Unter Private Equity („PE“) Investments versteht man Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen. Diese Beteiligungen erfolgen im Normalfall durch professionell gemanagte Fonds, die laut einer Schätzung der Unternehmensberatung McKinsey weltweit ein Vermögen von 4,5 Billionen Dollar verwalten.
Großanleger und PE-Fonds streben mit direkten Private-Equity-Investments Renditen zwischen 15 und 25 % p. a. an. Es gibt daneben die Möglichkeit in PE-Dachfonds zu investieren, die im Schnitt aufgrund höherer Diversifikation etwas niedrigere Rendite bieten.
In Österreich ist der Private Equity Markt im internationalen Vergleich unterentwickelt und hat noch viel Potential nach oben. In diesem Beitrag erhalten Sie eine Reihe von Hintergrundinformationen zu dieser Thematik und warum PE-Investoren eventuell auch für Sie als Unternehmer interessant sein könnten.
- Private Equity Gesellschaften verwalten Fonds, die Geld von institutionellen Investoren einsammeln und damit Beteiligungen an nicht börsennotierte Firmen erwerben.
- Die PE-Fonds sind auf verschiedene Anlassfälle, Branchen oder Größenordnungen spezialisiert. Buy-Out Fonds konzentrieren sich auf die Übernahme etablierter Großunternehmen und Wachstumsprojekte. Venture-Fonds auf Start-Ups und Jungunternehmen mit hohem Potential. Daneben gibt es Fonds mit Fokus auf KMUs, Unternehmensnachfolge oder gewisse Branchen.
- Private Equity Investoren erwarten hohe Renditen und wollen im Normalfall die Kontrolle bzw. hohen Einfluss auf die Unternehmensführung, um die Strategie mitzubestimmen, die Gewinne langfristig zu optimieren und so bei einem Exit den Gewinn mitzunehmen.
- In Österreich spielt Private Equity sowohl auf Anleger- als auch Finanzierungsseite eine untergeordnete Rolle. Allerdings wächst die Offenheit der Unternehmen für diese Finanzierungsform, gerade bei Wachstumsinvestitionen oder Nachfolgesituationen.
Darunter versteht man von privaten und/ oder institutionellen Anlegern bereitgestelltes Eigenkapital (Equity auf Englisch), mit welchem Beteiligungsgesellschaften langfristige Unternehmensbeteiligungen erwerben. Dabei investieren sie in nicht börsennotierte Firmen oder nehmen solche durch den Kauf vom Listing an der Börse.
Die Beteiligungen können dabei in sehr frühen Unternehmensphasen (vor allem Venture-Capital) aber auch in reiferen Phasen erfolgen (Buy-out- oder Expansionskapital).
Während die Investoren auf Sicht von 7 bis 15 Jahren saftige Renditen erzielen, liegt der Vorteil einer Private-Equity-Partnerschaft für Ihr Unternehmen neben der Kapitallaufbringung in der Unterstützung durch das Fondsmanagement. Dieses ist meist sehr gut vernetzt und bringt hohes Know-How in der Branche und im Bereich der Unternehmensführung mit. Dies ermöglicht die Umsetzung von Wachstumsprojekten und damit Wertzuwächse bei den Firmenanteilen.
Das Prinzip von Private Equity ist das Saat-und-Ernte-Prinzip. Die Gesellschaft stellt eine Beteiligung und Kapital zur Verfügung, übt Einfluss auf die Geschäftsführung aus (oft übernimmt sie die Mehrheit am Unternehmen) und strukturiert um bzw. optimiert die Ergebnisse. Haben diese Schritte gegriffen, kommt der sogenannte „Exit". Die Gesellschaft verkauft ihre Anteile an andere Investoren oder im Rahmen eines Börsenganges.
Mehrere Beteiligungsvarianten:
Wollen Sie wissen, welche Art von Beteiligungsfirma für Ihr Unternehmen in Frage kommt und wie die Beteiligungen laufen? Dann sollten Sie einen Blick auf die nachfolgenden Beteiligungskonzepte werfen:
Venture Capital Fonds (VC-Fonds) stellen Wagnis- bzw. Risikokapital bereit. Sie investieren in sehr frühen Phasen in Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen und sehr hohem Wachstumspotential, häufig im Technologie- oder Pharmasektor.
