zum Vergrößern auf das Bild klicken | Vergleich der 10/15/20-Jahres-EUR-Swapzinssätze vom 01.02.2015 bis zum 01.02.2018
Konjunkturelle Dynamik im Euroraum führt zu höherer Kreditvergabe
Der IHS Markit Composite-PMI für die Eurozone, ein Stimmungsindikator für den Privatsektor (Produktion u. Dienstleistung), deutet darauf hin, dass sich das BIP-Wachstum in Q4/2017 auf 0,8% im Quartalsabschnitt beschleunigt hat. Die Unternehmen verbuchen so starke Auftragszuwächse wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr, und das Tempo des Stellenaufbaus ist weiter auf einem 17-Jahreshoch, da die Firmen zur Bewältigung der Neuaufträge ihre Kapazitäten erweitern. Das führt zu einer steigenden Nachfrage nach Investitionskrediten und belebt die Kreditvergabetätigkeit der Banken im Euroraum. Die jährliche Wachstumsrate der Buchkredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften erhöhte sich im Oktober 2017 auf 2,9 %, nachdem sie im September 2,4 % betragen hatte, während die Jahreswachstumsrate der Buchkredite an private Haushalte mit 2,7 % stabil blieb.
Österreichische Banken vergeben mehr Wohnbaukredite
In den ersten 11 Monaten 2017 stieg in Österreich das für Wohnbauzwecke an private Haushalte vergebene Volumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 21,9% auf 16,04 Mrd. EUR. Der Wachstumstrend hielt bis November (+20,3%) an. Eine Fortsetzung des Immobilienbooms, anhaltend niedrige Zinsen und ein großer Bedarf an Eigenheimen und Eigentumswohnungen sind die treibenden Kräfte dahinter. Diese Entwicklung gilt aber gleichzeitig als Indikator dafür, dass die Banken Immobilienkredite forcieren. Daraus resultiert auch ein verschärfter Konditionenwettbewerb.
Keine Verteuerung variabler Kreditkonditionen
Die weiterhin expansive Geldpolitik der EZB hielt den 3-Monats-Euribor konstant auf -0,329%. Die marginale Senkung des durchschnittlichen Aufschlags von 1,512 auf 1,487% ist somit rein auf die Konditionsgestaltung der Banken zurückzuführen und hier gibt es 2 Hauptkräfte: Zum einen möchten die Institute bei den Neukonditionen entgangene Erträge infolge der jüngsten OGH-Urteile zum Themenkreis Negativzinsen kompensieren, denn an Verbraucher müssen bis zu einem Kreditzinssatz von 0% die Negativzinsen im Indikatorzins weitergegeben werden. Manche Banken haben deshalb auch im 4. Quartal bei den Neukrediten ihre Margen verteuert. Andererseits stehen Kreditinstitute auch zueinander im Wettbewerb. Somit stehen in der Marktstichprobe des IKI 6 Konditionensenkungen und 4 –erhöhungen 2 unveränderten Aufschlägen gegenüber.
Fixzinskredite – weiter günstig
Seit dem 3. Quartal 2017 kommen Banken ihren Kunden mit Fixzinskonditionen entgegen. Aktuelle Inflationstrends im Euroraum und die geldpolitischen Signale der EZB lassen mittelfristig (bis 2020) nur moderate Leitzinsanhebungen erwarten. In so einem Umfeld streben Banken über Fixzinsbindungen möglichst lange höhere Zinserträge zu lukrieren. Dabei befinden sie sich zueinander im Wettbewerb. Das zeigt die erneute Diskrepanz in der Entwicklung des für 10jährige Fixzinsbindungen relevanten 10-Jahres-EURSwapzinssatz und den Konditionen für 10jährige Fixzinsbindungen. Während der Swapsatz im 4. Quartal 2017 unverändert blieb, fiel der durchschnittliche Nominalzins für 10jährige Fixzinsbindungen vom 2. Oktober 2017 bis 2. Jänner 2018 um 8,1 Basispunkte auf 1,892%. Die effektive Monatsrate eines 100.000-Euro-Wohnkredites mit 25 Jahren Laufzeit und Zinsbindung für die ersten 10 Jahre fiel daher nochmals von 436,75 auf 432,60 Euro.
Die Bandbreite für 10jährige Fixzinsbindungen bei Hypothekarkrediten mit voller Besicherung und bei guter Schuldnerbonität bewegte sich zwischen 1,60 und 2,125%, wobei 1,875% von 3 Banken genannt wurden. Die Konditionsbandbreiten 15jähriger Fixzinsbindungen lagen indessen bei 1,90 bis 2,375% und der Durchschnittswert bei 2,181%. Während für 20jährige Fixzinsbindungen laut aktuellem Stand des IKI im Schnitt 2,429% aufzuwenden waren (Bandbreite: 2,10 bis 2,73%). Die Kreditzinskurve wird derzeit mit zunehmender Bindungsdauer flacher, weshalb vorsichtige Kreditnehmer in möglichst langen Fixzinsbindungen (z.B. 20 Jahre oder sogar länger) aktuell gut aufgehoben sind. Allerdings haben sich mit Anfang Februar 2018 die Konditionen wieder verteuert: Vom 15. Dezember 2017 bis 1. Februar 2018 stieg der für 10jährige Fixzinsbindungen relevante 10Jahres-Euro-Swapzinssatz von 0,78 auf 1,10%, wofür 2 Faktoren verantwortlich sind: Die starke Konjunktur im Euroraum und Spekulationen über die Zusammensetzung der neuen Führungsspitze der EZB.
Ob variable oder fixe Kreditzinsen vorteilhafter sind, hängt – abgesehen vom individuellen Bedarf - von der historischen Zinsentwicklung (aktuell kaum noch Zinssenkungspotenziale aber Risiko von langfristigen Zinsanstiegen) und vom aktuell vorherrschenden Spread zwischen Fixzinsbindungen und variablen Kreditkonditionen ab. Im aktuellen Umfeld ist der Spread zwischen variablen Zinsen und langfristigen Fixzinssätzen noch gering und die Konditionenkurve ist flach. Daher bieten langfristige Fixzinssätze derzeit noch immer eine günstige langfristige Absicherung für Kreditnehmer.