thema finden Sie im Ratgeber variable Zinsen.
Tipp: Sie sind sich nicht sicher, ob Sie beim aktuellen Zinsniveau mit Fixzinsen oder variablen Zinsen finanzieren sollten? Eine Orientierungshilfe und viel Hintergrundinformation bietet Ihnen der Ratgeber „Fixzinsen oder variable Zinsen“.
Was beeinflusst die Höhe des Nominalzinses beim Kredit?
Die Nominalzinsen sind abhängig von diversen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Geldpolitik der Notenbanken. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Einflussfaktoren, von denen die Höhe der Nominalzinsen abhängt:
Einflussfaktoren:
- Geldpolitische Entscheidungen der Notenbanken: Die Leitzinsen der Notenbanken wie der EZB sind der wesentliche Einflussfaktor für das allgemeine Zinsniveau und damit für Nominalzinsen von Kreditinstituten.
- Inflationsrate: Bei hohen Inflationsraten steigen die Leitzinsen der Notenbanken an. Die Notenbanken orientieren sich bei ihren Zinsentscheidungen an der Abweichung der tatsächlichen Inflation von ihren Inflationszielen.
- Konjunkturzyklen: Ein Konjunkturaufschwung wirkt inflationär und bedeutet für gewöhnlich höhere Zinsen. Hingegen gehen die Zinsen in einer Phase wirtschaftlicher Kontraktion zurück.
- Refinanzierungskosten der Banken: Wollen Banken Kredite vergeben, so müssen sie sich selbst von Dritten Geld leihen und dafür Zinsen bezahlen. Die Höhe der Refinanzierungskosten beeinflusst dann die durch die Bank den Kunden angebotenen Nominalzinsen.
- Geschäftspolitik der Banken: Kreditinstitute können mit höheren Margen die eigene Rentabilität steigern oder sie nützen vorhandene Spielräume um günstiger anzubieten um z.B. Marktanteile zu gewinnen. Wesentlicher Faktor ist hier auch das aktuelle Marktumfeld und der vorherrschende Wettbewerb zwischen den Kreditinstituten.
Für Sparer: Der Nominalzins beim Tages- und Festgeldkonto
Als Entgelt für das Bereitstellen Ihres Geldes auf Sparkonten nennt Ihnen die Bank ebenfalls einen Nominalzins. Nebenkosten spielen für Sparer kaum eine Rolle. Ihr größter Feind beim Sparen ist hingegen die Inflation.
Was ist der Unterschied zwischen Realzins und Nominalzins?
Die Inflationsrate macht den Unterschied:
- Nominalzins: Ist der absolute Zins, den Sie als Sparer auf Ihre Einlage bekommen.
- Realzinsen: Ist der Zinssatz, der nach Berücksichtigung der Inflationsrate verbleibt. Er misst den realen Gewinn oder Verlust, nachdem die Auswirkungen der Inflation berücksichtigt wurden.
Mehr Infos zu dieser Thematik in den Ratgebern Inflation und Statistik der Inflation.
Nominalzins berechnen
Der Nominalzins wird in Prozent des Nennwertes einer Anleihe oder der Spareinlage angegeben und ist die Ausgangsbasis für die Berechnung des Realzinses, sofern die Inflationsrate bekannt ist. Die Inflationsrate mindert die Kaufkraft der Sparguthaben und wirkt der Nominalverzinsung entgegen. Der Realzinssatz entspricht vereinfacht ausgedrückt dem nominalen Zinssatz abzüglich der Inflationsrate und zeigt somit die Verzinsung eines Vermögenswertes unter Berücksichtigung des zu erwartenden Geldwertverlustes.
Es gibt zwei Arten von Realzinsen. Den Ex-ante-Realzins, dem die aktuelle bzw. zu erwartende Inflationsrate zu Grunde liegt, und den Ex-post-Realzins auf Basis historischer (also bereits eingetretener) Inflationsraten.
Das häufig angewandte Subtraktionsbeispiel nach dem Schema Realzins = Nominalzins minus Inflationsrate ist ungenau. Finanzmathematisch korrekt ist folgende Formel, mit der sich der Realzins (r), verhältnismäßig einfach aus dem Nominalzins (i) und der Inflationsrate (y) berechnen lässt:
r = (i + y) / (1 + y) oder r = ((1 + i) / (1 + y)) - 1
Beispiel: Nominalzins berechnen
Sie erhalten auf einem kostenlosen Sparkonto einer Onlinebank einen jährlichen Zinssatz von 3 %. Sie legen 10.000 Euro ein. Nach einem Jahr beträgt Ihr Guthaben 10.300 Euro, nämlich Einlage plus Nominalzins von 300 Euro bzw. 3 %. Doch die Inflationsrate liegt bei 5 %. Der reale Zins beträgt gemäß oben angeführter Formel:
(0,03 – 0,05) / (1 + 0,05) = -1,90 %
Damit es keine realen Verluste mehr gibt müsste bei 3 % Nominalzins, die Inflationsrate auf ebenfalls 3 % zurückgehen. Anders hingegen wäre die Situation bei einer angenommenen Inflationsrate von nur 2 %. Dann ergäbe sich ein realer Zins von 0,9804 %.
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