Deflation: Definition, Folgen und Situation wegen der Corona- und Ukraine-Krise

Deflation
Autor: Hagen Luckert
Kategorie: Zinsen
Datum: 15.02.2023

Für das gleiche Geld mehr einkaufen – das klingt erst einmal verlockend. Doch ein allgemein fallendes Preisniveau, auch Deflation genannt, wird von Ökonomen und Staatslenkern gefürchtet. Denn es geht meist Hand in Hand mit wirtschaftlichem Abschwung. In diesem Beitrag erfahren Sie die wichtigsten Fakten zur Deflation: Wie entsteht sie? Welche Folgen hat sie und welche Gegenmaßnahmen gibt es? Außerdem diskutieren wir, ob nicht die Ukraine-Krise zu einer mittelfristigen (mehrjährigen) Hochinflationsperiode führt, der dann deflationäre Tendenzen folgen.

Definition: Was ist Deflation?

Zunächst noch einmal eine kurze Definition der Bedeutung von Deflation: Man versteht darunter ein allgemein sinkendes Preisniveau. Waren und Dienstleistungen werden immer günstiger und man bekommt plötzlich für denselben Geldbetrag mehr Güter – die Kaufkraft des Geldes nimmt zu. Deflation ist somit das Gegenstück zur Inflation und zeigt sich in einer negativen Inflationsrate.

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In der Praxis gelten minimal negative Inflationsraten (minus 0,1 bis minus 0,3 %) für ein bis drei Monate noch nicht als Deflation, da meist der Ölpreis für Verzerrungen sorgt. Echte Deflation wäre es, wenn beispielsweise auch die Kerninflation ex. Energie und Lebensmittel, die häufig für statistische Preisverzerrungen sorgen für einen längeren Zeitraum negativ wäre.

Deflation: ein Beispiel zur Illustration

Angenommen, Sie besitzen 60 Euro und kaufen für dieses Geld zwei T-Shirts für jeweils 30 Euro. Im nächsten Jahr kostet ein T-Shirt nur mehr 20 Euro und Sie können sich nun für den gleichen Betrag drei Stück kaufen: Das Geld hat an Wert gewonnen. Der neue Preis beträgt nur mehr 67 % vom alten Preis. Die Inflationsrate würde also, wenn es nur diese eine Ware gäbe, bei -33 % liegen.


Das Wichtigste im Überblick

  • Der Begriff Deflation bezeichnet das Phänomen von allgemein sinkenden Preisen. Die Kaufkraft des Geldes nimmt dabei zu. 
  • Eine Deflation kann durch sinkende Nachfrage entstehen oder durch eine Verknappung der Geldmenge. Oftmals tritt die Deflation als Begleiterscheinung einer wirtschaftlichen Rezession oder Depression auf.
  • Die Deflation kann sich wie eine Spirale immer weiter verstärken – Zentralbanken versuchen sie deshalb von vornherein zu verhindern.
  • Um die Deflation zu bekämpfen, kann die Zentralbank den Leitzins senken. Aber auch staatliche Anreize wie Steuersenkungen oder verstärkte staatliche Investitionen können helfen.
  • Generell sind deflationäre Tendenzen wesentlich seltener als die Inflation. Nennenswerte Deflationsperioden gab es während der Großen Depression in den 1930er-Jahren, in Japan seit den 1990-Jahren und in Argentinien von 1998 bis 2002.
  • Infolge von Corona-Lockdowns in China und dem laufenden Krieg in der Ukraine geriet die Inflation außer Kontrolle und erreichte im Euroraum im Oktober ein Hoch von 10,6 % ehe sie bis Januar 2023 im Einklang mit rückläufigen Energie-(/Rohstoff-)Preisen wieder auf 8,5 % zurückging. Wegen der Corona-Maßnahmen in China kam es dort zu einem Wirtschaftsabschwung und die Rohstoffnachfrage des weltweit wichtigsten Industrieproduktionsstandortes blieb schwach. Hinzukommt noch eine relativ warme Heizsaison. Niedrigere Inflationsraten weltweit mäßigten in der Folge das Tempo der Leitzinsanhebungen. Doch China hat seine Pandemiemaßnahmen beendet und die Wirtschaft wiedereröffnet. Wie sich das Hochfahren von Chinas Industrie auf die Rohstoffpreise und somit auf die Inflationsraten und Leitzinsen auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Corona-und Ukraine-Krise: Deflation durch sinkende Nachfrage?

