Haben Sie noch einen Schweizer-Franken-Kredit in Österreich und fragen sich, ob und wann eine Umschuldung in Euro sinnvoll wäre? Werden Sie Probleme mit der Rückzahlung haben, weil der Kredit nicht weniger wird? Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung und wissen trotzdem nicht, ob Sie jetzt handeln oder noch zuwarten sollen? In diesem Beitrag finden Sie umfassende Hintergrundinformationen sowie eine Prognose zur weiteren Entwicklung des Schweizer-Franken.
Schweizer-Franken-Kredit in Österreich: die Grundlagen
Schweizer-Franken-Kredite wurden ab etwa Mitte der Neunziger Jahre von vielen österreichischen Kreditinstituten an Privatkunden vergeben. Fremdwährungskredite waren in der Vergangenheit sehr beliebt, denn sie zeichnen sich dadurch aus, dass es für den Kreditnehmer durch die fremde Kreditwährung sowohl Kursrisiken als auch -chancen gibt.
Der Kurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro hat immer etwas geschwankt, jedoch war die Schwankungsbreite bis 2008 relativ überschaubar. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 und den Unsicherheiten an den Weltfinanzmärkten hat der Kurs des Schweizer Franken laufend zugelegt. Dieser wurde immer mehr zum sicheren Hafen, was den Kurs gegenüber dem Euro nach oben trieb.
Die Kursbewegungen in Kombination mit einer meist mäßigen Entwicklung der Tilgungsträger und bei Abschluss vor 2008 oft enttäuschenden Performance führten dazu, dass zahlreiche Kunden nach 10-15 Jahren eigentlich mit einem Euro-Kredit besser dran gewesen wären.
Und wie sieht es 2022 mit Schweizer-Franken-Krediten aus? Zwar bewegt sich der Schweizer Franken in eher engen Bandbreiten zum Euro, doch bei niedriger Volatilität ist aktuell eine stetige Aufwertung erkennbar (ca. 8 % Aufwertung auf 12-Monatssicht per 24.03.2022). Letztere veranlasst vorsichtige Kreditnehmer zur Konvertierung in Euro, da charttechnisch eine Aufwärtstendenz erkennbar ist.
Tipp
Sehen Sie sich den aktuellen EUR/CHF Kurs an
Schweizer-Franken-Kredit: Was tun?
Der Schweizer-Franken-Kredit ist nach wie vor von großer Bedeutung. Viele Kreditnehmer zahlen ihren Fremdwährungskredit laufend zurück, obwohl der Kreditbetrag einfach nicht weniger wird. Selbst Experten und Banken wissen oft keinen wirklichen Rat, wie Kunden mit der aktuellen Situation umgehen sollen, und Prognosen sind schwer zu erstellen. Wir haben trotzdem einige Ratschläge parat, falls Sie sich fragen: „Was tun?“
Zinsen beim Schweizer-Franken-Kredit
Den Schweizer-Franken-Kredit in Euro konvertieren: Ja oder Nein?
Ob sich ein Wechsel von Schweizer Franken auf Euro lohnt, kann nur ein Experte unter Berücksichtigung verschiedener (persönlicher) Faktoren beantworten. In vielen Fällen werden Sie als Schweizer-Franken-Kreditnehmer in der aktuellen Situation aber einen Gesamtverlust hinnehmen müssen.
Wenn Sie sich noch nicht hundertprozentig sicher sind, ob Sie eine Umstellung vornehmen sollten, könnte ein Stufenplan interessant sein. Damit meinen wir eine Step-by-Step-Umstellung bzw. Konvertierung in Euro. Sie reduzieren damit Ihre weiteren Risiken und gehen Schritt für Schritt in die sichere Heimatwährung über.
Schweizer-Franken-Kredit: Aussteigen oder nicht?
Beträgt die Restlaufzeit Ihres Kredites nur noch wenige Jahre, ist es einfacher, nichts zu verändern. Sie warten einfach ab, wie die Situation am Ende der Kreditlaufzeit aussieht. Diese Variante ist empfehlenswert, wenn Sie eine Verbesserung der aktuellen Situation erwarten oder über ausreichende Bonität für einen Anschlusskredit verfügen.
Haben Sie noch mindestens 10 Jahre Kreditrestlaufzeit vor sich und verfügen über ausreichende Bonität, hängt alles davon ab, ob die aktuelle Situation Sie emotional allzu stark belastet. Überlegen Sie sich Alternativen, z.B. den Wechsel auf ein Euro-Kreditmodell.
Bei einer Konvertierung des Kredites in Euro sollten Sie beachten, dass die monatlichen Belastungen dann in der Regel höher sind. Das hat nicht nur mit den (bisher) niedrigeren Zinsen im Schweizer Franken zu tun, sondern auch mit dem endfälligen Kreditmodell. Sie zahlen dabei zwar den Sparbetrag laufend ein, leider ist aber die angesparte Summe in vielen Fällen nun geringer als ursprünglich angenommen.
Eine Kreditumstellung ist meist mit höheren monatlichen Kosten verbunden. Damit die Wunschrate erreicht wird, werden oft Laufzeitverlängerungen im Euro-Kredit angeboten. Mit einer Umstellung auf einen langfristigen Fixzinssatz können sämtliche Risiken ausgeschlossen werden.