Mittelständische Unternehmen, die große Investitionen in neue Standorte, neue Märkte, Produktionserweiterungen oder Firmenübernahmen tätigen wollen, benötigen vorwiegend zwei Dinge: frisches Kapital und Managementkapazitäten. Beides finden sie in einem Equity Partner.
Hier liegt der Fokus darauf, durch eine Beteiligung und frisches Kapital, Unternehmen zu sanieren und restrukturieren. Nicht überlebensnotwendige Assets werden verkauft, wichtige Investitionen getätigt und die Konzentration erfolgt auf den verbleibenden rentablen Kern des Unternehmens. Entscheidend sind dabei für den Einstieg eines PE-Investors ein positiver Marktausblick sowie eine gute Marktposition des Unternehmens.
Oft stehen auch große, etablierte und finanzstarke Unternehmen vor unüberwindbaren Hürden. Marktveränderungen, extremer Wettbewerbsdruck oder eine ungelöste Nachfolge können nur mit einem starken, führenden Investor gelöst werden. Dabei geben Unternehmer zwar die Mehrheit ab, profitieren dann aber von einem Gesamtkonzept neuer Dimension.
Private-Equity-Gesellschaften haben mittlerweile einen besseren Ruf als in den späten 1980er-Jahren. Sie agieren nachhaltiger und partnerschaftlicher als früher. Ursprünglich lag der Fokus auf dem Kauf und der Zerschlagung unterbewerteter Firmen. Früher konzentrierte sich die Strategie vorwiegend auf den Kauf und die Zerschlagung unterbewerteter Unternehmen. Heutzutage liegt der Schwerpunkt oft auf langfristigen Investitionen und der Expansion des Geschäfts, um den Marktwert signifikant zu steigern und häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt einen erfolgreichen Exit bzw. Verkauf zu realisieren.
Nachfolgend erfahren Sie, was PE-Gesellschaften (Beteiligungsfonds) genau ausmacht und wie diese agieren:
PE-Fonds sammeln Gelder von Investoren und verwalten diese. Gemanagt werden die Fonds von eigenen Managementgesellschaften, welche die Zielunternehmen („Targets“) analysieren, die Investmententscheidungen treffen und die Führung übernehmen. Rechtlich sind die Fonds als Beteiligungsgesellschaften (meist Kommanditgesellschaften) konstruiert und kaufen Anteile an mehreren Firmen oder sie übernehmen ganze Firmen. Im Normalfall wird für jede Kauftransaktion eine eigene neue Holding gegründet („NewCo“ = New Company). Diese wird mit Eigenmitteln durch den Fonds ausgestattet und nimmt für den Rest des Kaufpreises Bankkredite auf. Dieses Finanzierungskonstrukt ist als LBO („Leveraged Buy-Out“) bekannt. Auf Ebene des Fonds selbst decken im Normalfall die Eigenmittel den gesamten Kapitalbedarf, in Ausnahmefällen werden auch direkt auf Ebene der Fondsgesellschaft zusätzliche Kredite aufgenommen, um das Investmentpotential weiter zu erhöhen.
Die einzelnen Portfolio-Unternehmen werden – je nach Beteiligungsmodell – ausgebaut und umstrukturiert sowie dann nach mehreren Jahren wieder veräußert. Für die Verwaltung verlangt die Managementgesellschaft in der Regel eine jährliche Verwaltungsgebühr von rund 2 % sowie eine prozentuale Erfolgsbeteiligung auf Basis der Veräußerungsgewinne. Für die Kapitalgeber werden Renditen von 15 bis 20 % p.a. angestrebt. Die PE-Fondsmanager sind im Normalfall selbst auch mit Kapital an den PE-Fonds beteiligt.
