Bearbeitungsgebühr beim Kredit: Situation in Österreich

zwei männer beim gespräch
Autor: Mag. Elfi Stampfl
Kategorie: Finanzierung
Datum: 11.09.2023

Während in vielen anderen Ländern keine Bearbeitungsgebühr bei einem Kredit anfällt, ist es in Österreich gängige Praxis, dass Banken 1 bis 3 Prozent der Kreditsumme als Bearbeitungsgebühr (BAG) verrechnen. Diese Gebühr ist Teil der Kreditnebenkosten und vertraglich geregelt. Sie variiert von Kreditinstitut zu Kreditinstitut und sollte beim Vergleich von Angeboten berücksichtigt werden, damit Sie am Ende eine möglichst günstige Finanzierung erhalten.

Das Wichtigste im Überblick

  • Eine Bearbeitungsgebühr für einen Kredit ist in Österreich üblich und gesetzlich erlaubt.
  • Wird ein Kredit frühzeitig zurückbezahlt, so muss die Bank auch die Bearbeitungsgebühr anteilig rückerstatten (gilt allerdings nur für Verträge, welche ab dem 11. September 2019 abgeschlossen wurden).
  • Zusätzlich zu der Bearbeitungsgebühr gibt es weitere Kreditnebenkosten, die beachtetet werden müssen.
  • Wohnbau-Finanz-Experten schlüsseln alle Kreditkosten transparent auf, erklären diese im Detail und unterstützen Sie bei der Verhandlungen zu den Kreditkosten.

Wann fällt eine Kredit-Bearbeitungsgebühr an?

Eine Kredit-Bearbeitungsgebühr fällt in Österreich bei fast allen Krediten an. Einzig beim Kontokorrentkredit kann es vorkommen, dass keine Bearbeitungsgebühr vereinbart wird. Diese wird dann oft anders genannt, z.B. „Bereitstellungsentgelt“. Bei Wohnbaufinanzierungen sowie Konsumkrediten ist eine Kredit-Bearbeitungsgebühr Standard. Die Art der Berechnung der Gebühr (Fixbetrag oder prozentueller Anteil von der Kreditsumme) muss vorab offen kommuniziert werden. Die Bearbeitungsgebühr ist Teil der Kreditnebenkosten und somit im angegeben effektiven Jahreszinssatz der Finanzierung bereits kalkulatorisch berücksichtigt.


Höhe der Bearbeitungsgebühr beim Kredit

Die Höhe der Bearbeitungsgebühr bei einem Kredit liegt typischerweise bei 1 bis 3 Prozent von der Kreditsumme. Dies gilt für Immobilienkredite, während bei Konsumkrediten auch eine höhere Bearbeitungsgebühr vereinbart sein kann.

Manche Banken legen die Bearbeitungsgebühr mit einem fixen Kostensatz, statt einem prozentuellen Anteil der Kreditsumme, fest. Ob das möglich ist, hängt von der Art und Höhe des Kredits ab. Bis zu einem gewissen Ausmaß ist die Bearbeitungsgebühr eines Kredits auch Verhandlungssache. Wichtig ist dabei darauf zu achten, dass durch die Verhandlungen auch tatsächlich der effektive Jahreszinssatz sinkt. Schlecht wäre es, wenn die Bearbeitungsgebühren zwar durch die Verhandlung reduziert werden, aber dafür andere Kreditnebenkosten angehoben werden.


Ist eine Bearbeitungsgebühr beim Kredit überhaupt zulässig?

Grundsätzlich ist es Banken und Bausparkassen in Österreich erlaubt, eine Bearbeitungsgebühr bei einem Kredit vertraglich zu vereinbaren. Allerdings sind Banken verpflichtet, bei einer vorzeitigen Rückzahlung des Kredits anteilsmäßig die Bearbeitungsgebühren zu erstatten. Das gilt jedoch nur für Kredite, die ab dem 11. September 2019 abgeschlossen wurden. Die rechtliche Grundlage dafür bildet eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, dass auch laufzeitunabhängige Kosten – eben z.B. Bearbeitungsgebühren oder Abschlussgebühren – bei einer vorzeitigen Tilgung aliquot rückzuerstatten sind.