Prognose: Entwicklung des Schweizer-Franken-Kredits bis 2023
Eine Prognose bis 2023 ist schwierig zu erstellen, da die Kursentwicklung des Schweizer Franken politisch gesteuert ist. Was jedoch auffällt, sind die massiven Interventionen der SNB während der Corona-Krise. Dazu folgende Fakten: Die Devisenanlagen der SNB sind vom ersten Quartal 2020 bis vierten Quartal 2021 von 781,4 auf 966,2 Milliarden Franken bzw. 146 Prozent der Wirtschaftsleistung gegenüber dem Jahr 2020 gestiegen – eine kritische Größenordnung. Das Euro-Volumen stieg im genannten Zeitraum von 304 auf ca. 356 Milliarden Euro und das US-Dollar-Volumen von 281 auf 397 Milliarden Dollar.
Was sich seit über 5 Jahrzehnten wie ein roter Faden bei den Einflussfaktoren durchzieht, sind die Inflationsdifferenzen zwischen der Schweiz und dem Ausland (insbesondere USA und Eurozone). Diese sind heute noch immer ein Thema. In den Monaten Januar und Februar 2022 standen je 1,4 bzw. 1,9 Prozent in der Schweiz 5,1 bzw. 5,9 Prozent im Euroraum (Quelle: EuroStat) und je 7,5 bzw. 7,9 Prozent in den USA gegenüber. Das sind im Februar Inflationsdifferenzen von je 4,0 bzw. 6,0 Prozentpunkten. Dieser Umstand macht den Franken zu einer klassischen Aufwertungswährung. Nur dadurch wird eine relative Teuerung von Produkten aus den USA und dem Euroraum verhindert. Der starke Zuwachs an US-Dollar deutet auf hohe Dollarankäufe der SNB hin. Eine Inflationsdifferenz von 6 Prozentpunkten erzeugt entsprechenden Aufwertungsdruck.
Was bedeutet dies für Sie als Frankenschuldner? Sie müssen zumindest ausgehend von einem Niveau CHF/ EUR von 0,98 mit einer Aufwertung hin zur Parität (1:1) rechnen. Darüber hinaus können politische Entscheidungen wie ein Stopp der Interventionen am Devisenmarkt zu einer explosionsartigen Aufwertung führen.
Hintergrund: Durch ständige Devisenakkumulation steigen die Verlustrisiken für die Kantone, die an der SNB beteiligt sind. Um diese zu begrenzen, könnte seitens einer Initiative der Schweizer Volkspartei (SVP) bald Druck auf die Regierung aufgebaut werden, um zur Verlustbegrenzung (Devisenkursverluste) die Reißleine zu ziehen, sprich die Interventionen einzustellen.
Weitere Risikofaktoren sind geopolitische Bedrohungen und diese sind mit dem Ukraine-Krieg bereits eingetreten. Zwar ist in diesem Konflikt schon viel Negatives eingepreist, dennoch sind nach wie vor unvorhergesehene Ereignisse möglich. Ein weiterer Konfliktherd besteht zwischen China und Taiwan.
Bis 2023 endfällige Schweizer-Franken-Kredite
Ein endfälliger Schweizer-Franken-Kredit soll am Ende der Kreditlaufzeit durch einen separat angesparten Tilgungsträger abbezahlt werden. In vielen Fällen geht dieses Modell aber nun leider nicht auf.
Die Gründe dafür sind einerseits der gegenüber dem Euro starke Schweizer Franken und der damit verbundene relativ hohe Kursverlust im Euro. Andererseits spielt auch die nicht zufriedenstellende Wertentwicklung vieler Tilgungsträger eine Rolle.
Wichtig
Bei einer Umstellung von Franken in Euro haben Sie in der aktuellen Zinssituation ein interessantes Zeitfenster: Sie können sich Euro-Fixzinsen bis zu 20 Jahre und länger mit nach wie vor attraktiven Zinssätzen sichern. Bereits in einem Jahr könnte dieses Zeitfenster geschlossen sein.
Wirkt sich die Ukraine-Krise auf den Schweizer-Franken-Kredit aus?
Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken ist durch die Ukraine-Krise gestiegen und die SNB zeigte sich bei der jüngsten Lagebeurteilung interventionsbereit. Bereits während der Corona-Krise musste die SNB die Rolle des Torwartes am Devisenmarkt übernehmen, um die „Aufwertungsattacken“ abzuwehren. Allerdings räumt die SNB diesmal wegen der großen Inflationsunterschiede dem Franken Spielraum für eine Aufwertung ein. „Dass die Schweizer Exportwirtschaft dank der hohen Preise im Ausland mehr einnehmen kann, sollten Firmen auch einen stärkeren Franken besser absorbieren“, so Thomas Jordan an einer Telefonkonferenz zum Zinsentscheid am 17. März 2022. Laut Einschätzung der Experten von Infina wird es dann wieder kritisch, wenn EUR/CHF die Parität nachhaltig unterschreitet.
Kursentwicklung: Lohnte sich theoretisch ein Kredit in Schweizer Franken?
Aktuell gibt es keine Banken mehr in Österreich, die Schweizer-Franken-Kredite an Verbraucher mit Euro-Einkommen vergeben. Blicken wir also kurz in die Vergangenheit – hat sich so ein Fremdwährungskredit früher einmal gelohnt?
Kreditnehmer, die Krediteinstiegskurse von 1,45 bis 1,55 Schweizer Franken zum Euro hatten und schon 17 Jahre oder länger in der Fremdwährung sind, erleiden bei einem heutigen Ausstieg in Euro hohe Kursverluste. Diese werden jedoch zu einem Teil durch eine langjährige, günstigere Verzinsung gegenüber dem Euro kompensiert.
Wünschen Sie eine Konvertierung Ihres Schweizer-Franken-Kredites, dann können Ihnen unsere Wohnbau-Finanz-Experten helfen.
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