Schweizer Franken Kredit 2023

Schweizer-Franken-Kredit
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Autor: Christoph Kirchmair
Kategorie: Finanzierung
Datum: 22.08.2023

Wollen Sie einen Schweizer-Franken-Kredit abschließen? Oder haben Sie noch einen CHF-Kredit in Österreich und fragen sich, ob und wann eine Umschuldung in Euro sinnvoll wäre? Werden Sie Probleme mit der Rückzahlung haben, weil der Kredit nicht weniger wird? Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung und wissen trotzdem nicht, ob Sie jetzt handeln oder noch zuwarten sollen? In diesem Beitrag finden Sie umfassende Hintergrundinformationen sowie eine Prognose zur weiteren Entwicklung des Schweizer-Franken.

Schweizer-Franken-Kredit in Österreich: die Grundlagen

Schweizer-Franken-Kredite wurden ab etwa Mitte der Neunziger Jahre von vielen österreichischen Kreditinstituten an Privatkunden vergeben. Fremdwährungskredite waren in der Vergangenheit sehr beliebt, denn sie zeichnen sich dadurch aus, dass es für den Kreditnehmer durch die fremde Kreditwährung sowohl Kursrisiken als auch -chancen gibt.

Der Kurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro hat immer etwas geschwankt, jedoch war die Schwankungsbreite bis 2008 relativ überschaubar. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 und den Unsicherheiten an den Weltfinanzmärkten hat der Kurs des Schweizer Franken laufend zugelegt. Dieser wurde immer mehr zum sicheren Hafen, was den Kurs gegenüber dem Euro nach oben trieb.

Die Kursbewegungen in Kombination mit einer meist mäßigen Entwicklung der Tilgungsträger und bei Abschluss vor 2008 oft enttäuschenden Performance führten dazu, dass zahlreiche Kunden nach 10-15 Jahren eigentlich mit einem Euro-Kredit besser dran gewesen wären.

Und wie sieht es 2023 mit Schweizer-Franken-Krediten aus? Der Schweizer Franken hat in den vergangenen 5 Jahren um insgesamt etwa ein Fünftel gegenüber dem Euro aufgewertet. Beschleunigt wurde dieser Aufwertungstrend mit den zunehmenden Inflationstendenzen im Verlauf des Jahres 2022, ehe im Einklang mit wieder rückläufigen Inflationsraten ab Herbst 2022 bis in den Januar 2023 hinein eine Konsolidierung einsetzte. Zahlreiche Frankenschuldner haben in den vergangenen Jahren bereits die Reißleine gezogen und in Euro konvertiert. Seit Herbst 2008 bis zum 31. Dezember 2022 ist das aushaftende Fremdwährungskreditvolumen –bestehend primär aus Frankenkrediten - wechselkursbereinigt um 85 % auf 8,6 Mrd. EUR gesunken (im Vorjahresvergleich ein weiteres Minus von 16,0 %).

Tipp

Sehen Sie sich den aktuellen EUR/CHF Kurs an


Schweizer-Franken-Kredit: Was tun?

Der Schweizer-Franken-Kredit ist nach wie vor für einzelne Kreditnehmer von großer Bedeutung. Diese Kreditnehmer zahlen ihren Fremdwährungskredit laufend zurück, obwohl der Kreditbetrag einfach nicht weniger wird. Selbst Experten und Banken wissen oft keinen wirklichen Rat, wie Kunden mit der aktuellen Situation umgehen sollen, und Prognosen sind schwer zu erstellen. Wir haben trotzdem einige Ratschläge parat, falls Sie sich fragen: „Was tun?“

Zinsen beim Schweizer-Franken-Kredit

Generell gilt: Die Zinsen im Schweizer-Franken-Kredit waren im Vergleich zum Euro in den letzten Jahrzehnten immer günstiger – der Hauptgrund, warum viele Kreditnehmer Fremdwährungskredite in Anspruch genommen haben. Bis 2007 lag der Zinsunterschied zum Euro bei variabel verzinsten Krediten im Schnitt meist bei 1-1,5 Prozentpunkten pro Jahr. In den besten Jahren waren es sogar bis zu 2 Prozentpunkte.

