Als Restschuld wird jener Betrag bezeichnet, der bei einer Finanzierung zu einem bestimmten Zeitpunkt noch offen ist. Dieser Betrag kann dann entweder in Raten nach und nach abbezahlt werden. Oder es erfolgt eine Sondertilgung, um die gesamte Restschuld frühzeitig zurückzuzahlen – so ist die Situation in Österreich. Doch in Deutschland ist der Ablauf komplizierter. Hier kann nach Ablauf der Fixzinsphase eine Anschlussfinanzierung nötig werden. Es erfolgt dann eine Umschuldung, sofern die aktuell finanzierende Bank keine Vertragsverlängerung wünscht. Wir zeigen Ihnen, welche Optionen Sie haben, mit der Restschuld umzugehen und welche Unterschiede es im Sprachgebrauch zwischen Deutschland und Österreich gibt.
Definition: Was ist die Restschuld?
Die Restschuld wird bei einem Kredit auch als „aushaftendes Kapital“ bezeichnet und ist jener Betrag, der noch nicht an die finanzierende Bank zurückbezahlt wurde. Meist wird die Höhe der Restschuld zum Ende einer Fixzinsphase relevant. Denn hier wird oft entschieden, wie dieser noch offene Betrag zukünftig an das Kreditinstitut zurückbezahlt wird. In Deutschland kann die finanzierende Bank auf die Rückzahlung bestehen oder den Vertrag verlängern. Häufig wird daher eine Anschlussfinanzierung bei einem anderen Kreditinstitut nötig. In Österreich hingegen beginnt einfach die zweite Phase des Kredits zu laufen, in der nun eine variable Verzinsung erfolgt. Die vertraglichen Rahmenbedingungen dazu wurden bereits im ursprünglichen Kreditvertrag mit der finanzierenden Bank vereinbart.
Wovon hängt die Höhe der Restschuld beim Kredit ab?
Die Restschuld beim Kredit, egal ob am Ende der Fixzinsphase oder zu einem sonstigen Zeitpunkt, ist von unterschiedlichen Einflussfaktoren abhängig.
Kreditbetrag
Der ursprüngliche Kreditbetrag stellt den Ausgangswert für alle Kalkulationen dar. Er muss über die Laufzeit hinweg zurückbezahlt werden. Je mehr während einer Fixzinsphase ab Beginn zurückbezahlt wird, desto geringer ist die verbleibende Restschuld.
Laufzeit
In Österreich sind Kreditverträge so aufgebaut, dass eine definierte Gesamtlaufzeit des Kredits vereinbart wird. Häufig gibt es zuerst eine Fixzinsphase und in der anschließenden, verbleibenden Kreditlaufzeit kommen variable Zinsen zur Anwendung. Steigt der für die Berechnung des variablen Zinses verwendete Referenzzins im Laufe der Jahre, so müssen Sie mit höheren Kosten rechnen, sobald die Fixzinsphase endet. Je länger die Laufzeit ist, desto geringer sind die monatlichen Kreditraten und damit auch die laufende Kredittilgung. Daher sorgt eine längere Laufzeit auch für eine höhere Restschuld am Ende der Fixzinsphase.
Tilgungshöhe
Je höher die monatliche Tilgung in Relation zur Kreditsumme ist, desto schneller sinkt die verbleibende Restschuld. Durch eine höhere Tilgung während der Fixzinsphase bleibt somit ein geringerer Betrag, der später variabel verzinst wird. Durch weitere vorzeitige Tilgungen reduzieren Sie somit Ihr Risiko.
Sonstige Konditionen
In manchen Fällen können spezielle Vereinbarungen getroffen werden. Beispielsweise, dass über einen bestimmten Zeitraum keine Tilgung erfolgt, sondern nur Zinsen bezahlt werden. Dadurch sinkt jedoch die Restschuld nicht, denn diese wird nur durch Tilgungen reduziert.
Beispiele: Restschuld berechnen
Angenommen Sie nehmen ein Tilgungsdarlehen von 250.000 Euro zu einem Zinssatz von 4 % mit 20-jähriger Fixzinsbindung auf, dann haben Sie im Falle einer jährlichen Tilgung von 5.000 Euro (2%) in Monatsraten von 416,67 Euro (ex Zinsen) bei monatlicher Zinszahlung nach 20 Jahren eine Restschuld von 150.000 Euro.
