Wollen Sie wissen, was wesentlichen Einfluss auf die Höhe Ihres Zinssatzes hat, welchen Sie für Ihren Kredit bekommen: Es ist die Refinanzierung der Banken. Natürlich muss auch die Bank an anderer Stelle das Geld beschaffen, welches sie Ihnen dann schlussendlich als Kredit gewährt. Die Bank vergibt also elektronisches Geld, welches sie dann wieder anderweitig „auftreibt“. Dieser Beitrag gibt Ihnen einen umfassenden Überblick und Informationen, wie die Refinanzierung von Bankkrediten erfolgt.
Definition: Was bedeutet Refinanzierung?
Der Sprachgebrauch für den Begriff Refinanzierung ist nicht einheitlich. Refinanzierung bedeutet einerseits für Banken die Aufnahme von Geldern, um Kredite zu vergeben, wobei der Begriff andererseits manchmal auch im Zusammenhang mit einer Umschuldung steht. In letzterem Fall wäre Refinanzierung ein Synonym für „Kreditablösung“. Ansonsten geht es um die Kapitalbeschaffung für Banken zur Finanzierung des Aktivgeschäfts (=Kreditgeschäft).
Wie funktioniert die Refinanzierung von Banken?
Banken haben im Vergleich zu den vergebenen Krediten nur ein sehr niedriges bilanzielles Eigenkapital. Daher benötigen Sie Zugang zu multiplen Geldquellen:
Wenn Banken oder Bausparkassen in Österreich einen variabel verzinsten Kredit vergeben, können sie sich am Interbankenmarkt zum aktuellen Referenzzins (meist 3-Monats-Euribor plus einen minimalen Aufschlag) refinanzieren. Allerdings galten bis Juli 2022 Negativzinsen und somit war dieser Markt lange Zeit kaum aktiv.
Als Geldquellen wichtig sind für Banken zudem Giroeinlagen, Spareinlagen, Pfandbriefe und Anleihen sowie Swap-Linien bei Fixzinskrediten. Auch eine Refinanzierung über die Europäische Zentralbank (EZB) ist möglich. Diese verleiht Geld gegen notenbankfähige Sicherheiten (Anleihen mit guter Bonität) überwiegend für einen Zeitraum von einer Woche. Zudem gibt es krisenbedingte Sondertranchen für angeschlagene Banken mit längeren Laufzeiten. Der dafür verrechnete Hauptrefinanzierungssatz liegt seit 20.09.2023 unverändert bei 4,50 % (Entscheidung der EZB; Stand: 13.02.2024).
Wichtig für Banken ist, dass Sie langfristige Finanzierungen möglichst langfristig refinanzieren und bei kurzfristigen ebenso auf eine laufzeitkongruente Refinanzierung (keine zu kurzen, sondern gleiche oder sogar längere Laufzeiten) achten.
Quellen der Refinanzierung
Die Refinanzierungsquellen können die Aktivseite und die Passivseite der Bilanz der Bank betreffen. Generell spricht man bei der Passiva von Mittelherkunft und bei der Aktiva von Mittelverwendung. Doch beide Seiten können als Refinanzierungsquellen für die Vergabe von Krediten an Kunden verwendet werden:
Aktivische Quellen der Refinanzierung
Art der Refinanzierung | Erläuterung |
Hauptrefinanzierungsgeschäft | Sicherheiten in Form bestehender Wertpapiere werden durch die Bank an die EZB verpfändet. |
Spitzenrefinanzierungsfazilität | Angebot der Zentralbank zur kurzfristigen Abdeckung von Liquiditätsengpässen in der Bank. |
Selektiver Verkauf von Krediten aus dem Kreditportfolio der Bank | Umwandlung von Forderungen gegen Liquidität, mit welcher weitere Kredite vergeben werden können. |
Passivische Quellen der Refinanzierung
Art der Refinanzierung | Erläuterung |
Sicht-, Termin- u. Spareinlagen von Kunden | Wichtige Refinanzierungsquelle, welche durch attraktive Zinssatzgestaltung und Werbung gesteuert wird. |
Schuldverschreibungen | Bank emittiert eigene Bankanleihen. |
Eigenfinanzierung (Erhöhung der Eigenkapitalkomponenten) | Erhöhung des Aktienkapital, Ausgabe von Genussrechten und einbehaltene Gewinne. |
Interbanken-Geldmarkt | Refinanzierung zu Geldmarktsätzen bei anderen Banken. |
Tipp: In unserem Ratgeber Leitzins: Definition und aktueller EZB-Leitzins finden Sie weitere Ausführungen zu den einzelnen Arten der EZB Leitzinsen.