Erst mit Beginn der Finanzkrise 2008 haben sich die Euro-Zinsen massiv reduziert, sodass der Zinsvorteil bald nicht mehr so groß war und am Tiefpunkt sogar unter 0,5 Prozentpunkte fiel, ehe ab 2022 der jüngste Zinsschock im Euro die Spreads wieder auseinanderriss (im August 2023 bereits auf über 2 Prozentpunkte). Aufgrund permanent niedrigerer Inflationsraten als in der Eurozone bleibt der Schweizer Franken eine Aufwertungswährung. Im Juli 2023 lag die Inflationsrate in der Schweiz bei 1,6 %, im Euroraum waren es 5,3 % - ein aktueller Unterschied von 3,7 Prozentpunkten und theoretisches Tempo einer weiteren Frankenaufwertung im laufenden Jahr. Dies würde erneut jeden Zinsvorteil überkompensieren.

Den Schweizer-Franken-Kredit in Euro konvertieren: Ja oder Nein?

Ob sich ein Wechsel von Schweizer Franken auf Euro lohnt, kann nur ein Experte unter Berücksichtigung verschiedener (persönlicher) Faktoren beantworten. In vielen Fällen werden Sie als Schweizer-Franken-Kreditnehmer in der aktuellen Situation aber einen Gesamtverlust hinnehmen müssen.

Wenn Sie sich noch nicht hundertprozentig sicher sind, ob Sie eine Umstellung vornehmen sollten, könnte ein Stufenplan interessant sein. Damit meinen wir eine Step-by-Step-Umstellung bzw. Konvertierung in Euro. Sie reduzieren damit Ihre weiteren Risiken und gehen Schritt für Schritt in die sichere Heimatwährung über.

Schweizer-Franken-Kredit: Aussteigen oder nicht?

Beträgt die Restlaufzeit Ihres Kredites nur noch wenige Jahre, ist es grundsätzlich einfacher, nichts zu verändern. Doch der aktuelle Wechselkurstrend mahnt vorsichtige Kreditnehmer mit weniger finanziellem Spielraum zu umsichtigen Handeln. Einfach bis Ende der Laufzeit abwarten ist somit nur für diejenigen ein Thema, die eine Verbesserung der aktuellen Situation erwarten und über ausreichende Bonität für einen Anschlusskredit verfügen.

Haben Sie noch mindestens 10 Jahre Kreditrestlaufzeit vor sich und verfügen über ausreichende Bonität, hängt alles davon ab, ob die aktuelle Situation Sie emotional allzu stark belastet. Überlegen Sie sich Alternativen, z.B. den Wechsel auf ein Euro-Kreditmodell.

Bei einer Konvertierung des Kredites in Euro sollten Sie beachten, dass die monatlichen Belastungen dann in der Regel höher sind. Das hat nicht nur mit den (bisher) niedrigeren Zinsen im Schweizer Franken zu tun, sondern auch mit dem endfälligen Kreditmodell. Sie zahlen dabei zwar den Sparbetrag laufend ein, leider ist aber die angesparte Summe in vielen Fällen nun geringer als ursprünglich angenommen.

Eine Kreditumstellung ist meist mit höheren monatlichen Kosten verbunden. Damit die Wunschrate erreicht wird, werden oft Laufzeitverlängerungen im Euro-Kredit angeboten. Mit einer Umstellung auf einen langfristigen Fixzinssatz können sämtliche Risiken ausgeschlossen werden.

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Prognose: Entwicklung des Schweizer-Franken-Kredits bis 2025

Eine Prognose bis 2025 ist schwierig zu erstellen, da die Kursentwicklung des Schweizer Franken politisch gesteuert ist. Während der Corona-Krise war der Aufwertungsdruck in der Krisenwährung Franken stark und massive Interventionen der SNB wirkten entgegen, mit der Folge hoher Bilanzverluste: Per Jahresende 2022 war die SNB zu 64 % in Staatsanleihen, 25 % in Aktien und 11 % in andere Anleihen investiert, mit der Folge eines Verlustes von 132 Mrd. CHF und eines Entfalls der Dividendenausschüttungen an die Kantone. Mittlerweile hat sich vor allem im Verlauf des Jahres 2023 die Situation entspannt. Die hohen Reserven konnten wieder reduziert werden und im ersten Halbjahr wies die SNB einen Gewinn von 13,7 Mrd. CHF aus, wobei infolge von Kursgewinnen bei Anleihen und Aktien der Gewinn auf den Fremdwährungspositionen bei 16,2 Mrd. CHF lag.