Zu Beginn der Pandemie sah es ganz nach Angebots- und Nachfrageausfall aus. Doch die massiven staatlichen Stützungsprogramme durch Helikoptergelder in den USA und Japan (bedingungslose Einmalzahlungen an nahezu alle Haushalte) sowie höhere Arbeitslosenunterstützungen oder ausgefeilte Kurzarbeitsprogramme führten dazu, dass teilweise mehr Menschen die „soziale Hängematte“ entdeckten. Die Folge ist ein akuter Personalmangel vor allem in weniger beliebten Arbeitsbereichen wie Pflege, Gastronomie, Hotellerie, Logistik und Einzelhandel. Gleichzeitig verschärft sich der Facharbeitermangel quer durch alle Branchen.

Neben erneuten Corona-Lockdowns in China führt auch der Ukraine-Krieg zu Lieferausfällen und einer Angebotsverknappung. In der Automobilindustrie standen in Europa reihenweise die Bänder still, da Kabelbäume aus der Ukraine nicht geliefert werden konnten. Düngemittel sind noch immer weltweit knapp. Russland und Weißrussland sind bedeutende Weltmarktplayer bei Düngemittel und Ammoniak. Ihre Lieferausfälle haben Folgen. Die Preise für Agrarprodukte steigen, was die Ursache explodierender Preise bei unverarbeiteten Lebensmittel (rund 12 % Teuerung) ist.

Auf der anderen Seite befindet sich die Weltwirtschaft im Abschwung und die Rating-Agentur Fitch geht für 2023 weltweit nur noch von 1,4 % Wachstum aus. USA und Eurozone sollten nur noch um  jeweils 0,2 % wachsen und China  um 4,1 % nachdem das Wachstum im Gesamtjahr 2022 nur noch bei 3 % lag. Erst gegen Jahresende 2022 hat Chinas Regierung die Corona-Maßnahmen beendet. Im zweiten Quartal 2022 kam sogar Chinas BIP-Wachstum fast zum Erliegen. Chinas Schwäche und ein globaler Konjunkturabschwung steuerten dem jüngsten Angebotsschock entgegen und die zuletzt stark gestiegenen Preise bei Erdöl, Erdgas und Industrierohstoffen begannen abzubröckeln. Gleichzeitig war noch keine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt.

In der Folge kam es weltweit reihenweise zu einer Scheitelbildung in der Höhe der Inflationsraten. In den USA hat die Inflationsrate bereits im Juni 2022 ihren Peak bei 9,1 % erreicht und bis Dezember 2022 ging es kontinuierlich bis 6,5 % nach unten. Im Euroraum lag die Inflationsrate mit 8,5 % im Januar bereits unter den Erwartungen von 9 % und weit unter dem Peak von 10,6 % im Oktober 2022. Hingegen ein struktureller Faktor der Inflationsgefahr ist ein ausgetrockneter Arbeitsmarkt in Europa, wo starke Gewerkschaften vehement Inflationsausgleich fordern und in den USA mit 3,4 % im Januar die niedrigste Arbeitslosenquote seit 1969. Zudem steigt in den USA und Europa die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale durch anhaltend hohe Zahlen an offenen Stellen nahe historischer Superlative und einer demografischen Personalverknappung durch zunehmende Pensionierungen der geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer.

