Autor: Christoph Kirchmair Kategorie: Finanzierung Datum: 29.10.2024
Ein Fremdwährungskredit ist nichts anderes als ein Kredit in fremder Währung – also ein Kredit, welcher nicht in Euro vergeben wird. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus gegenüber der Heimatwährung waren Fremdwährungskredite in der Vergangenheit sehr beliebt. Diese waren schlichtweg günstiger als Kredite in Euro (bzw. in Schilling). Doch wie sieht die Situation aktuell aus? Lohnt sich ein Kredit in fremder Währung und bekomme ich diesen überhaupt noch? Finden Sie alle wichtigen Informationen rund um das Thema Fremdwährungskredit hierzu in unserem Beitrag.
Ein Fremdwährungskredit in Österreich ist ein Kredit, der in einer anderen Währung als in Euro vergeben wird. Grundsätzlich müssen bei einem Kredit Zinsen gezahlt werden, so auch beim Fremdwährungskredit. Der Unterschied ist lediglich der, dass die Zinsen in jener fremden Währung gezahlt werden, welche die Basis für den Kredit darstellt. Beim Schweizer-Franken-Kredit sind die Zinsen also in Schweizer Franken (CHF) zu bezahlen, beim YEN-Kredit in YEN, und so weiter.
Wurde der Fremdwährungskredit in einer endfälligen Form aufgenommen, ist das gesamte Kapital am Ende der Laufzeit in der fremden Währung zurückzuzahlen. Da man diese fremde Währung natürlich nicht einfach so auf seinem Konto hat, muss man sie zum aktuellen gültigen Wechselkurs erwerben. Dadurch besteht ein erhebliches Risiko, da man zum Ende der Kreditlaufzeit den Wechselkurs der jeweiligen Währung nicht kennt: Der Kredit könnte unter Umständen also teurer sein als zu der Zeit, in der man den Kredit aufgenommen hat.
Beispiele für Fremdwährungskredite
Der gängigste Fremdwährungskredit in Österreich ist der Schweizer-Franken-Kredit. Hier haften aktuell noch die größten Kreditsummen aus. Doch auch der Yen-Kredit erfreute sich großer Beliebtheit unter den Österreichern. Der Vorteil beider Fremdwährungskredite war die große Differenz der Kreditzinsen im Vergleich zu Schilling bzw. Euro, sie waren wesentlich günstiger. Wie sieht die Situation aber aktuell und in Zukunft aus?
Schweizer-Franken-Fremdwährungskredit und Prognose
Der Schweizer-Franken-Kredit ist der in Österreich am meisten abgeschlossene Fremdwährungskredit, da die CHF-Kreditzinsen im Vergleich zu den anderen europäischen Währungen – vor allem gegenüber dem Österreichischen Schilling und dem Euro – damals durchschnittlich zwischen 1,5 % und 2 % günstiger waren. Diesen Zinsvorteil wollten viele Kunden nutzen und so kam es in den späten Neunziger Jahren zu den ersten größeren Kreditvergaben.
Auch das Risiko erschien geringer als bei Krediten in anderen Währungen, da die Schweiz eben ein Nachbarland Österreichs ist. Man kann die Wertentwicklung von Währungen aber nicht genau prognostizieren, trotzdem gingen Experten davon aus, dass der CHF gegenüber den anderen europäischen Währungen eine geringere Schwankungsbreite hat – das stellte sich jedoch als falsch heraus: Kunden, die aktuell noch einen CHF-Kredit haben, verzeichnen Kursverluste von bis zu ca. 75 %.
Fakt ist: Eine Fremdwährungsfinanzierung ist und bleibt ein Spekulationsgeschäft.
Ratgeber
Mehr Informationen über den Schweizer-Franken-Kredit und eine Prognose von unseren Infina Experten erhalten Sie hier.
Yen-Fremdwährungskredit
Der YEN-Fremdwährungskredit war neben dem Schweizer-Franken-Kredit die zweite Fremdwährungsart, die sich ab der Jahrtausendwende bei den österreichischen Kunden etabliert hat. Der YEN-Fremdwährungskredit hatte bzw. hat aber ein weit höheres Kursrisiko als der Schweizer-Franken-Kredit.
Dieses Kursrisiko wurde jedoch durch die noch größere Differenz an Kreditzinsen im Vergleich zum Schilling bzw. Euro und Schweizer Franken teilweise kompensiert. Hier konnte man durchschnittlich von einer Zinsersparnis von 2,5 % bis 3,5 % p. a. ausgehen. Diese hohe Zinsdifferenz reizte viele Kunden, einen YEN-Kredit aufzunehmen, ohne exakt zu wissen, welches Kursrisiko sie dabei in Kauf nahmen.
Negativzinsen beim Fremdwährungskredit längst beendet
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) begann ebenfalls mit einem Kampf gegen die Inflation. Da passen Negativzinsen nicht mehr ins Konzept. Erstmals seit 15 Jahren hob die SNB am 16. Juni 2022 ihren neuen Leitzins (SARON, Swiss Average Rate Overnight) von -0,75 % um 0,5 Prozentpunkte auf -0,25 % an. Es folgten vier weitere Leitzinserhöhungen auf 1,75 % und dann wieder drei Leitzinssenkungen um jeweils 0,25 % auf aktuell 1,00 % (Stand 29.10.2024). Die EZBhingegen hat seit Juli 2022 ihren Hauptrefinanzierungssatz in zehn Zinsschritten von 0,00 auf 4,50 %, bevor sich der EZB-Rat am 06. Juni 2024, 12. September 2024 und 17. Oktober 2024 für drei Leitzinssenkungen auf 3,40 % entschied (Stand 29.10.2024), angehoben. Die Inflation in der Schweiz hatte schon im August 2022 mit 3,5 % den Höhepunkt erreicht und hat im September 2024 wieder einen Stand von 0,8 % (verglichen mit 1,7 % im Euroraum).
