Neue Wohnkonzepte: 7 Visionen und Trends

Neues Wohnhaus mit Pflanzen
Autor: Hagen Luckert
Kategorie: Immobilie
Datum: 21.03.2024

Die Art und Weise, wie wir wohnen, verändert sich seit jeher stetig. Steigende Mieten, demografischer Wandel, aber auch ökologische Aspekte sorgen derzeit für neue Trends am Immobilienmarkt. Spannende Konzepte gibt es für alle Altersgruppen und unabhängig davon, ob Sie am Land oder in der Stadt leben möchten.


Das Wichtigste im Überblick

  • Neue Wohnkonzepte und altbewährte Methoden, die frisch interpretiert werden – am Immobilienmarkt gibt es verschiedene Konzepte, die nicht gemeinhin bekannt sind.
  • Wie wir leben und wohnen verändert sich stetig. Besondere Treiber dieses Veränderungsprozesses sind derzeit vor allem gestiegene Wohnkosten, Aspekte rund um das Thema Nachhaltigkeit und der demografische Wandel.
  • Alternative Wohnkonzepte, abseits der schönen Stadtwohnung oder des klassischen Einfamilienhauses, richten sich an unterschiedlichste Zielgruppen, von jung bis alt, am Land und in der Stadt und sie existieren gleichermaßen für Haupt- wie auch Ferienwohnsitze.

Nachhaltige Wohnkonzepte

Neubauten verbrauchen wertvolle Bodenfläche, aber gleichzeitig bleibt das Einfamilienhaus der Wohntraum der überwiegenden Anzahl der Österreicherinnen und Österreicher. Wer bauen will, aber dabei die Umwelt schonen möchte, hat dazu glücklicherweise unterschiedlichste Optionen, um den Traum vom Eigenheim ressourcenschonend zu realisieren.

1. Micro-Living

Wenn immer weniger Fläche verfügbar ist und die Kosten für diese Flächen immer höher werden, ist es naheliegend, den vorhandenen Raum möglichst optimiert zu nutzen. Micro-Living ist in der Stadt möglich, indem beispielsweise eine 1-Zimmer-Wohnung ideal möbliert wird. Schon bei der Grundrissplanung von städtischen, mehrgeschoßigen Neubauten kann darauf abgezielt werden, auf möglichst geringen Flächen gute Wohnqualität zu bieten.

Im ländlichen Gebiet kann ein Tiny-House die ideale Lösung sein, um Eigentum zu schaffen, aber gleichzeitig nur wenig Fläche zu verbrauchen. Zu beachten ist, dass ein Tiny-House zwar in Summe preiswert sein kann, die Kosten pro Quadratmeter aber durchaus beträchtlich ausfallen. Wer es nicht ganz so extrem anlegen möchte, kann auch versuchen, ein möglichst kompaktes, durchdachtes Einfamilienhaus zu errichten.

Tipp: 
Weitere Alternativen, um eine möglichst geringe Flächen zusätzlich zu versiegeln, sind ein Dachbodenausbau, eine Aufstockung oder Anbau sowie ein Zubau an ein bestehendes Gebäude. Alle diese Konzepte unterstützen nachhaltiges Bauen.

2. Passivhäuser

Moderne Einfamilienhäuser können mit ökologischen Bau- und Dämmstoffen errichtet werden. Die Optionen reichen von Schraubfundamenten, über Holzwände bis hin zur Erreichung des Passiv- oder Plus-Energie-Standards. Damit ein Haus möglichst effizient ist, kann eine Photovoltaik-Anlage errichtet werden. Diese lässt sich optimal mit einem Stromspeicher und einer Wärmepumpe kombinieren. Auch die Nutzung von Regenwasser per Zisterne, etwa für die Gartenbewässerung oder sogar als Brauchwasser, kann die Öko-Bilanz des Gebäudes verbessern. Durch die Kombination verschiedener Maßnahmen gelingt es, dass ein solches Haus mehr Energie erzeugt, als verbraucht wird. 

3. Selbstversorgung am Land

Bedenken rund um Themen wie Nahrungsmittelknappheit, Lieferkettenprobleme, Blackout, leistbares Wohnen in der Stadt oder auch die Abhängigkeit von ausländischen Energieversorgern führen zu erhöhtem Streben nach individueller Sicherheit. Auch hierzu gibt es ein neues Wohnkonzept: Eigenen Strom produzieren, unabhängig von steigenden Mieten zu sein und womöglich sogar selbst Lebensmittel produzieren zu können sind Gründe, um aufs Land zu ziehen und dort ein möglichst unabhängiges Eigenheim zu schaffen.

Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen im Homeoffice arbeiten und somit nicht täglich in die Stadt pendeln müssen. Diese langen Wege stellten früher eine Barriere dar, wegen derer der Umzug in ländliche Gebiete seltener erfolgte. Doch mit der Flexibilisierung der Arbeitswelt wird es einfacher, weiter von der nächsten Großstadt entfernt zu leben.


Neue Wohnkonzepte für den demografischen Wandel

Der demografische Wandel führt in mehrerlei Hinsicht zu neuen Wohnkonzepten. Es gibt immer mehr Single-Haushalte, aber auch kinderlose Paare und Menschen, die im Alter alleine sind, aber nicht einsam sein möchten. Auch für diese unterschiedlichen Personengruppen bietet der Immobilienmarkt attraktive Alternativen.

4. Barrierefreies Wohnen als Standard

Wer heute neu baut, denkt meist bereits daran, dass die Immobilie ein barrierefreies Wohnen ermöglicht. Sei es für das hohe Alter oder falls es zu einem Unfall kommt: Mit guter Planung lässt sich ein Eigenheim gleich so gestalten, dass es auch mit körperlichen Einschränkungen gut nutzbar ist. Barrierefreiheit erforderte vor einigen Jahren noch Umbauarbeiten, wie beispielsweise der Umbau des Badezimmers. Heute zählt diese Vorkehrung bereits eher zum Standard. So wird eine Immobilie einerseits aufgewertet und andererseits vor allem flexible, sodass sie für jede Lebenslage nutzbar ist.

Besonders praktisch sind Einfamilienhäuser, deren Grundriss alternativ eine spätere Teilung ermöglicht. Dann ist es beispielsweise umsetzbar, dass Sie im barrierefreien Erdgeschoß wohnen, während eine Pflegekraft – im Optimalfall über einen getrennten Zugang – ein Apartment im Obergeschoß beziehen kann. Auch eine teilweise Vermietung der Immobilie ist denkbar.

5. Co-Living

Mit anderen Menschen zusammenleben ist vielfältiger als je zuvor möglich. Folgende Co-Living Optionen bestehen beispielsweise:

  • Klassische Studenten-WG: Freunde mieten gemeinsam eine Wohnung, um Kosten zu sparen. Auch Zweck-WGs sind weit verbreitet.
  • WG für Berufstätige: Die hohen Wohnkosten führen dazu, dass auch berufstätige Singles teils Wohngemeinschaften gründen.
  • Wohngemeinschaften zur Integration: Es gibt Projekte, bei denen u.a. Flüchtlinge, körperlich- oder geistig eingeschränkte Menschen und Pensionisten gemeinsam leben.
  • Senioren-WGs: Gerade um nicht einsam zu sein, etabliert sich die Wohngemeinschaft älterer Menschen als neues Wohnkonzept.
  • Teileigentum: Teileigentum eröffnet die einzigartige Möglichkeit, nicht nur gemeinschaftlich zu wohnen, sondern auch einen tatsächlichen Anteil am Eigentum der Immobilie zu halten. Diese Wohnform fördert den Gemeinschaftssinn und intensiviert das Engagement jedes Einzelnen für das gemeinsame Heim.

Beispielsweise in Stockholm ermöglicht eine Partnerschaft mit dem norwegischen Immobilienkonzern Obos jungen Menschen, trotz der hohen Immobilienpreise, Eigentum zu erwerben. Durch den Kauf von mindestens 50 % der Wohnfläche können sie mit geringerem Eigenkapital Fuß fassen, müssen allerdings den verbleibenden Anteil binnen zehn Jahren erwerben. Diese Modalität erleichtert zwar den Markteinstieg, zieht aber auch langfristige zusätzliche Kosten nach sich. Solange Teileigentum in Österreich sich in dieser Form noch nicht verbreitet hat, bietet sich der Mietkauf als Alternative an, bei dem Mieter nach einer festgelegten Zeit die Möglichkeit haben, ihre Mietimmobilie zu erwerben.

Das Zusammenleben mehrerer Personen spart Kosten, sorgt für Gesellschaft und hilft somit Menschen aller Altersgruppen gegen Vereinsamung. Außerdem werden manche Ressourcen, z.B. die Waschmaschine, gemeinsam genutzt, wodurch wiederum Ressourcen gespart werden. So ist auch bei dieser Vorgehensweise ein ökologischer Vorteil vorhanden.


Wohnkonzepte der Zukunft für mehr Flexibilität

Ein weiterer Aspekt, der bei Wohnkonzepten der Zukunft besondere Bedeutung hat, ist die persönliche, örtliche Flexibilität. Menschen können von unterschiedlichsten Orten aus arbeiten. Manche Personengruppen haben auch nicht mehr das Bedürfnis, überhaupt eine Immobilie zu besitzen, sondern wollen lieber an verschiedenen Orten leben. Auch dafür bietet der Immobilienmarkt Lösungen.