Basiseffekte beim Ölpreis 

Fest steht: Die Inflationsrate des Euroraums verharrte von September bis Dezember 2020 kontinuierlich bei -0,3 %, ehe im Januar 2021 ein Anstieg auf 0,9 % folgte und die Jahresteuerung bis Oktober 2022 kontinuierlich auf einen Rekordwert von 10,6 % kletterte, ehe es bis Januar 2023 wieder auf 8,5 % kontinuierlich abwärts ging. Wichtigster Faktor: die im HVPI (harmonisierter Verbraucherpreisindex) mit 10,93 % gewichtete Energiepreiskomponente, deren Anstieg sich von Oktober 2022 bis Januar 2023 kontinuierlich von 41,5 % auf 17,2 % verlangsamte. Die Erdgaspreise sind seit den Sommermonaten in Europa massiv eingebrochen. Energiesparen ist angesagt. Eine schwache Konjunktur hält die Ölnachfrage in Zaum und der bisherige Verlauf der Heizsaison war geprägt von milden Temperaturen, die dem „Energiesparen“ zuträglich sind. Somit entwickelte sich auch der Ölpreis rückläufig. Von Ende Februar bis August waren die Ölpreise 2022 höher als aktuell im Februar 2023. Brent Oil ist auf Jahressicht nur noch 1,2 % im Plus (Stand 07.02.2023). Diese sogenannten „Basiseffekte“ sind in dem Fall Preiseffekte von einer höheren Vorjahresbasis ausgehend. Sie wirken dämpfend auf die volatile Preiskomponente „Erdöl/Erdgas“ und wirken auf Jahresbasis der Headline-Inflation (Gesamtinflation) entgegen.

Verteuert haben sich zudem die Baukosten infolge höherer Materialkosten. Massiv im Aufwind waren dabei Preise für Stahlteile. Allerdings erreichten in Österreich die Baukosten für den Wohnungs- und Siedlungsbau bereits im Mai 2022 ihren Höhepunkt und sinken seither wieder leicht.

Deflation und Inflation sind stark an den Ölpreis gekoppelt, der jederzeit wieder ansteigen kann, wenn China im Zuge der Wiedereröffnung seiner Industrie die Produktion hochfährt. Dies müsste aller Voraussicht nach mit preistreibenden Vorratseinkäufen bei Erdöl, Erdgas und Industrierohstoffen begleitet sein und somit inflationstreibend. Auch stärkere Lohnrunden und sogar Lohninflation könnten dann zum Thema werden. Doch ab 2024 könnte sich die Situation erneut verändern. Vor allem dann, wenn Kapazitätserweiterungen durchgeführt werden und die Konsumenten infolge stagnierender (Real-)Löhne/ Gehälter sowie einer abschwungsbedingt höheren Arbeitslosigkeit wieder vermehrt zum Sparen neigen. Dann könnte eine rückläufige Konsumnachfrage und seitens der Unternehmen mäßige Investitionsnachfrage im Zuge jüngster Kreditzinsverteuerungen tatsächlich erneut zu stark rückläufigen bis hin zu leicht negativen Inflationsraten führen.

Was für bzw. gegen eine Deflation spricht

Für eine Deflation sprechen die klassischen Zyklen in der Wirtschaft. Beispielsweise war im Halbleiterbereich noch zu Jahresbeginn 2022 von einem Chipmangel die Rede. Mittlerweile halten sich weitere Chip-Preisanstiege in Grenzen und die Produktionskapazitäten werden auf breiter Front ausgebaut. Eine Chipschwemme ist somit im Anmarsch. Doch auch in anderen Bereichen könnten die Kapazitäten schneller als erwartet erweitert werden. Disinflationär wirken zudem die Digitalisierung, Industrieautomatisierung und der Online-Handel (transparenter Preisvergleich).

Gegen Deflation hingegen sprechen der akute Personalmangel und in der Folge die Ingangsetzung einer Lohn-Preis-Spirale, Düngemittel- und teils Nahrungsmittelknappheit, der tobende Krieg in der Ukraine sowie geopolitische Konflikte mit Russland, dem Iran und China. Steigende Zinsen könnten bald diversen "Zombiefirmen" ein Ende setzen. Deren Pleiten würden das Warenangebot wieder verknappen und die Preisstärke der verbleibenden Firmen erhöhen. Auch historische Rückblicke zeigen, dass Inflationskrisen durchaus mehrere Jahre anhalten können.