Dazu folgende Fakten: In den Corona-Jahren 2020 und 2021 hat die SNB zur Eindämmung der Frankenaufwertung jeweils 110 Mrd. bzw. 21,1 Mrd. CHF aufgewandt. Bis zum zweiten Quartal 2022 sind seit 2015 rund 350 Mrd. CHF an Devisenkäufen zusammengekommen (Quelle: blick.ch). Doch seit dem zweiten Quartal 2022 verkauft die SNB wieder Devisen. Wechselkursverluste (19,6 Mrd. CHF im ersten Halbjahr 2023) und Abbau von Devisenreserven führten zuletzt wieder zu schrumpfenden Volumina: Die Devisenanlagen der SNB sind von Januar 2020 bis 2022 von 783 auf einen Peak von  977 Mrd. CHF (Jänner 2022) gestiegen, ehe bis Juni 2023 wieder ein Rückgang auf 741,6 Mrd. CHF folgte. Trotzdem ist das noch immer eine kritische Größe von rund 104 % des BIP im Jahr 2022.

Was sich seit über 5 Jahrzehnten wie ein roter Faden bei den Einflussfaktoren durchzieht, sind die Inflationsdifferenzen zwischen der Schweiz und dem Ausland (insbesondere der Eurozone). Diese sind heute noch immer ein Thema. In den Monaten Juni und Juli 2023 standen je 1,7 bzw. 1,6 % in der Schweiz je 5,5 bzw. 5,3 % im Euroraum (Quelle: EuroStat) gegenüber. Das ist im Juni eine Inflationsdifferenz von 3,7 Prozentpunkten. Dieser Umstand macht den Franken zu einer klassischen Aufwertungswährung. Nur dadurch wird eine relative Teuerung von Produkten aus den USA und dem Euroraum verhindert. Die Schweiz profitiert darüber hinaus noch von einem günstigeren Energiemix als die EU.

Was bedeutet dies für Sie als Frankenschuldner? Die während der Corona-Krise zusätzlich akkumulierten Devisenreserven konnten wieder abgebaut werden und für den Fall der nächsten Krise besteht nun wieder Spielraum für Interventionen. Das entspannt derzeit genauso, wie die im Einklang mit rückläufigen Inflationsraten im Euroraum und der Schweiz sich einengenden Zinsdifferenzen zwischen dem Euroraum und der Schweiz. Restrisiko bleibt allerdings ein möglicher erneuter Inflationsschub, beispielsweise ausgelöst durch eine steigende Rohstoffnachfrage aus China oder eine Lohn-Preis-Spirale.

Weitere Risikofaktoren sind geopolitische Bedrohungen und diese sind mit dem Ukraine-Krieg bereits eingetreten. Zwar ist in diesem Konflikt schon viel Negatives eingepreist, dennoch sind nach wie vor unvorhergesehene Ereignisse möglich. Ein weiterer Konfliktherd besteht zwischen China und Taiwan.

Bis 2024 endfällige Schweizer-Franken-Kredite

Ein endfälliger Schweizer-Franken-Kredit soll am Ende der Kreditlaufzeit durch einen separat angesparten Tilgungsträger abbezahlt werden. In vielen Fällen geht dieses Modell aber nun leider nicht auf.

Die Gründe dafür sind einerseits der gegenüber dem Euro starke Schweizer Franken und der damit verbundene relativ hohe Kursverlust im Euro. Andererseits spielt auch die nicht zufriedenstellende Wertentwicklung vieler Tilgungsträger eine Rolle.

Wichtig

Bei einer Umstellung von Franken in Euro kommt es wegen jüngster Eurozins-Anstiege am kurzen und langen Ende zu einer deutlichen Verteuerung der Rate. Es empfiehlt sich daher die Streckung der Laufzeit auf eine maximal zumutbare Länge, eventuell bis zu 35 Jahren oder im Ausnahmefall sogar noch länger.