Für Banken ist diese Entscheidung in der praktischen Umsetzung schwierig, die vorzeitige Rückzahlung verursacht administrative Kosten und schmälert gleichzeitig den Ertrag. Daher werden Bearbeitungsgebühren zunehmend durch andere Service-Kosten, z.B. höhere Kontoführungskosten pro Quartal, ersetzt. Umso wichtiger ist es, beim Vergleich verschiedener Kreditangebote immer auf den effektiven Jahreszinssatz zu achten, bei dem alle Arten von Kreditnebenkosten enthalten sind.


Lässt sich die Bearbeitungsgebühr verhandeln?

Vor Abschluss eines Kreditvertrags ist der effektive Jahreszinssatz die wichtigste Entscheidungsgrundlage für den Kreditvergleich. Denn dieser Zinssatz beinhaltet neben dem Nominalzinssatz auch alle Arten von Nebenkosten, die im Kreditvertrag aufgelistet sind. Deshalb ist der effektive Jahreszinssatz auch immer höher als der Nominalzinssatz, der den reinen Zinssatz, exklusive Nebenkosten, abbildet. Generell gilt, dass für alle Nebenkosten versucht werden kann, diese zu verhandeln.

Die Schwierigkeit ist, dass es oft eine ganze Liste unterschiedlicher Nebenkosten gibt, wie z.B.:

  • Bearbeitungsgebühren
  • Abzuschließende Versicherungen
  • Kontoführungsgebühr
  • Abschlussgebühr

Tipp: Finanzierungexperten wissen genau, welche Positionen noch verhandelbar sind, welcher Spielraum gegeben ist und wo Sie noch am besten Kreditkosten reduzieren können. Wohnbau-Finanz-Experten unterstützen Sie auf der Suche nach der perfekten Finanzierung und übernehmen die Verhandlungen für Sie.

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Wie ist die Bearbeitungsgebühr zu zahlen?

Die Bearbeitungsgebühr wird als Einmalzahlung fällig, sobald der Kreditbetrag ausbezahlt wird. Die Summe verringert somit den tatsächlich ausgezahlten Kreditbetrag. Alternativ kann die Bearbeitungsgebühr auch über die gesamte Laufzeit mitfinanziert und somit nach und nach bezahlt werden. In diesem Fall werden die Bearbeitungsgebühren auf den Kreditbetrag aufgeschlagen und erhöhen damit den Kreditbetrag.


Kann ich die Bearbeitungsgebühr für den Kredit in Österreich zurückfordern?

Die Verrechnung einer Bearbeitungsgebühr ist in Österreich grundsätzlich erlaubt. Daher ist auch keine pauschale Rückforderung der Bearbeitungsgebühr für den Kredit möglich. Allerdings ist das anders, wenn eine frühzeitige Tilgung des Kredits erfolgt. Denn in dieser Situation sind Banken dazu verpflichtet, die Bearbeitungsgebühr anteilig zurückzuerstatten. Das gilt jedoch nur, wenn der Kredit am 11. September 2019 oder später abgeschlossen wurde. Diese Rückforderung der Bearbeitungsgebühr eines Kredits verläuft normalerweise unkompliziert. Weisen Sie die Bank am besten schriftlich auf Ihren Anspruch hin, sofern das Kreditinstitut die Rückzahlung nicht proaktiv veranlassen sollte.


Kredit-Bearbeitungsgebühr berechnen

Die Bearbeitungsgebühr für einen Kredit in Österreich ist entweder ein Prozentsatz von gesamten Kreditbetrag oder es handelt sich um einen Fixbetrag. Jedenfalls muss sie im Kreditvertrag vereinbart und vor Kreditvertragsabschluss offen kommuniziert werden. Wenn es sich um eine prozentuelle Bearbeitungsgebühr handelt, ist die Kalkulation ganz einfach:

Kreditbetrag x Höhe der Bearbeitungsgebühr in % = Bearbeitungsgebühr in Euro.