6. Kurzzeit-Mietwohnungen

Unter Kurzzeitmiete wird verstanden, dass Apartments tageweise, z.B. per Airbnb, gemietet werden können. Diese Nutzung ist touristischer Natur, doch es gibt auch Wohnungen, die vollmöbliert für einige Wochen, Monate oder ein Jahr mietbar sind. Sie sind voll ausgestattet und können direkt bezogen werden. Typischerweise wird die Miete pauschal, inklusive aller Nebenkosten, eingehoben. Dieses Modell richtet sich vor allem an Menschen, die für eine gewisse Dauer an einem Ort leben und dann wieder weiterziehen möchten. Oft wird hier auch von „Digitalen Nomaden“ gesprochen, die von überall arbeiten können und vollmöblierte Apartments temporär mieten.

7. Geteilte Ferienimmobilien

Schon vor vielen Jahren gab es Timesharing-Konzepte für Ferienimmobilien, dann verschwand diese Art des Zusammenlebens nahezu vollständig. Derzeit erlebt diese Methode eine Renaissance. Hotelbetrieb errichten Apartmenthäuser, bei denen die Eigentümer der Apartments eine definierte Anzahl an Wochen selbst vor Ort sein können. In der übrigen Zeit kümmert sich der Hotelbetreiber um die - hoffentlich - lukrative Vermietung der Immobilie. Dafür werden Provisionen und Servicegebühren verrechnet.

Ob sich ein solches Investment lohnt, muss immer individuell beurteilt werden. Achten Sie jedenfalls darauf, selbst alleiniger Eigentümer laut Grundbuch zu werden, sodass das Eigentumsrecht an der Immobilie uneingeschränkt ist und sie somit problemlos als Kreditsicherheit dienen kann.

Tipp: 
Erfahren Sie mehr zum Thema Finanzierung einer Ferienimmobilie.


Neue Wohnkonzepte als Antwort auf gesellschaftlichen Wandel

Es gibt extrem vielfältige neue Wohnkonzepte, welche unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringen. Durch die diversen Optionen ist es für alle Alters- und Gesellschaftsgruppen möglich, ein passendes Wohnkonzept zu finden. Im Fokus stehen dabei vor allem die Themen des demografischen Wandels, der Klimaschutz und die steigenden Wohnkosten.

Gleichzeitig gilt es, trotz aller Widrigkeiten am Immobilienmarkt, die Wohnbedürfnisse der Menschen bestmöglich zu erfüllen. Der Wunsch, ein Eigenheim zu besitzen, ist in der österreichischen Gesellschaft weit verbreitet. Damit dieser Traum in Erfüllung geht, werden neue Wohnformen in Betracht gezogen und ökologische Aspekte verstärkt berücksichtigt. Gleichzeitig ermöglicht der digitale Wandel in vielen Fällen das Arbeiten von überall aus. So werden flexible, mittelfristig mietbare Wohnungen beliebter und selbst das Timesharing-Konzept für Ferienimmobilien feiert ein Comeback.


Weitere Fragen

 

Ein Wohnkonzept ist die grundlegende Art und Weise, wie gewohnt wird. Im Fokus steht, wie Menschen Wohnformen finden können, die für ihre persönlichen Lebensumstände ideal geeignet sind.

 

 

Wohnkonzepte der Zukunft werden vor allem durch den demografischen Wandel (höhere Lebenserwartung, mehr kinderlose Paare, etc.), steigende Wohnkosten und den zunehmenden Klimaschutz geprägt.

 

 

Mit modernen Bauweisen ist es möglich, ein neues Haus zu errichten, aber mehr Energie zu erzeugen als zu verbrauchen. Durch gute Grundrisse wird möglichst wenig Fläche verbaut und trotzdem hoher Wohnkomfort geschaffen. Ökologische Materialien (z.B. Holzbau) helfen dabei, den ökologischen Fußabdruck der Immobilie zu optimieren.

 

 

Neue Technologien können z.B. das Heizen und Kühlen von Immobilien optimieren, den Vorfertigungsgrad von Immobilien erhöhen (Modulbauweise, etc.) und generell die Wohnqualität verbessern (z.B. durch automatische Wohnraumlüftung, etc.)

 

Bildquellen: Artinun / Adobe Stock, Jacob Lund / Adobe Stock, Lustre / Adobe Stock
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Über den Autor: Hagen Luckert
Position: Geschäftsführer

Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.

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