China ist das entscheidende Momentum

Derzeit überwiegt die Wirkung des globalen Konjunkturabschwungs, der allgemein preisdämpfend wirkt und auch in den USA den Lohnsteigerungen trotz niedrigster Arbeitslosenquote seit rund 53 Jahren entgegen. Doch infolge der Wiedereröffnung Chinas winkt ein massiver Nachfrageschub an der Rohstofffront. Erneute Preisschübe dort könnten den nächsten Inflationsschub einleiten.


Deflation: Ursachen und Folgen

Als Einzelperson freut man sich, wenn man weniger zahlen muss. Doch Zentralbanken und Staaten setzen vieles daran, um eine Deflation zu verhindern. Aber was ist daran eigentlich so gefährlich? Im Folgenden zeigen wir die Auswirkungen auf die Wirtschaft auf und klären, wie es überhaupt zu einem Preisverfall kommt und wer dabei profitiert. 

Wie entsteht eine Deflation?

Grob vereinfacht kommt es dann zu einer Deflation, wenn die Nachfrage kleiner ist als das Angebot (Nachfragelücke) oder die Geldmenge insgesamt schrumpft. Die sinkenden Preise können daher unterschiedliche Ursachen haben:

  • Rückgang der Nachfrage: Eine Krise oder ein sich ankündigender wirtschaftlicher Abschwung macht Konsumenten und Unternehmen vorsichtig. Sie halten sich bei den Ausgaben bzw. Investitionen zurück und die Gesamtnachfrage sinkt. Ebenso können staatliche Sparmaßnahmen der Grund für schwächelnde Nachfrage sein. Nicht zuletzt führen sinkende Exporte (z. B. durch Wirtschaftskrisen im Ausland oder eine sehr starke Währung) zum Nachfragerückgang.
  • Platzen von Spekulationsblasen: In diesem Fall kommt es zur Vermögensdeflation. Die Vermögensgegenstände (z. B. Immobilien) wurden vielfach auf Kredit gekauft und sind nun viel weniger wert, die Kreditsumme bleiben aber bestehen. Dadurch geraten die Besitzer in die Überschuldung und zahlreiche Kredite fallen aus. Insgesamt werden weniger neue Kredite vergeben als ausfallen – und die Geldmenge sinkt. Wenn weniger Geld im Umlauf ist, steigt aber dessen Kaufkraft und somit ist die Deflation in Gang gesetzt.
  • Produktivitätszuwächse: Wenn die Produktion immer effizienter wird, dann kann dies ebenfalls zu sinkenden Preisen führen. In einzelnen Branchen – etwa im Bereich von Technik und IT – kommt dies immer wieder vor. Über alle Sektoren hinweg ist es aber sehr selten, vor allem innerhalb einer kurzen Frist.

Auswirkungen und Folgen der Deflation

Eine beginnende Deflation entwickelt eine Dynamik, die sich über alle Wirtschaftsbereiche selbst verstärkt und ungebremst fast immer in eine schwere wirtschaftliche Rezession führt:

  • Fallende Preise führen zu sinkenden Profiten der Unternehmen.
  • Unternehmen müssen einsparen, kürzen Löhne und entlassen Mitarbeiter.
  • Die Arbeitslosigkeit steigt und Arbeitseinkommen sinken.
  • Privatpersonen schrauben den Konsum herunter.
  • Unternehmen investieren weniger.

In der Folge schrumpft die Wirtschaftsleistung, die Arbeitslosigkeit steigt und es kommt verstärkt zu Insolvenzen

Ein weiterer gefürchteter Effekt der Deflation: Jeder rechnet damit, dass die Güter in Zukunft billiger werden. Deshalb werden Investitionen hinausgeschoben, schließlich kostet das Auto oder die neue Produktionsanlage ja morgen weniger als heute. Die Leute neigen dazu, das Geld lieber zu horten als es auszugeben. So wird die Nachfrage weiter gedämpft und die Krise verschärft sich.