Beispiel Berechnung Kredit-Bearbeitungsgebühr:

100.000 Euro Kredit werden aufgenommen, die Bearbeitungsgebühr beträgt 2 Prozent. Damit müssen 2.000 Euro an Kredit-Bearbeitungsgebühr bezahlt werden.

Wichtig ist, dass Sie bei Ihrer Kredit-Kalkulation nicht nur die Bearbeitungsgebühren beachten. Damit Sie ein ganzheitliches Bild aller Kosten bekommen, muss immer der effektive Jahreszinssatz von Kreditangeboten miteinander verglichen werden. Für eine unkomplizierte, schnelle Kalkulation können Sie unseren Kreditrechner nutzen:

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Werden auch Kredite ohne Bearbeitungsgebühr angeboten?

Ein Kredit ohne Bearbeitungsgebühr ist in Österreich mit Ausnahme bei Kontokorrentkrediten sehr unüblich. Bei dieser Kreditart, ähnlich wie bei einer einfachen Kontoüberziehung, wird stattdessen ein Bereitstellungsentgelt oder eine ähnlich bezeichnete Gebühr in Rechnung gestellt.

Bedenken Sie, dass der Aufwand der Banken immer in irgendeiner Form entlohnt wird. Ob diese Gebühr nun „Bearbeitungsgebühr (BAG)“ genannt wird oder die BAG geringer ausfällt und dafür die laufenden Konto-Kosten höher sind, macht schlussendlich keinen Unterschied. Für Sie als Kreditnehmerin ist das Gesamtbild der Konditionen wichtig. Der Fokus liegt daher auf dem effektiven Jahreszinssatz, der alle Kreditnebenkosten einbeziehen muss.


Bearbeitungsgebühr beim Kredit unbedingt einkalkulieren

Die Bearbeitungsgebühr für einen Kredit löst zwar sicherlich keine Freude bei Ihnen aus, ist aber letztendlich übliche Praxis im Kreditgeschäft in Österreich. Positiv anzumerken ist, dass sie anteilsmäßig zurückbezahlt werden muss, falls eine frühzeitige Tilgung des Kredits erfolgt. Wichtig ist, dass Sie alle Kosten des Kredits kennen, bevor Sie sich für eine Finanzierung entscheiden. Dazu zählt die Bearbeitungsgebühr als wichtiger Einflussfaktor, aber auch viele andere Positionen, wie z.B. die Kontoführung. Deshalb ist es entscheidend, immer den effektiven Jahreszinssatz mehrerer Kreditangebote zu vergleichen.

Bei manchen Angeboten ist es zudem möglich, die Gebühren und Spesen noch geringfügig nachzuverhandeln. Wohnbau-Finanz-Experten unterstützen Sie dabei, dass Sie alle Kosten transparent und übersichtlich vorliegen haben und beraten gerne hinsichtlich jeder einzelnen Position. Denn nur so ist eine fundierte Entscheidung für die persönlich beste Finanzierung möglich.

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Über den Autor: Mag. Elfi Stampfl
Position: Prokuristin

Meine Expertise im Bereich der Organisation und Ausbildung habe ich als Verwaltungsleiterin einer großen Genossenschaft in Südtirol erworben. Die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Unternehmen war für mich die beste Schule des Lebens. Seit 2013 leite ich das Finanzierungsservice der Infina. Mein hohes Qualitätsverständnis führte zur Gründung der Infina Academy, da es mein Anspruch ist, dass unsere Wohnbau-Finanz-Experten dazu befähigt sind, die beste Finanzierungsberatung in ganz Österreich anzubieten. Zudem ist mir wichtig, unsere Kunden über die aktuelle Zinsentwicklung zu informieren. Für mich persönlich sind Ehrlichkeit und die Bereitschaft für den Kunden alles zu tun das höchste Gebot.

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