Jahr | Schuldenstand Vorjahr | Zahlungen | davon Zinsen / Gebühren | davon Tilgung | Schuldenstand am Jahresende |
1 | 250.000,00 | 14.908,37 | 9.908,33 | 5.000,04 | 244.999,96 |
2 | 244.999,96 | 14.708,37 | 9.708,33 | 5.000,04 | 239.999,92 |
3 | 239.999,92 | 14.508,37 | 9.508,33 | 5.000,04 | 234.999,88 |
4 | 234.999,88 | 14.308,37 | 9.308,33 | 5.000,04 | 229.999,84 |
5 | 229.999,84 | 14.108,37 | 9.108,33 | 5.000,04 | 224.999,80 |
6 | 224.999,80 | 13.908,36 | 8.908,32 | 5.000,04 | 219.999,76 |
7 | 219.999,76 | 13.708,36 | 8.708,32 | 5.000,04 | 214.999,72 |
8 | 214.999,72 | 13.508,37 | 8.508,33 | 5.000,04 | 209.999,68 |
9 | 209.999,68 | 13.308,36 | 8.308,32 | 5.000,04 | 204.999,64 |
10 | 204.999,64 | 13.108,35 | 8.108,31 | 5.000,04 | 199.999,60 |
11 | 199.999,60 | 12.908,36 | 7.908,32 | 5.000,04 | 194.999,56 |
12 | 194.999,56 | 12.708,36 | 7.708,32 | 5.000,04 | 189.999,52 |
13 | 189.999,52 | 12.508,35 | 7.508,31 | 5.000,04 | 184.999,48 |
14 | 184.999,48 | 12.308,35 | 7.308,31 | 5.000,04 | 179.999,44 |
15 | 179.999,44 | 12.108,35 | 7.108,31 | 5.000,04 | 174.999,40 |
16 | 174.999,40 | 11.908,35 | 6.908,31 | 5.000,04 | 169.999,36 |
17 | 169.999,36 | 11.708,35 | 6.708,31 | 5.000,04 | 164.999,32 |
18 | 164.999,32 | 11.508,34 | 6.508,30 | 5.000,04 | 159.999,28 |
19 | 159.999,28 | 11.308,35 | 6.308,31 | 5.000,04 | 154.999,24 |
20 | 154.999,24 | 11.108,34 | 6.108,30 | 5.000,04 | 149.999,20 |
Gesamt- summen | 250.000,00 | 260.167,15 | 160.166,35 | 100.000,80 | 149.999,20 |
Restschuld: Was kommt danach?
In Österreich ist die Situation klar: Sobald die Fixzinsphase endet, verbleibt eine Restschuld, die spätestens bis zum Ende des Kreditvertrag zurückbezahlt wird. Sind die Zinsen jedoch nun höher als der bisherige Fixzinssatz, so steigen für Sie die monatlichen Kosten entsprechend an. Entweder, Sie leisten weiterhin die monatlichen Kreditraten (Tilgung + aktuelle Zinsen) oder Sie erbringen eine Sondertilgung. Das bedeutet, dass Sie die noch vorhandene Restschuld durch eine einmalige Zahlung entweder ganz tilgen oder zumindest entsprechend reduzieren.
Möglichkeit 1: Restschuld zurückbezahlen
Wer die Restschuld am Ende der Fixzinsphase zurückzahlen möchte, muss rechtzeitig zu sparen beginnen. Ob eine Rückzahlung sinnvoll ist, muss individuell geprüft werden. Wenn die Zinsen deutlich angestiegen sind, kann es vorteilhaft sein, den angesparten Betrag für die Rückzahlung zu nutzen. Der Restbetrag kann vollständig beglichen werden oder Sie leisten eine einmalige Zahlung um die Restschuld zu verringern, die anschließend variabel verzinst wird.
Möglichkeit 2: Umschulden
Zur Verbesserung der eigenen Liquidität kann eine Umschuldung vorteilhaft sein. Durch die Umschuldung profitieren Sie, wenn die Zinsen weiterhin attraktiv sind und Sie die Laufzeit verlängern möchten. Eine neue Fixzinsvereinbarung kann abgeschlossen werden.
Möglichkeit 3: Prolongation
Diese Option ist in Deutschland relevant. Spätestens drei Monate vor Ablauf der Sollzinsbindung kann die finanzierende Bank eine Prolongation vereinbaren. Das bedeutet, die bisherige Kreditlaufzeit wird verlängert – das kann jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein.
Durch eine frühzeitige Tilgung kann die Restschuld auch teilweise beglichen werden. So reduzieren Sie den offenen Kreditbetrag, senken das Risiko steigender Zinsen und schaffen sich dadurch auch wiederum einen größeren Spielraum, falls Sie künftig andere Projekte finanzieren möchten.
Restschuld: bei Darlehen in Österreich kaum verbreitet
Wirklich wichtig ist die Restschuld in Deutschland, wo tatsächlich Druck vorhanden ist, den Restschuldbetrag in irgendeiner Form begleichen zu müssen. In Österreich ist die Situation entspannter, weil schon vorab die längere Vertragslaufzeit vereinbart wird und sich nur die Art der Verzinsung ändert. Trotzdem kann es auch in Österreich sinnvoll sein, sich Gedanken darüber zu machen, wie der noch offene Kreditbetrag zurückbezahlt wird. Eine Umschuldung kann häufig zu einer deutlichen Kostenreduktion führen und bringt zusätzlich finanzielle Flexibilität.
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