Kredite bei Deflation

Wer einen laufenden Kredit hat, verliert durch die Deflation besonders stark. Denn die nominale Kreditsumme bleibt gleich – das Geld ist aber nun immer mehr wert. Das heißt, dass die reale Höhe der Schulden zunimmt

Falls man sich einen Vermögensgegenstand (z. B. Immobilien) auf Kredit gekauft hat, dann ist das in diesem Fall sehr ungünstig. Schließlich ist das Sachvermögen nun weniger Geld wert, die Kreditsumme jedoch gleichgeblieben. Somit kann es sein, dass die Schulden plötzlich höher sind als der Wert des damit erworbenen Hauses. Aber auch für Staaten – die meist hohe Schulden haben – oder Unternehmen steigt die Schuldenlast.

Gläubiger hingegen profitieren von der Deflation, denn der reale Wert ihrer Forderungen nimmt zu. Zudem steigen die realen Zinsen: Zum nominalen Zinssatz kommt noch der Wertzuwachs durch die Deflation.

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Die Deflationsspirale

Wie oben beschrieben, kann sich eine Deflation immer weiter selbst verstärken: 

Sinkende Preise ⇒ sinkende Löhne und Entlassungen ⇒ Konsum wird gebremst ⇒ Preise werden weiter gedrückt

Zusätzlich gibt es mehr Unternehmensinsolvenzen, weshalb viele Kredite ausfallen. Banken werden vorsichtig und geben weniger Kredite aus – die Geldmenge sinkt und die Deflation wird weiter verschärft. 

Die gesamte Dynamik funktioniert also wie eine Spirale, die immer weiter nach unten führt (falls Gegenmaßnahmen ausbleiben). Dieses Phänomen ist auch als sogenannte Deflationsspirale bekannt.


Gegenmaßnahmen: die Deflation bekämpfen

Um die beschriebenen negativen Folgen zu verhindern, sollten deflationäre Entwicklungen möglichst früh bekämpft werden. Allerdings: Es ist gar nicht so leicht, einer Deflation beizukommen. Folgende  wesentliche Maßnahmen gibt es:

  • Leitzins senken: Die Zentralbank kann den Leitzins senken und somit die Geldmenge vergrößern. Der Wert des Geldes sinkt und die Preise steigen.
  • Quantitative Lockerung: Dabei kauft die Zentralbank langfristige Anleihen auf (zum Beispiel Staatsanleihen), wodurch sich ebenfalls die Geldmenge erhöht. Dieses Mittel wird gern eingesetzt, wenn die Zinsen bereits sehr niedrig sind. So kündigte die EZB im Zuge der Corona-Krise beispiellose Anleihekäufe an, da die Zinsen schon vorher bei null lagen.
  • Erhöhung von staatlichen Ausgaben: Schließlich kann der Staat versuchen, die Gesamtnachfrage zu stimulieren. Zum Beispiel durch öffentliche Investitionen in Bildung und Infrastruktur oder durch Steuererleichterungen, sodass der private Konsum ansteigt.

Insgesamt haben alle Instrumente aber genauso ihre Schattenseiten. Zum Beispiel kann die Zentralbank den Zins nicht unendlich weit senken, bei null ist in der Regel Schluss. 

Außerdem kann es so weit kommen, dass selbst niedrige Zinsen nichts mehr bringen: nämlich dann, wenn die Leute bereits so verunsichert sind, dass sie trotz Nullzinsen das Geld lieber horten, als es auszugeben (die sogenannte „Liquiditätsfalle“). Staaten und Zentralbanken versuchen deshalb, eine Deflation vor vorne herein zu verhindern.


Investieren bei Deflation: Welche Strategie ist sinnvoll?