Die größten und medial bekanntesten Gesellschaften sind wohl die Blackstone Group, die Carlyle Group, Kohlberg Kravis Roberts (KKR), CVC Capital Partners und Warburg Pincus, die zusammen ein Vermögen von hunderten Milliarden Dollar verwalten und immer wieder durch die Übernahme bekannter Unternehmen für Schlagzeilen sorgen.
Beispiele für sehr große Private-Equity Transaktionen der letzten Jahre waren z. B. die Hotelgruppe Hilton, der Haarpflegespezialist Wella, das Pharmaunternehmen Stada, der Staplerspezialist KION, Axel Springer, die BASF Bauchemiesparte, der Kreditkartenspezialist First Data Corp, der Lebensmittel und Tabakkonzern RJR Nabisco und das amerikanische Energieunternehmen TXU. Daneben gibt es unzählige kleinere PE-Fonds mit Volumen von 50 bis 200 Mio. Euro, die medial unbemerkt täglich viele ehemals familiengeführte KMUs übernehmen.
PE-Gesellschaften geht es primär um potenzielle Chancen durch Steigerung der Rentabilität, ein skalierbares Geschäftsmodell, einen positiven Marktausblick und eine Stärkung des Cash-Flows.
Sie entscheiden ganz nüchtern nach potenziellem Umsatzwachstum einerseits und den gleichzeitigen Möglichkeiten der Kostenoptimierungen andererseits.
Die Beteiligung durch einen PE-Fonds ist eine besondere Beteiligungsform. Die Kriterien der Fonds für einen Einstieg sind sehr selektiv und anspruchsvoll. Andererseits muss der Unternehmer bereit sein, Beteiligung und Einfluss abzugeben. Dafür öffnen sich gleichzeitig völlig neue Dimensionen für Investitionen und Finanzierungslösungen mit Banken.
Private Equity zur Unternehmensfinanzierung bietet Ihnen folgende Vor- und Nachteile:
Auf jeden Fall erfordert die Verhandlung mit PE-Fonds und Mezzanin-Kapitalgebern ein hohes Maß an Professionalität und Vorbereitung.
Für Buy-out-Fonds und Wachstumsfinanzierer kommen nur bewährte und bereits erfolgreiche Firmen infrage. Der bisherige Erfolg zählt. Durch den Einstieg der Investoren werden neue Potenziale gehoben und Projekte umgesetzt. Aus dem Rohdiamanten wird ein glänzender Brillant.
Auch Mezzanin-Kapitalgeber fordern höchste Professionalität. Dafür sollte das Unternehmen bereits auf eine positive Vergangenheit und positive Cash-Flows zurückblicken können. Das Unternehmen sollte bei Einstieg bereits effizient laufen und ausreichend Cash-Flow generieren.
Die Finanzierung mit Private Equity kann sich lohnen, wenn …
… Sie über ein Patent auf ein disruptives Produkt oder Verfahren verfügen, welches es in dieser Form noch nicht gibt. Können Sie beispielsweise mittels künstlicher Intelligenz viele Bürotätigkeiten automatisieren und damit Personalkosten einsparen helfen, dann sind Sie der Traumkandidat für Venture-Capital-Geber.
… Sie beispielsweise erfolgreich qualitativ hochwertige Sportmarkenkleidung produzieren und vertreiben und für neue Produktlinien die Produktion stark erweitern wollen. Sie benötigen dafür rund 20 Mio. Euro. Diese können entweder per Wachstumskapital oder Mezzanin-Kapital aufgebracht werden.
... im Zuge eines Generationswechsels im Familienunternehmen mit 300 Mio. Euro Umsatz eine Neuausrichtung auf neue Produkte und Märkte mit mehreren Firmenübernahmen geplant ist oder keine Nachfolger vorhanden sind. Dann kann ein Buy-out-Fonds das Unternehmen mehrheitlich oder zur Gänze übernehmen und eine entsprechende Strategie und Umstrukturierung umsetzen.
Sie wollen wissen, welcher Finanzierungsmix für Sie infrage kommen könnte? Sprechen Sie gerne mit unseren Corporate Finanz-Experten.