Kosten und Risiken der Refinanzierungsarten
Banken und Bausparkassen nutzen zur Refinanzierung parallel mehrere Quellen, um nicht von einer einzigen Finanzierungsquelle abhängig zu sein. Denn jede Finanzierungsquelle hat entsprechende Kosten und Risiken:
Sicht-, Termin- u. Spareinlagen zur Refinanzierung:
Derzeit können Banken bei größeren Einlagen von Firmenkunden sogar keine Zinsen bezahlen. Bei einem normalen Girokonto bekommen Kunden faktisch null Zinsen und auf dem Sparbuch oder Online-Festgeldkonto sind bereits wieder 3,00 % p.a. oder mehr möglich.
Das in der Langfristbetrachtung immer noch verhältnismäßig niedrige Zinsniveau bei den Leitzinsen der Notenbanken ermöglichen dies. Während der Corona-Krise sind die Sparquote und somit Cash-Reserven in der Bevölkerung weiter gestiegen. Die Sparquote in Österreich (Private Haushalte und Private Organisationen ohne Erwerbszweck) ist von ihrem Höhepunkt 2020 (13,2 %, netto Sparquote) wieder auf ein normales Niveau von 9,2 % Sparquote im Jahr 2022 gesunken. In 2023 lag diese auf Basis bislang vorliegender Zahlen leicht über 9 %.
Schuldverschreibungen als Refinanzierungsinstrument:
Vor allem langfristige Zinsen unterliegen starken Schwankungen. Ein ungünstiger Emissionstermin bedeutet höhere Kosten.
Eigenfinanzierung als Refinanzierung:
Das Finanzierungspotential hängt von Börsenstimmung, jüngster Entwicklung des Aktienkurses und aktueller Marktkapitalisierung oder den Eigentümern des Instituts ab. Bei börsennotierten Banken bedeuten hohe Börsenkurse hohe Emissionserlöse und umgekehrt. Die „Kosten“ des Eigenkapitals sind die Administration im Zusammenhang mit der Börsennotiz und die Dividendenausschüttungen.
Refinanzierung über die Notenbank:
Die Zuteilungsmenge und Höhe der Leitzinsen hängt von der jeweiligen Geldpolitik der EZB ab, welche sich im Einklang mit makroökonomischen Entwicklungen verändern kann. Mit Wirkung seit 20.09.2023 liegt der Hauptrefinanzierungssatz der EZB bei 4,50 % und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 4,75 % (Stand: 13.02.2024).
Refinanzierung von Immobilien: Refinanzierungsquellen für Baukredite
Immobilienkredite haben in der Regel eine Kreditlaufzeit von 15 bis 35 Jahre und können mit Fixzinsen oder variablen Zinsen ausgestaltet sein. Im Fall variabler Verzinsung, beispielsweise auf Basis des 3-Monats-Euribors, können sich Banken am Interbanken-Geldmarkt zu diesem Zins refinanzieren.
Zudem spielen Guthaben auf Girokonten, Spareinlagen, Schuldverschreibungen sowie Refinanzierungen durch die EZB die Hauptrolle.
Hypothekenbanken können zudem gemäß dem Pfandbriefgesetz über die Emission von Pfandbriefen eine „Refinanzierung von Immobilien“ durchführen.
Beispiel: Refinanzierung eines Immobilienkredits mit 20 Jahren Laufzeit:
Bis zu einem LTV (Beleihungsgrad bzw. loan-to-value, Kredit zu Belehnwert) von 60 % können Pfandrechte in einen Deckungsstock gegeben werden, welcher zur Besicherung von Pfandbrief-Emissionen dient. Beispielsweise kann eine 20-jährige Hypothekarfinanzierung, welche den Qualitätskriterien für Pfandbriefe entspricht, durch Emission eines mit z.B. 3,00 % p.a. verzinsten Papiers refinanziert werden. Die Bank stellt für den Kredit des Kunden beispielsweise einen Zinssatz von 3,75 % p.a..
Refinanzierung: Kapitalbeschaffung der Kreditinstitute
Banken haben zahlreiche Möglichkeiten der Refinanzierung. Das Spektrum reicht von der EZB, Sicht- Termin- und Spareinlagen, Schuldverschreibungen, Eigenmittel, Pfandbriefen bis hin zum Interbankengeldmarkt. Dabei hängen die Refinanzierungskosten der Banken von Marktzinsen, eigener Bonität und dem Vertrauen der Banken zueinander ab. Ein wichtiger Einflussfaktor der Refinanzierung ist und bleibt dabei aber die Geldpolitik der Notenbanken.
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