Während bei der Inflation ein Investment in Sachwerte wie Immobilien als vorteilhaft gilt, ist bei einer Deflation das Gegenteil der Fall: Der Wert von Sachvermögen sinkt – im Verhältnis zum Geld gesehen. Generell gesprochen sind bei Deflation die folgenden Strategien von Vorteil:

  • Unternehmensaktien werden weniger attraktiv, da die betreffenden Unternehmen weniger Profit erwirtschaften.
  • Immobilien und andere Sachwerte sind im Vergleich zu inflationären Phasen weniger rentabel.
  • Festverzinsliche Geldanlagen (zum Beispiel Tagesgeld oder Bundesanleihen) sind auf einmal deutlich lohnenswerter. 
  • Generell sind Zinspapiere von Vorteil, da die realen Zinsen durch die Deflation steigen.

Nicht ganz unumstritten ist die Rolle von Gold in der Deflation. Investoren tendieren meist dazu, Gold in deflationären Phasen zu verkaufen und auf Zinspapiere umzuschichten – daher fällt der Goldpreis in der Regel, wenn die Inflation nachlässt.


Preisverfall in der Geschichte: Wann gab es eine Deflation?

Allgemein gesprochen sind sinkende Preise ein eher seltenes Phänomen. Im vergangenen Jahrhundert gab es die folgenden drei nennenswerten Deflationsperioden:

  • Große Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren: Ausgehend vom Börsencrash im Jahr 1929 kam es weltweit zu einer wirtschaftlichen Depression. Die Folge waren einbrechende Löhne, extrem hohe Arbeitslosenzahlen und fallende Preise. Die Deflation wurde durch den Sparkurs von damaligen Regierungen noch zusätzlich angetrieben.
  • Deflation in Japan ab den 1990er-Jahren: Ende der 1980-Jahre entwickelte sich in Japan eine spekulative Aktien- und Immobilienblase, die in den frühen 90er-Jahren platzte. Daraufhin folgten ein wirtschaftlicher Abschwung und ein Preisverfall. Man versuchte mit Zinssenkungen und Staatsausgaben gegenzusteuern, jedoch kämpft das Land bis heute mit der Deflationsgefahr.
  • Argentinienkrise 1998-2002: Durch eine Währungs- und Schuldenkrise kam es in Argentinien um die Jahrtausendwende zu einem starken Rückgang bei Konsum und Investitionen. Dies löste eine deflationäre Phase aus, die bis 2002 andauerte.

Deflation – fallende Preise und Wirtschaftsabschwung

Wenn Waren und Dienstleistungen allgemein günstiger werden, dann läuten bei Ökonomen die Alarmglocken. Denn die fallenden Preise setzen eine Spirale des wirtschaftlichen Abschwungs in Gang. Daher peilen die meisten Zentralbanken eine leichte Inflation von rund 2 % an, um einen Sicherheitsabstand zur gefürchteten Deflation zu wahren. Staaten und Zentralbanken setzen Instrumente wie Zinssenkungen, Anleihenkäufe oder staatliche Finanzspritzen ein, um deflationäre Entwicklungen frühzeitig zu verhindern.

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Bildquellen: Monster Ztudio/ Shutterstock.com, Gurudev/ Shutterstock.com, SewCream/ Shutterstock.com
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Über den Autor: Hagen Luckert
Position: Geschäftsführer

Meine gesamte berufliche Laufbahn habe ich im Kreditbereich verbracht. Zunächst im Sparkassen- sowie im Großbankensektor in Deutschland. Nach Leitung der Business-Unit Kreditstrategie- und Organisation in einem großen Beratungsunternehmen war ich als Geschäftsführer einer Kreditfabrik tätig. Im Anschluss daran wurde ich als Vorstand in einem Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz im Bankenbereich berufen und habe 2019 in die Geschäftsführung von Infina gewechselt. Die ständige Recherche, strukturierte Aufbereitung sowie verständliche Veröffentlichung von allen Fragestellungen rund um das Kreditgeschäft gehören zu den wesentlichen Schwerpunktsetzungen meiner Funktion.

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