Österreich ist in puncto Private Equity noch "ein Entwicklungsland" mit entsprechend hohem Nachholbedarf. Beim Kredit für Unternehmen kommen in Österreich immer noch sehr stark die klassischen gewerblichen Finanzierungen wie der Betriebsmittelkredit, der Investitionskredit und die gewerbliche Immobilienfinanzierung zum Einsatz. Der Anteil von Private Equity am Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt in Österreich laut dem Bericht "KMU im Fokus 2023" vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft bei 0,22 %, was deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 0,75 % liegt.
Die österreichische Wirtschaft ist nach wie vor sehr stark von Bankkrediten für Unternehmer abhängig und die Unternehmenskultur ist dominiert von Familienbetrieben, die wenig Einfluss von Finanzinvestoren wünschen.
Leider werden damit auch manche positiven Entwicklungen für den Unternehmensstandort Österreich verhindert.
Aufgrund des hohen Investitionsbedarfs für neue Technologien, neuen und zum Teil disruptiven Geschäftsmodellen, dem zunehmenden internationalen Wettbewerb und zahlreichen anstehenden Unternehmensnachfolgen in den nächsten Jahren wird das Thema Private Equity aber deutlich an Bedeutung gewinnen.
Venture Capital wird im weitesten Sinne als Unterbegriff dem Private Equity-Bereich zugeordnet. Es geht bei Venture Capital um Start-ups und Neugründer, welche mit innovativen Geschäftsmodellen und hohem Marktpotential Investoren in einer sehr frühen Phase suchen (zumeist Beispiele im Technologie- oder Plattformsektor). Unter Private Equity im engeren Sinne werden hingegen Buy-out und Wachstumsfinanzierung für bestehende und etablierte Unternehmen verstanden.
Für Privatpersonen mit unternehmerischem Background und mehr als 500.000 Euro Netto-Geldvermögen oder für institutionelle Investoren (u. a. Stiftungen, Spezialfonds, Pensionskassen, Beteiligungsholdings, Banken und Versicherungen), die bei entsprechender Risikofreude eine langfristige und unternehmerische Ausrichtung bei ihrer Geldanlage bevorzugen.
Der Fonds sammelt Geld von Institutionellen Anlegern wie Banken, Versicherungen und Pensionskassen, aber auch von wohlhabenden Privatpersonen die über unternehmerischen Background verfügen, ein. Diese Phase nennt man Fundraising. Dieses Geld fließt in einen zumeist als Kommanditgesellschaft organisierten Fonds und die Investoren erhalten ihrerseits dafür Kommanditanteile.
Im Rahmen der Beteiligungsstrategie und der Statuten bzw. des Gesellschaftsvertrages begibt sich die Managementgesellschaft des Fonds auf die Suche nach Firmenbeteiligungen, um diese nach einer ausführlichen Due Diligence zu erwerben. Diese Phase nennt man Investmentphase.
Bei zeitlich befristeten Fonds (im Normalfall 10 bis 15 Jahre) werden diese Beteiligungen gegen Ende der Laufzeit in der sog. Liquidationsphase wieder veräußert. Diese letzte Phase ist zeitlich schwer einzugrenzen, dauert aber in der Regel rund 3 Jahre und ist abhängig vom aktuellen Marktumfeld und dem Geschick des Managements die Beteiligungen auch wieder zu verkaufen. Es gibt aber auch sog. Evergreen Fonds, welche das Beteiligungsgeschäft mit einem zeitlich unbeschränkten Horizont betreiben.
Die wichtigste Kernkompetenz eines Private Equity Managers ist - neben der Kunst der Unternehmens- und Marktanalyse – ein vorhandenes Netzwerk zu potenziellen Verkäufern und Käufern von Unternehmen und Unternehmensberatern.
Die Managementgesellschaften verrechnen ca. 2 % p. a. an Verwaltungs- und Managementgebühr an den Fonds. Daneben gibt es eine Erfolgsbeteiligung von bis zu 20 % auf die im Fonds in Summe realisierten Veräußerungsgewinne.
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