Wirkt sich die Ukraine-Krise auf den Schweizer-Franken-Kredit aus?

Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken ist durch die Ukraine-Krise anfänglich gestiegen, was mit geopolitischen Unsicherheiten und ausweitenden Inflationsdifferenzen zwischen Euroraum und der Schweiz zusammenhing. Zur Inflationsbekämpfung hat die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins von Juni 2022 bis Juni 2023 in 5 Schritten von -0,75 auf +1,75 % angehoben, was mittlerweile einen positiven realen Leitzins bedeutet, während jener der EZB noch immer negativ ist. Somit bleibt die Charakteristik der Aufwertungswährung Franken erhalten, zumal auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die Inflation in der Schweiz niedriger sein sollte als jene im Euroraum. Allerdings kann es zwischendurch immer wieder zu Gegenbewegungen in Form einer Abschwächung des Frankens kommen, denn die Ukraine-Krise ist in den aktuellen Wechselkursen bereits eingepreist. Sollte es zu einem Kriegsende kommen, könnte dies den Frankenkurs zwischenzeitlich – zur Erleichterung der Frankenschuldner - unter Druck setzen.


Kursentwicklung: Lohnte sich theoretisch ein Kredit in Schweizer Franken?

Aktuell gibt es keine Banken mehr in Österreich, die Schweizer-Franken-Kredite an Verbraucher mit Euro-Einkommen vergeben. Blicken wir also kurz in die Vergangenheit – hat sich so ein Fremdwährungskredit früher einmal gelohnt?

Kreditnehmer, die Krediteinstiegskurse von 1,45 bis 1,55 Schweizer Franken zum Euro hatten und schon 17 Jahre oder länger in der Fremdwährung sind, erleiden bei einem heutigen Ausstieg in Euro hohe Kursverluste. Diese werden jedoch zu einem Teil durch eine erneut spürbar günstigere Verzinsung gegenüber dem Euro kompensiert. Doch auf längere Sicht könnte hier die Währungsaufwertung erneut einen Strich durch die Rechnung machen.

Jene Kunden, die in den Jahren 2005 bis 2008 in den Schweizer Franken eingestiegen sind, haben wohl das schlechteste Los gezogen. Rückblickend war die Entscheidung zum Einstieg im Jahre 2007 und 2008 in Bezug auf die Zinsdifferenz durchaus nachvollziehbar: Diese lag bei fast 2 Prozentpunkte pro Jahr. Allerdings betrug der Einstiegskurs des Schweizer Franken zum Euro für diese Kreditnehmer bis zu 1,60. Das Erstarken des Schweizer Franken fraß die Zinsgewinne daher umso schneller auf.

Wenn Sie jetzt an eine Konvertierung Ihres Schweizer-Franken-Kredites denken, können wir Ihnen Ihren persönlichen Fremdwährungskredit exakt berechnen und Ihnen die Auswirkungen darlegen. Wie bereits erwähnt ist dabei wichtig, welches Euro-Kreditmodell Sie dann wählen. Diesen Kredit gilt es gut zu verhandeln.

Wünschen Sie eine Konvertierung Ihres Schweizer-Franken-Kredites, dann können Ihnen unsere Wohnbau-Finanz-Experten helfen.

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Über den Autor: Christoph Kirchmair
Position: CEO & Founder

Vor mehr als 20 Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis bei einer Kreditaufnahme mit einer Bank. Diese Erfahrung gab mir die Vision für die Gründung von Infina, die sich seit 2001 zum größten unabhängigen Kreditvermittler etablieren konnte. Mit mehr als 100 Infina-Partner vor Ort in ganz Österreich setzen wir uns dafür ein, unsere Kunden bei der Beantragung einer Finanzierung zu unterstützen. Jeder Kunde hat ein Recht auf den besten Kredit, das ist mein Credo und dafür brauchen wir nicht nur die modernste Technologie, sondern auch die besten Berater im Land. Ich freue mich mit Infina die Interessen unserer Kunden am Markt vertreten zu dürfen.

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