Die Zentralbank der Schweiz hatte daher frühzeitig am 21.03.2024, entgegen vieler Expertenerwartungen, eine erste Leitzinssenkung vollzogen. CHF-Kreditnehmer profitieren bei variabel verzinsten Krediten auf Basis des 3-Monats-Zinses schon lange nicht mehr von den Negativzinsen, die inzwischen der Vergangenheit angehören. Entsprechend im Einklang mit den Leitzinsen verteuern sich somit laufende Frankenkredite.
Welche Tilgungsträger gibt es beim Fremdwährungskredit und wie hoch ist das Risiko?
Was hat es nun mit Tilgungsträger bei Fremdwährungskrediten auf sich? Ein Tilgungsträger ist nichts anderes als jene Ansparform, die bei einem endfälligen Kreditmodell den Kredit am Ende der Laufzeit abdecken soll. Als Tilgungsträger können konventionelle Lebensversicherungen, fondsgebundene Lebensversicherungen oder Wertpapierprodukte verwendet werden. Diese wurden in der Vergangenheit entweder in Form einer laufenden Zahlung oder in Form eines Einmalbetrages abgeschlossen.
Gibt es ein hierbei auch ein Risiko? Ja, aber dieses hängt in erster Linie von der Auswahl des Anlageproduktes ab, denn je mehr risikoreiche Wertpapierkategorien (z. B. Aktien) vorhanden sind, desto höher ist das Schwankungs- bzw. Verlustrisiko. Fehlt nur noch eine Frage: Wie sieht es heute mit dem Beantragen eines Fremdwährungskredites aus?
Beantragen und Konvertieren bzw. Umschuldung von Fremdwährungskrediten
Seit Oktober 2008 können in Österreich nur mehr Euro-Kredite beantragt werden. Damals legte nämlich die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) den Banken nahe, keine weiteren Fremdwährungskredite mehr zu vergeben. Auch die Vergabe von endfälligen Krediten wurde seither stark eingeschränkt – die Risiken für Kreditnehmer sind schlichtweg zu hoch.
Jene Kreditnehmer, die noch einen Fremdwährungskredit laufen haben, können diesen aber konvertieren. Unter einer Konvertierung versteht man den Wechsel der Kreditwährung, also zum Beispiel die Wandlung der Kreditwährung von CHF in EUR.
Wenn Sie beabsichtigen, Ihren bestehenden Fremdwährungskredit zu konvertieren, sollten Sie folgendes beachten:
Was kostet die Konvertierung?
Welche Kondition bzw. welches Kreditmodell gibt es in Euro?
Wie hoch ist die neue Monatsbelastung?
Kann in Euro auch ein Fixzinskredit abgeschlossen werden?
Werden die Tilgungsträger aufgelöst bzw. müssen diese verpflichtend in die neue Euro-Finanzierung eingebracht werden?
Gibt es Kündigungsfristen für den Kredit und für die Tilgungsträger?
Wenn ja, wie kann man den Umstieg zeitlich optimieren?
Gibt es Kosten für die Auflösung der Tilgungsträger bzw. Kosten für die Abdeckung des Fremdwährungskredites?
Die Konvertierung eines Fremdwährungskredites kann Ihnen eventuell Kosten sparen – zögern Sie also nicht und lassen Sie sich beraten. Abschließend lässt sich sagen: Die Ära der Fremdwährungskredite in Österreich ist vorbei. Die negativen Folgen waren zu groß, als dass eine weitere Vergabe sinnvoll wäre. Insbesondere wenn man bedenkt, dass Fixzinskredite in Österreich aktuell noch zu moderaten Konditionen verfügbar sind.
FAQs zum Fremdwährungskredit
Nach saldoreduzierender Einbringung der Tilgungsträger und bei gleicher Restlaufzeit in einem teureren Eurokredit sollte die Ratenhöhe nicht über 40 % Ihres Nettoeinkommens sein. Daher sollten Sie den Wechselkurs genau beobachten.
Nur noch in besonderen Ausnahmesituationen ist ein FX-Kredit für Konsumenten möglich, wie zum Beispiel für Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten und Einkommen in Franken haben.
Werden Einnahmen in einer deutlich niedriger verzinsten Fremdwährung erzielt, kann ein Fremdwährungskredit sinnvoll sein. Ansonsten gilt für Verbraucher: wegen Währungsrisiken zu spekulativ.
Ja, aber für Konsumenten nur in besonderen Fällen und für Firmenkunden.
Das Hauptmotiv lag in der Zinsersparnis. Aufgrund der Wechselkurse führte dies in vielen Fällen aber in Summe zu deutlich höheren Belastungen.
Brauchen Sie Unterstützung bei der Konvertierung Ihres Fremdwährungskredites? Wir können helfen!
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Über den Autor: Christoph Kirchmair Position: CEO & Founder
Vor mehr als 20 Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis bei einer Kreditaufnahme mit einer Bank. Diese Erfahrung gab mir die Vision für die Gründung von Infina, die sich seit 2001 zum größten unabhängigen Kreditvermittler etablieren konnte. Mit mehr als 100 Infina-Partner vor Ort in ganz Österreich setzen wir uns dafür ein, unsere Kunden bei der Beantragung einer Finanzierung zu unterstützen. Jeder Kunde hat ein Recht auf den besten Kredit, das ist mein Credo und dafür brauchen wir nicht nur die modernste Technologie, sondern auch die besten Berater im Land. Ich freue mich mit Infina die Interessen unserer Kunden am Markt vertreten zu dürfen.
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